6. Porzellan

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>> Chat Noir, dein Ring, wenn ich bitten darf. Sonst erstickt sie darunter noch. << höhnte Verra Tess.

Ladybug hörte nur dumpf die Stimme der Schurkin. Das Glas war einfach zu dick, um vernünftig etwas verstehen zu können. Vorsichtig, um bei dem engen Raum sich nicht den Kopf zu stoßen, drehte sie sich zu Chat Noir um.
Der Kater stand unschlüssig direkt an dem Glas und hielt sich die linke Faust, mit der er versucht hatte, das Glas kaputt zu schlagen. Er stand leicht schief, sein Gewicht eher auf sein linkes Bein verlagert. Dank des Anzuges konnte Ladybug seine Verletzung am Oberschenkel nicht richtig einschätzen, sie hätte ihn lieber aus dem Kampf herausgehalten, um die Verletzung nicht noch zu verschlimmern. Doch der junge Held war stur und ließ sich die Schmerzen die er haben musste kaum anmerken.
Er bemerkte ihren Blick und legte fragend den Kopf schief. Sie verstand, was er wollte.
>> Glücksbringer! << flüsterte sie. Normalerweise warf sie nun ihren Jojo hoch in die Luft und ihr Glücksbringer fiel ihr in die Hände. Durch den Platzmangel war das nicht möglich, stattdessen leuchtete ihre Waffe kurz rosa auf. Kleine Marienkäfer erschienen wie aus dem Nichts um sie herum, dennoch so, das Verra Tess nichts davon mitbekam. Sie sammelten sich in ihrer Hand, das Leuchten wurde stärker. Schließlich lösten sich die Marienkäfer genauso auf, wie sie erschienen sind und hinterließen den Glücksbringer.
Verblüfft sah Ladybug auf die rot-schwarz gepunktete Porzellan-Vase. Doch lange Zeit zum nachdenken hatte sie nicht mehr, denn Chat benutzte bereits seine Superkraft.

>> Cataclysm! << sagte die Katze und ballte die Hand zur Faust. Schwarzer Rauch umhüllte sie, als sich die zerstörerische Magie in seiner Hand sammelte.
Ohne Verra eine Chance auf eine Gegenreaktion zu geben, berührte er damit die massive Glaskuppel, unter der sie gefangen war. Augenblicklich bildeten sich unzählige Risse im Glas, bis sich dieses schwarz färbte und in Staub zerfiel.
Verra Tess' erste Reaktion war loszuschießen. Sie wechselte schnell zwischen Pfeilen und anderen Zaubern, dessen Wirkung die beiden nicht einmal kannten, und machte es den Helden so schwer, sich selbst zu schützen, wobei Ladybug noch aufpasste, die Vase nicht zu zerbrechen.
Wofür brauchte sie denn eine Vase?
Sie nickte Chat zu, dass dieser Verra ablenken sollte, während sie sich hinter einer Bank zurückzog und sich die Vase genauer ansah.
Sie kannte so eine Art von Vase, ihre Mutter hatte auch einmal so eine gekauft und in den Flur gestellt. Ladybug konnte sich noch gut daran erinnern wie sie schließlich zu Bruch gegangen ist - sie hatte, tollpatschig wie sie war, ihren Schlüssel darin fallen lassen und ihre Hand war beim herausholen in der schmalen Öffnung stecken geblieben. Eigentlich wollte sie die Tür öffnen, sie und Manon, auf die sie an diesen Tag aufpassen musste kamen gerade aus dem Park und das kleine Mädchen wollte schlafen gehen. Ihre Versuche, ihr Hand und somit den Schlüssel wieder aus der Vase zu ziehen, dauerten der Kleinen wohl zu lange - ungedultig hatte sie rumgezappelt, sie selbst hatte das Gleichgewicht verloren und sich mit der Vase schnell an der Wand abgestützt - dabei war sie kaputt gegangen.

Plötzlich ging ihr ein Licht auf. Sie unterdrückte ein Fluchen über ihre eigene Dummheit und richtete sich mit der Vase in der Hand auf. Sie wusste nun genau, was sie tun sollte.
Chat Noir und Verra Tess lieferten sich gerade ein Duell, Verra hatte dabei ein Schwert in der Hand, Chat seinen Stab. Die Schurkin hatte wohl mal von ihren Pfeilen abgelassen. Ladybug holte aus und warf ihren Jojo auf Verra zu. Dieser umwickelte ihr Handgelenk, mit dem sie das Schwert hielt und zog dann kräftig daran. Das Glasschwert flog aus ihrer Hand und zerbrach mit einem lauten Klirren auf dem Straßenpflaster. Chat nutzte seine Chance und schlug ihr mit seinem Stab die Beine weg.
Unsanft landete Verra auf ihrem Hinterteil, rollte sich aber sofort von dem Helden weg und rappelte sich auf.
>> Gebt auf. Ich kommt nicht gegen mich an, also gebt mir einfach eure Miraculous und ich verschone euch! << lachte Verra und hob ihre Hand. Ein leichtes, lilanes Leuchten ging von ihrer Hand aus. Ladybug erstarrte. Ein kleiner Streifen durchsichtiges Glas war zwischen dem silbernen Ärmel und der lila-leuchtenen Hand zu erkennen - das leuchtende wirkte nun eher wie -
>> Sie trägt einen Handschuh! << rief Ladybug. Ohne dem Licht hatte sie das zuvor nicht sehen können.
>> Super. Dann zieh ihr mal den Handschuh aus Glas aus, der für uns wahrscheinlich so fest wie normales Glas ist. << sagte Chat.
>> Bring mich nur nah zu ihr ran. << sagte sie zu ihrem Partner. Er nickte und griff das Glasmädchen frontal an. Sie wich aus und feuerte los, während Ladybug sich ihr von hinten näherte. Erst als die Marienkäfer-Heldin hinter ihr stand, bemerkte sie sie und drehte sich zu ihr um. Mit Wutverzerrtem Gesicht wollte sie schießen, doch Ladybug stülpte ihrer Hand nur grinsend die Vase über. Der Zauber wurde trotzdem abgeschossen.
Glas breitete sich wie Wasser aus, quoll aus der Vase und umhüllte diese ebenfalls. Dann blieb es unbeweglich und Verra starrte entsetzt auf den unförmigen Klumpen Glas, der ihre Hand vollständig einschloss.
Ladybug und Chat Noir vollkommen vergessend schlug sie wütend gegen eine Mauer, um das Glas zu zerbrechen. Anders als der Kater schien sie die Kraft dafür zu haben und nahm den Helden so die ganze Arbeit ab.
Das Gals zerbrach, mit ihm die Vase und der Handschuh - erschrocken hielt Verra Tess inne, doch es war zu spät. Ein Riss war darauf zu erkennen und als sie die Hand bewegte, brach der Handschuh komplett entzwei. Ein kleiner schwarz-lilaner Schmettering kam aus den Bruchstücken gekrochen, schlug eilig mit den zarten Flügeln und wollte sich davon machen. Ladybug wartete aber bereits auf ihn und holte mit ihrem Jojo nach dem Akuma aus.

>> Deine dunklen Zeiten sind vorbei, kleiner Akuma. Bald musst du nicht mehr böse sein! << rief sie, als der Schmetterling von dem Jojo eingeschlossen wurde. Lächelnd öffnete sie den Jojo wieder und aus dem weißen Leuchten im Inneren der Waffe flog ein strahlend weißer Schmetterling und verschwand im Himmel.
>> Tschüss kleiner Schmettering. << murmelte sie. >> Miraculous Ladybug! <<
Unzählige Marienkäfer tauchten aus dem nichts auf. Sie unswirrten die Stadt und alle Menschen, verwandelten alles wieder so, wie es vorher war. Chat trat neben sie.
>> Sollten wir jemals zusammenziehen, kaufen wir keine Vasen. << grinste er schelmisch. Sie kicherte nur, ging aber nicht darauf ein. Sie streckte ihm nur ihre Faust entgegen.
>> Gut gemacht. << sagte sie lächelnd. Er schlug lächelnd ein.
>> Gut gemacht, Pünktchen. <<
Piepend meldeten sich sein Ring und ihre Ohringe. Chat Noir verbeugte sich vor ihr.
>> Na dann, bis zu nächsten Mal, Mylady. << sagte er und verschwand über den Dächern.
Ladybug drehte sich um und sprang in die andere Richtung.
Sie hatte heute Morgen verschlafen, doch jetzt würde wahrscheinlich keiner mehr in der Schule sein. Dann also nach Hause.

Chat Noir - Gekämpft, Gehofft, Verloren (Miraculous)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt