I.

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Ich knurrte und kickte einen Stein weg. 

"Wie kann er sowas nur machen?!", brüllte ich laut und schlug mit der geballten Faust gegen einen Baum. 

Es tat zwar weh, doch ich ignorierte den Schmerz. Zu groß war meine Wut. 

"Es war nicht ganz unbegründet...", erwiderte jemand und trat aus dem Schatten hervor. 

Am Liebsten hätte ich einen riesigen Stein nach ihm geworfen. 

Mein Bruder lachte, wahrscheinlich erwartete er dass ich genau das tat. 

"Vater hat dich einmal gewarnt! Du hast nicht auf ihn gehört, jetzt musst du das selbst ausbaden!" 

Er setzte sich auf die Hängematte und ließ die Beine baumeln. Ich verdrehte die Augen. 

"Yoongi... Verpiss dich bitte einfach. Ich brauche dich und dein Besserwisser-Gerede sowas von gar nicht!" 

Ich stand auf und ließ meinen Bruder alleine auf der Terrasse zurück. In meinem Zimmer war bereits ein Dienstmädchen, welches einen Koffer mit meinen Sachen packte. 

"Er meint das wirklich ernst oder?" 

"Tut er", ertönte die Stimme meines Vaters hinter mir. 

Ich zuckte zusammen, drehte mich um und sah zu Boden. 

"Vater-" Er unterbrach mich sofort. "Ich will weder eine Entschuldigung hören, noch deine Bitte, dass du hier bleiben darfst. Ich habe dich gewarnt. Wer nicht hören will muss fühlen." 

Er drehte sich um und ließ mich alleine. Wütend stieß ich mit meinem Fuß gegen meinen Mülleimer, der dadurch sofort umkippte. 

"Arghhh!" Ich sprang auf mein Bett und ließ mich neben den Koffer fallen. 

Das Dienstmädchen beachtete mich nicht und packte weiterhin meine Sachen. 

Ich schickte sie danach weg und legte mich richtig in mein Bett.  

Eine Weile lag ich einfach nur da und starrte an die Decke. 

Ich sollte also auf die Erde. 

Wie konnte mein Vater mir nur so eine Strafe geben?! 

Yoongi freut sich natürlich darüber, jetzt ist er der Liebling unseres Vaters. Mehrere Stunden lag ich so da, bis auch ich die Augen schloss und in die Welt der Träume eintauchte.

~Nächster Tag~

Ich wurde früh geweckt und das nicht gerade sanft. Jungkook, der jüngste von uns Brüdern, sprang auf meinem Bett herum und somit auch auf mir. 

"Lass das...", fauchte ich ihn wütend an und drehte mich zur Seite. 

"Du musst aufstehen! Unser Vater bringt dich heute auf die Erde! Er wird sehr verstimmt sein, wenn du nicht sofort kommst!", erwiderte der Braunhaarige nur. 

Ich nickte, setzte mich auf und schloss ihn in meine Arme. Ich mochte den Kleinen schon immer sehr gerne. 

"Ist die Erde sehr anders als die Hölle?", fragte Kookie, wie ich ihn liebevoll nannte, plötzlich und sah zu mir hoch.

 Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, jedoch wusste ich darauf keine Antwort. "Ich werde es dir erzählen, wenn ich zurückkomme!", erwiderte ich deswegen nur. 

"Ja... Wenn...", flüsterte der Jüngere und sprang auf. "Ich sag Vater Bescheid das du wach bist!" 

Er wartete meine Antwort gar nicht mehr ab, sondern raste sofort davon. Seufzend stand ich auf, hob den Koffer und überprüfte noch einmal, ob ich alles habe. 

"Du lässt dir jetzt Zeit? Nachdem Vater sowieso schon so erzürnt ist?", kam plötzlich eine Stimme hinter mir. 

Ich fuhr erschrocken herum und atmete dann erleichtert aus. 

Ich hatte mit Yoongi oder Namjoon gerechnet. 

Stattdessen stand Hoseok in der Türe. Er lächelte zwar, so wie immer eigentlich, doch sein Blick war traurig. 

Von meinen ganzen Brüdern war er mir immer schon der Liebste gewesen. 

Er kümmerte sich um mich, munterte mich auf und hielt immer zu mir. Deswegen war er in Vaters Augen ebenfalls eine Enttäuschung. 

Als Dämon kann er sich das nicht erlauben. Aber die Verachtung von Vater ließ uns beide nur noch enger zusammenwachsen. 

Wir verbrachten viel Zeit miteinander. Lachend. Glücklich. 

Jetzt muss ich gehen. Der Gedanke macht auch mich traurig. 

Nicht weil ich ihn vermissen werde, sondern weil Hoseok jetzt ganz alleine hier überleben muss. Hoseok breitete seine Arme aus und drückte mich fest an sich. 

"Auf Wiedersehen...", flüsterte ich und krallte mich an seinem Oberteil fest. Nur er kannte meine wahre Persönlichkeit. 

Normalerweise war ich immer ein guter Dämon. 

Kalt, arrogant und böse. 

Aber bei ihm konnte ich mein wahres Ich zeigen. 

Einen verletzten Jungen der alles dafür tut um Anerkennung zu erhalten. 

"Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Nächste Woche wahrscheinlich, weil ich als nächstes auf die Erde fliegen werde!", erwiderte Hoseok lachend und wuschelte mir durch die Haare. 

Auch er hatte Angst. 

Hier alleine zu sein. 

Bestraft zu werden. 

Als Schande zu gelten. 

Aber ich tat ihm noch mehr leid. 

Vater würde mich erst wiederholen, wenn ich "vernünftig" geworden bin...

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Demon's TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt