Unschuldig

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Sie hatte kaum geschlafen in dieser Nacht.


Sie hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, das gemeinsame Bett auszusuchen, und hatte sich stattdessen mit einem wollenen Plüschkissen auf der Couch ein gemütliches Nachtlager errichtet. Nur ganz verschwommen hatte sie mitten in der Nacht kurz mitbekommen, dass Ron in die Wohnung getorkelt kam; doch da sie keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung mit Mister kriegt-weiße-Augenbrauen-wenn-er-wütend-wird hatte, gab sie vor tief und fest zu schlafen, und zu ihrem Wohlwollen klappte der Plan auch ganz gut, auch wenn Ron noch ein paar Minuten bedröppelt an der Tür gestanden und sie beobachtet hatte.


Der nächste Morgen verlief kurz und knapp - sie zog sich einen gemütlichen, etwas größeren Wollpullover an, gepaart mit einer engen, hellen Jeans und ein Paar gemütlicher Sneaker; obwohl sie selten im Büro so herumlief sondern eher immer Hemden trug, so hatte sie das Gefühl, dass sie sich heute einfach besser in diesem Outfit fühlen würde. Zumal sie sowieso wusste, was heute kommen würde - grantige Bemerkungen der anderen Frauen. Oh ja, wie sie diesen Kinderkram liebte.


Pünktlich um halb acht erschien sie im Büro. Mit einem leisen Seufzer hängte sie ihre Jacke an den Hacken und ließ ihre Tasche neben sich gleiten, bevor sie sich an den Schreibtisch setzte und mit der Arbeit beginnen wollte.


Gerade als sie eine relevante Akte in ihren Händen hatte, öffnete sich die Tür. Stella steckte ihren äußerst überschminkten Kopf durch die Tür. Hermine setzte ein kurzes Lächeln auf.


"Ja?", sagte sie leise, und sah ernüchternd, wie Stella direkt die Nase rümpfte.


"Mister Malfoy will dich sehen, in seinem Büro. Am besten sofort.", giftete Stella; Hermine übersah nicht, wie sich ihre Mundwinkel abfällig herunterzogen.


"Warum das denn?"


"Hat er nicht gesagt. Willst dich sicher wieder nur einschleimen."


"Ohja, natürlich Stella. Weil ich auch nichts besseres zu tun habe.", fauchte Hermine zurück und bedeutete Stella mit einer Handbewegung, dass sie bitte gehen möge.


Eine Sekunde lang starrte Stella sie noch mit wässerigen Augen an, bevor sie dann mit einem Schnauben verschwand.


Hermine lehnte sich entnervt in ihrem Stuhl zurück und stöhnte. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Wenigstens konnte sie endlich mit Harry in der Pause reden.


Doch eine andere Wahl blieb ihr nicht, als letzten Endes aufzustehen und dem Wunsch ihres Vorgesetzten zu gehorchen. Hätte ich doch nur nicht mit ihm geschlafen! Wer hätte auch denken können, dass er sie danach einfach nicht in Ruhe ließ?


Sie war schnell in dem Korridor, in dem sich das Büro von Draco befand. Sie klopfte leise zweimal an, bevor Draco sie mit einem „Herein!" begrüßte.


Die Sekretärin hatte ihr mal wieder keinen einzigen Blick geschenkt.


Hermine trat ein und blieb vor seinem Schreibtisch stehen, die Arme vor ihrer Brust verschränkt.


Nur einmal kurz für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt