Seit einer gefühlten Ewigkeit zog Eloy mich schon durch diesen mir schier endlos erscheinenden Tunnel. Und wie gestern Abend auch, sah ich in dieser unendlichen Finsternis absolut nichts. Das Einzige, dass mir Gewissheit gab, dass er noch da war, war seine Hand, die er fest um meine geschlungen hatte, damit ich dicht hinter ihm blieb, und seine schnellen Schritte, die von den Wänden widerhallten, wobei ich mir manchmal nicht sicher war, ob es überhaupt seine waren oder nicht vielleicht doch die von irgendwelchen Verfolgern. Mein Herz klopfte mir jedenfalls noch immer bis zum Hals.
Seit wir die Wohnung verlassen hatten, hatten wir kein Wort mehr geredet. Er hatte mich durch leere Gänge und Räume geschliffen, bis wir letzten Endes hier angekommen waren. Und auch wenn ich mich hier wohler fühlte, als in den hellen Räumen der Haeril, behagte mir das Ganze nicht. Iyva war immer noch nicht zurück, aber es schien ganz so, als würde er sich überhaupt keine Sorgen um sie machen. Vielleicht spürte er ja, genau wie wir Drachen es untereinander taten, dass es ihr gut ging.
Auch wenn ich eigentlich immer noch von furchtbarer Angst geplagt wurde, vertraute ich ihm irgendwie. Aber wie konnte ich anders. Er hatte mich gegen die Regeln seines Clans versteckt und gepflegt bis meine Wunden geheilt waren. Hatte mir nicht mein Herz aus der Brust gerissen, um Unsterblichkeit zu erlangen und mir zudem den ersten Sonnenuntergang geschenkt, den ich wirklich genießen konnte, ohne ständig Angst vor möglichen Verfolgern zu haben. Denn neben jedem anderen Wesen, das gerne unsere Fähigkeiten haben wollte, gab es eine besondere Gruppe, welche sich aus allen möglichen Wesen zusammen geschlossen hatte. Sie selbst nannten sich Drachenjäger und hatten es sich als Ziel gesetzt, alle Drachen, die sie finden konnten, zu jagen und töten, um an unser Blut und das Herz zu gelangen, schließlich brachte es nicht nur eine Menge Geld, sondern auch unglaubliche Macht.
Es war so finster in diesem Tunnel, dass meine Augen es auch nach einer gefühlten Ewigkeit nicht schafften, sich an das mangelnde Licht zu gewöhnen und ich noch immer gefühlt blind hinter Eloy her stolperte. Ich konnte einfach nur hoffen, dass er das hier gut durchdacht hatte, da wir so Hals über Kopf aufbrechen mussten.
»Eloy?«, fragte ich zaghaft und so leise, dass ich fast dachte, er würde es gar nicht mehr hören.
»Sch. Nicht reden«, kam jedoch sofort als Antwort, wodurch ich mir sicher sein konnte, dass er mich gehört hatte.
P
Ich hielt den Mund, auch wenn es mir sehr widerstrebte und begann einfach nur zu hoffen, dass wir diesen Tunnel irgendwann endlich hinter uns lassen würden.Diese Finsternis fing an mich verrückt werden zu lassen und ich hatte schon Probleme mich darauf zu konzentrieren, dass ich einen Fuß vor den anderen setzen konnte, während Eloy mich ungeachtet meiner Probleme einfach weiter zog. Er wollte wohl genauso wie ich hier raus, einfach nur raus.
Als wir letzten Endes wieder Licht erblickten, überraschte es uns beide so schnell, dass wir vollkommen überrumpelt stehen blieben. Es brauchte ein paar Minuten, bis wir uns an den plötzlichen Lichtunterschied gewöhnt hatten, wobei ich diesmal schneller zu sein schien.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich, da er noch immer etwas weg gedreht da stand und seine Augen zusammen kniff.
Er nickte bloß. »Kaly. Was siehst du?«, fragte er mich, was mich nur noch mehr in meiner Vermutung bestärkte, dass er tatsächlich immer noch nichts sah.
»Hm«, kam es aus meinem Mund. Was sah ich? »Bäume«, antwortete ich ehrlich, schaute mich dennoch weiter um. Er hätte mich sicherlich nicht gefragt, was ich sehe, wenn er wissen wollte, dass hier Bäume sind. Wahrscheinlich wusste er das sehr genau.
Somit blickte ich mich drehend um.
Was sah ich sonst noch?
»Da steht ein Jeep«, rief ich.

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Dragon Spirit
FantasyNichts erwartet Kalyiah sehnsüchtiger als die Vollendung ihres siebzehnten Lebensjahres. Denn dann wird sie endlich ein vollwertiger Drache sein und bei einem der größte Meister lernen. Durch unglückliche Ereignisse landet sie im Hauptquartier der H...