Kapitel 2

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In der Bahn ist es rappel voll. Die Menschen stehen dicht aneinander gedrückt in dem viel zu kleinem Wagon. Na toll!

Grade als ich umdrehen möchte, um den 1 Stunde Fußmarsch anzutreten, werde ich am Arm gepackt und zurück gezogen. „Yoongi! Ewig nicht mehr gesehen. Wie geht's dir?" Ich habe inständig gehofft diese Stimme nie wieder hören zu müssen. Genervt drehe ich mich zu Jungkook, der mich kurzer Hand in den überfüllten Wagon zieht. Verdammt! „ Mir geht es super aber dir gleich nicht mehr, wenn du mich nicht sofort los lässt!" „Ohha! Temperamentvoll wie immer was? Du hast dich echt nicht verändert seit der Schulzeit-"

Ja. Ich bin mit diesem bescheuerten Idioten im einen Klasse gegangen und Nein. Ich konnte ihn damals schon nicht leiden, was aber nicht unbedingt an ihm liegt, wobei ich mich da Garde nicht mehr so sicher bin. Es liegt wohl eher an der Tatsache, dass er ein Mensch ist.

Das ich Menschen nicht leiden kann liegt an meiner ach so tollen 'Fähigkeit', wie sie manche nennen, ich nenne es eher einen Fluch, die ich erhalten habe, nachdem ich damals aufs übelste Verprügelt und halb tot zurück gelassen wurde.

Jedes Mal, wenn ich einen Menschen berühre, kann ich im meinem Körper spüren, was in seinem Körper nicht stimmt. Ob das nun ein kleiner Vitamin Mangel oder eine schwere Krankheit ist, ist egal. Ganz egal, was nicht stimmt, ich merke es durch nur eine Berührung. Ich kann euch sagen, es gibt nicht viele Menschen, denen es an nichts Fehlt und das kann manchmal ziemlich schmerzhaft für mich sein. Ich bin durch andere Körper schon öfter gestorben, als es mir lieb ist und dennoch liebe ich es sie Sterben zu sehen.

Natürlich könnte ich den Menschen Helfen. Natürlich könnte ich ihnen sagen, was ihnen fehlt. Aber stellt euch mal vor, wie langweilig das wäre. Dann könnte ich jetzt zum Beispiel nicht mit erleben, wie der alte Mann, der sich Grade unnötig doll an mich lehnt, gleich einen Herzinfarkt bekommt.

Die Anzeichen dafür sind deutlich zu erkennen. Es handelt sich nur um Sekunden, bis er zusammenbricht. Woher ich die Anzeichen kenne? Keine Ahnung. Ich weiß es einfach. Das taucht einfach in meinem Kopf auf.

Ich freue mich schon auf den Gesichtsausdruck des kleinen unschuldigen Jungkooks, der mir grade immer noch seine Lebensgeschichte erzählt. „- und dann ist Tae bei mir eingezogen, damit ich meine Miete zahlen kann. Er hilft mir jetzt Jimin für mich zu gewinnen." In Gedanken zähle ich sehnsüchtig runter 10... 9... 8... Es ist nämlich ziemlich Ätzent, dass der alte Mann sich so an mich lehnt.

3... 2... 1... Wie auf Knopfdruck greift der Mann sich an die Brust und keucht Schmerz erfüllt auf. Passend dazu fährt die Bahn meine Station an. Während der Mann ächzend zu Boden sinkt und sich alle auf ihn stürzen, steige ich aus.

Ich werfe einen Blick zurück auf Jungkook, der wie versteinert auf den Mann starrt und verlasse dann grinsen den Bahnsteig.

Ich denke nicht, dass der Mann stirbt, da er das Glück hatte, diesen Infarkt am Bahnsteig bekommen zu haben. Die Rettungskräfte werden ihn am Leben halten.

Glück im Unglück würde ich mal behaupten. Schade eigentlich. Wenn er gestorben wäre, dann wäre ich bestimmt nicht so schnell abgehauen.

Während ich so durch die Straßen Laufe, denke ich über den jungen Mann vom Friedhof nach. Wie war sein Name noch gleich?... Ist ja auch egal. Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf, auch wenn ich seinen Namen vergessen habe.

So einen Positiv wirkenden Menschen bin ich noch nie in meinen 24 Jahren über den Weg gelaufen. Es war wirklich beeindruckend, mit was für einer motivierten Stimmer er geantwortet hat. Er hat irgendwas anziehendes an sich, finde ich.

Auch, wenn ich diesen Gedanken wirklich merkwürdig finde, ich möchte ihn wieder sehen. Vielleicht kommt er ja irgendwann mal in dem Kaffee vorbei in dem ich arbeite.

Ich weiß. Ein Kaffee ist nicht Grade ein guter Ort, wenn man Menschen nicht ausstehen kann aber ich brauche das Geld. Ohne den Job kann ich meine Wohnung nicht halten, bei der ich grade übrigens ankomme.

Über meine Wohnung gibt es nicht viel zu erzählen. Eine stinknormale, völlig überteuerte 2 Zimmer Wohnung. Ich wohne schon seit 6 Jahren hier alleine und das einzige, was ich hier tue, ist schlafen und ab und zu mal Duschen. Ich verbringe viel zu viel Zeit mit meiner Arbeit. Ich hab eigentlich nicht wirklich ein Leben.

Völlig erschöpft von diesem Tag, schmeiße ich mich in mein Bett. Nicht mal meine Straßen Klamotten ziehe ich aus. Aber sein wir mal ehrlich, wen interessiert das schon. Ich bin sowieso jedem scheißegal. Es gibt niemanden, denn es stören würde, wenn ich jetzt einfach einschlafe und nicht wieder aufwache. Niemand würde mit nach trauen. Wieso auch? Ich bin das letzte Arschloch zu anderen Menschen. Meine Verwandtschaft ist schon lange tot und sowieso hab ich niemanden, der mich ertragen könnte. Es würde mir einfach so viele Probleme abnehmen, so vieles einfacher machen.

Doch. Jemanden würde es Stören. Kim Seokjin. Dieser eingebildete Kerl, der so tut als sei er einer von den Guten, um von allein geliebt zu werden.

Er ist einer der wenigen, die von meiner 'Fähigkeit' wissen. Schon seit Jahren, seit 5 um genau zu sein, versucht er mich dazu zu bringen, ihn in seiner Arbeit als Doktor zu unterstützen.

Regelmäßig ruft er bei mir an oder kommt bei mir in Kaffee vorbei, um mich zu über reden. Nicht mal die Ausbildung soll ich Absolvieren. Er will nur, dass ich ihm helfe, damit Doktor eingebildet noch mehr von seinem nicht verdienten Ruhm erntet. Nein danke! Nicht mit mir.

Warum genau ich den Menschen nicht helfen möchte, wisst ihr ja schon. Ich finde es einfach zu schön mit anzusehen, wenn sie sterben. Warum also Helfen?

Angel °Yoonseok/Sope°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt