Beim Frühstück wollte Danny von Stiles wissen:
„Was hast du eigentlich an Weihnachten vor?"
Der Biologe blickte überrascht auf:
„Was sollte ich da schon vorhaben? Vermutlich werde ich arbeiten. Und was machst du?"
„Ich werde mit Emma und ein paar anderen Freunden im Diner feiern. Willst du an diesem einen Tag nicht lieber auch zu uns herunter fahren und ihn mit uns verbringen? Das wird hier doch sonst wahnsinnig einsam für dich!"
Stiles Blick fiel auf Miguel, der am Boden lag und selig an einem großen Schinkenknochen herumnagte:
„Das ist ein nettes und auch verlockendes Angebot, aber ich denke, ich passe. Ich kann meinen Wolf doch nicht allein lassen. Und wenn er bei mir ist, dann bin ich ja auch nicht allein, richtig?"
„Na ja, aber das ist doch nicht das Gleiche. Warum bringst du den Großen nicht einfach mit!" schlug Danny vor.
Dieser Gedanke hatte wirklich seinen Reiz, denn Stiles befürchtete irgendwie, dass er an diesem Tag in ein Loch aus Depression und Einsamkeit fallen könnte: Keine Lydia, kein Scott und kein Dad!
Dennoch entgegnete er:
„Ich kann nicht! Es ist zu gefährlich. Je mehr Leute von Miguel wissen, umso größer ist die Gefahr, dass sich jemand verquatscht. Und nun haben die Wilderer auch noch angefangen, an Türen zu klopfen, um ihn zu finden." Stiles schüttelte entschlossen den Kopf: „Nein es geht wirklich nicht!"
„Aber... Weihnachten?" machte Danny einen letzten Versuch: „Da will doch keiner allein bleiben!"
„Ich schaffe das schon!" behauptete Stiles tapfer und da entschied Danny scheinbar, das Thema fallen zu lassen.
In den folgenden drei Tagen blieb es ruhig rund um die Forschungsstation. Die Wilderer ließen sich nicht blicken, aber dennoch blieb Stiles sehr vorsichtig. Die Fenster hielt er alle Zeit blickdicht verschlossen und Miguel durfte nur bei Dunkelheit aus dem Haus und auch dann immer nur für einen kurzen Augenblick. Halb fürchtete er dabei, der Wolf könnte ihm bei einer dieser 'Gassi-Runden' einfach abhauen, weil er doch mittlerweile längst einen Stubenkoller haben musste, doch Miguel hielt ihm weiter die Treue und kehrte jedes Mal wieder mit ihm zurück ins Haus.
Stiles wagte es natürlich auch nicht mehr, den Wolf mit auf seine täglichen Forschungsausflüge in die Wildnis zu nehmen, doch Danny blieb mit ihm zurück und gab acht, auch wenn Miguel wirklich keinen Hehl daraus machte, dass er auf seinen Babysitter keinen gesteigerten Wert legte. Er ließ sich zum Beispiel niemals von ihm streicheln, bellte ihn an, wenn er fand, dass der Zweibeiner ihm im Wege stand und wich Stiles keine Sekunde von der Seite, wenn sie zu dritt im Haus waren.
Danny bemerkte daraufhin irgendwann:
„Dir ist hoffentlich klar, dass Blacky dich für sein persönliches Eigentum hält, oder? Er hat eine wirklich ungesunde Fixierung auf dich, die du ihm besser beizeiten abtrainieren solltest, falls du planst, ihn bei deiner Heimkehr mit in die Zivilisation zu nehmen, denn sonst kannst du dich von Sozialkontakten jeglicher Art, inklusive deinem Liebesleben ein für alle Mal verabschieden."
„Ach Unsinn!" hatte Stiles da das Tier in Schutz genommen und ausgiebig den pelzigen Kopf gekrault: „Miguel war einfach nur zu lange allein und nun bin ich sein neues Rudel. Außerdem haben er und ich ja auch einiges gemeinsam durchgemacht. Du vertraust mir bloß; das ist alles, richtig Süßer?"
„Wenn du meinst?" hatte Danny geantwortet, doch sein Gesichtsausdruck verriet genau, was er in Wirklichkeit von dieser Angelegenheit hielt.
Am Morgen seiner Abreise erklärte Danny sorgenvoll:
DU LIEST GERADE
Wolf im Schnee
Fanfiction"Mitten in Nacht wurde Stiles wach von einem Ruf aus der Ferne, der ihn bis ins Mark erschütterte und seinen gesamten Körper mit einer Gänsehaut überzog. Es war das Klagen eines einsamen Wolfes, so durchdringend und tragisch, dass es Stiles die Trän...