eight lie

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Leo starrte an die dunkle Zimmerdecke. Sein Herz pochte, seine Lippen kribbelten und obwohl er sicher seit zwanzig Stunden wach war, konnte er kein Auge zutun. Er zog die Beine an und die Decke höher, während er sich nach links drehte um den schlafenden Ravi zu betrachten, der neben ihm lag. Er atmete höhrbar, kein Schnarchen, ein wunderschönes Atmen, wie das eines Kindes, - unschuldig und leicht. Seine unordentlichen weißen Haare leuchteten im Mondlicht, welches durch die habgeschlossenen Gardinen ins Zimmer schien. Leo wollte sein Gesicht berühren, über seine Wange streicheln und die Linien seines Gesichtes unter seinen Händen spüren. Ihn küssen und wieder dieses wunderbare Gefühl spüren.

Fühlt sich so Liebe an? Ist es das, wovon immer gesungen wird, in all den unzählbaren Liedern, die Leo je gehört oder gesungen hat? Die Wörter waren stets leer, doch Leo begann zu verstehen, was sie bedeuten.

Fühlte er auch so?

Ein Schauer fuhr durch Leos Körper und seine Herz begann noch schneller zu schlagen. Er kannte Ravi doch kaum - und Ravi ihn ebenso wenig. Onenightstand. Leo hatte noch nie einen, und hatte es auch nicht vor gehabt. Er hat schon immer Probleme gehabt, sich anderen Personen zu öffnen und dann nur für eine Nacht, um den anderen am nächsten Tag wieder vollkommen zu vergessen? Nein, Leo hatte im Leben nie daran gedacht, so etwas zu tun. Doch das was diese Nacht geschehen ist, - könnte es so etwas ähnliches gewesen sein? Ravi sah definitv wie der Typ aus, der vor soetwas keinen Halt machen würde und den schnellen Sex einer Beziehungen vorziehen würde.

Und plötztlich bekam Leo Angst. Angst ihn zu verlieren. Angst, dieses Gefühl zu verlieren, ja, vielleicht auch Angst, sich selbst zu verlieren.



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Leo befand sich die Nacht über in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein. Er konnte sich nicht erinnern, ob er überhaut geschlafen hat, aber als sich die Bettdecke neben ihm bewegte und die Zimmertür sich öffnete und wieder schloss, war er hellwach. Wie erstarrt lag er dort. Einige Minuten lang hörte er Geräusche und noch eine Weile nach dem sie verklangen waren, blieb er still liegen. Erst dann erhob er sich. Er starrte in das immernoch dunkle Zimmer und mit einem mal, fuhr die Kälte in seinen Körper und er spürte die Einsamkeit um ihn herum.

Er schaute sich um. Er befand sich in Ravis Schlafzimmer, welches nicht aufgeräumter als dessen Wohnzimmer aussah. Neben dem großen Bett befand sich in dem eher kleinem Raum ein Kleiderschrank, der scheinbar aber nicht genutzt wurde, da jegliche Kleidungsstücke auf dem Boden verteilt lagen, außerdem einen Tisch mit Computer und Mischpult. Das einzige Fenster, welches sich hier befand, war riesig und halb von einer bodenlangen Gardine verdeckt. Die Aussicht war zu Leos überraschen fantastisch, - obwohl das Wohnhaus in einem eher schlechten Viertel liegt, konnte man vom Fenster aus auf große Teile der Stadt schauen.

Ein Blick auf den Radiowecker neben dem Bett verriert Leo, dass es halb sechs Uhr morgens war. Wo wollte Ravi an einem Samstag so früh hin? Leo überlegte, ihm fiel aber nichts ein. Ravi hatte ihm nie etwas von einem Nebenjob erzählt oder sonst etwas, was er machen könnte. Allgemein wusste Leo nicht viel über ihn - das beunruhigte ihn noch mehr.
Leo erhob sich und schaute sich um. Vor ihm auf dem Boden lagen seine Klamotten. Zusammengeknüllt, auf einander geworfen. Das erinnerte ihn wieder an letzte Nacht und plötzlich vernahm er so etwas wie Scham für seinen nackten Körper und zog sich so schnell es ging an. Er tastete in seine Hosentasche und fühlte das kalte Metall seines Schlüssels und die weiche Silikonhülle von seinem Handy. Beruhigt, dass er nichts verloren hatte, ging er zu Tür, doch als er gerade die Klinke herunterdrücken wollte erstarrte er - hatte Ravi ihn alleine gelassen? Allein in seiner eigenen Wohnung? Leo stelllte sich vor, wie er einfach jegliche Wertsachen in seine Taschen stopfen könnte. Vielleicht war das die Essenz eines Onenightstands oder Ravi vertraute ihm mehr, als das er dachte. Das gab dem schwarzhaarigen wieder Hoffnung und er verließ das Schlafzimmer. Auch in dem Wohnzimmer befand sich keiner und der komplette Raum war dunkel. Es sah alles aus wie gestern abend, doch irgendwas fehlte. Der Raum war kalt und einsam, leer.
Leo schaute sich nicht weiter um und ging zur Haustür. Er schlich, und versuchte keine Geräusche zu machen, auch wenn er wusste, dass sowieso keiner hier war. Er verlies Ravis Wohnung und machte sich auf den Heimweg. Desto mehr er sich von diesem Ort entfernte, desto mehr Gedanken schossen in seinen Kopf.
„Hätte ich dableiben sollen?",
„einen Zettel dalassen?",
„sollte ich ihn anrufen?".
Als Leo seine eigene Wohnung betrat hatte er all diese Gedanken aber vergessen. Der heimliche Geruch und die bekannte Umgebung ließ in ihm die Müdigkeit hochkriechen und das aufregende Kribbeln vergessen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 25, 2018 ⏰

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Meine letzte Lüge (LxR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt