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Die nächsten Tage vergingen nicht groß anders. Ich versuchte soweit es ging Alec aus dem Weg zu gehen, während er weiter seine ätzenden Machosprüche raushaute. Ich hatte ein paar Mal mit meiner Mutter und Lara telefoniert und mich mittlerweile mit meinem neuen Mitbewohner abgefunden. Mir blieb auch nicht viel anderes übrig, schließlich wollte ich nicht schon wieder auf Wohnungssuche gehen, und würde vermutlich auch keine so gutgelegene günstige Wohnung mehr finden.

Morgen würden meine Kurse an der Uni beginnen. Es war allerdings keine ganz gewöhnliche Uni, denn hier wurde nicht Deutsch, Mathe, Englisch, oder irgendein anderes der üblichen Fächer gelehrt. Nein, hier wurden Schattenjäger ausgebildet und auf ihre Dämonenjagt vorbereitet.

Seit ich mit fünf erfahren musste, dass es Dämonen überhaupt gibt, und ausgerechnet ich auch noch einer der wenigen Menschen war, die diese sehen konnten, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht sie zu vernichten.

Damals hatte ich mit ansehen müssen, wie meine damals beste Freundin Julia durch zu viel Kontakt mit Dämonen selber verflucht wurde. Sie hatte die Dämonen nicht sehen können, war aber immer zu diesem bestimmten Brunnen gelaufen, an dem ich sie alle hatte spielen sehen. Und dann war sie böse geworden. Fünf Wochen später wurde sie von einem Schattenjäger umgebracht, da sie endgültig zu einem Dämon mutiert war.

Das Einzige, woran ich mich jetzt von dem Vorfall noch erinnern konnte, war, dass Julia diese entsetzlich schwarzen Augen bekommen hatte. In ihnen hatte die Lust nach Mord gebrannt. Seit ich das miterleben musste, wollte ich alle Menschen davor bewahren, so zu enden wie sie.

Meine Mission war gefährlich, das wusste ich, besonders weil ich die sogenannten Black Eye Children, also die Menschen, die später bei weiterem Kontakt zu Dämonen selber zu welchen mutieren würden, erst erkennen konnte, wenn sie ihre schwarzen Augen bekamen. Sie waren schon vorher gefährlich, aber für mich unerkennbar.

Anders war das bei den richtigen Dämonen. Sie hatten eine Geisterhafte Erscheinung, welche mir die Unterscheidung zwischen ihnen und den Menschen erleichterte.

Ich wusste, dass meine Mutter auch Schattenjägerin sein musste, da ich Ahnenforschung betrieben hatte und so herausfand, dass sich in unserer Familie schon seit Jahrhunderten diese Fähigkeit auf der weiblichen Seite vererbte. Dennoch hatte ich nie meine Mutter darauf angesprochen, aus Angst sie würde mir das Studium verbieten. Sie dachte, so wie alle anderen auch, dass ich normal aufs Collage ging. Tja, so konnte man sich täuschen.

Ich musste mir nur noch irgendeine Ausrede überlegen, wieso ich und Alec nicht zusammen auf die Uni gehen konnten. Er hatte mich gefragt, ob er mich mitnehmen solle, da ich noch kein Auto besaß, und ich hatte ihm erzählen müssen, dass Lara mich mitnahm. Sie wiederum dachte, dass Alec mein Fahrer war.

Sie war zwar meine beste Freundin, aber dennoch musste sie nicht alles über mich wissen. Sie würde mir eh nicht glauben, und ich wollte unsere Freundschaft nicht deswegen aufs Spiel setzen.

Da sie sich nicht kannten, war die Gefahr nicht allzu groß, dass die beiden miteinander reden würden, aber sie würden mich beide auf der Uni vermissen. Ich war mir beinahe sicher, dass ihnen mein Fehlen auffallen würde. Ich konnte Lara zwar glaubhaft klarmachen, dass ich noch nicht wusste, was für Kurse ich hatte und wann somit meine Pausen waren, weshalb ich mich noch nicht festlegen konnte wann und wo wir uns treffen könnten, aber lange würde das nicht ausreichen. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich dann tun sollte. Doch darüber konnte ich mir immer noch Gedanken machen, wenn es dann mal so weit war.

Jetzt saß ich gerade auf der gemütlichen Couch neben Alec und aß die Pizza, welche Alec und ich uns bestellt hatten. Wir waren beide heute einfach zu faul gewesen, um selbst zu kochen und so hatten wir den Bestelldienst eingeschaltet.

Auf dem Fernseher vor uns lief Star Wars, da Alec sonst nur Gruselfilme besaß und ich nicht schlau genug gewesen war, meine eigenen Filme mitzubringen.

Und bevor ich mir einen Gruselfilm anschaute musste ich erstmal an die Couch gefesselt werden. Genauso hatte ich ihm das auch gesagt, und daraufhin hatte es mich einige Zeit gekostet ihn dazu zu bringen seine Erbärmlichen Fesselversuche endlich aufzugeben und stattdessen lieber Star Wars zu gucken.

Er schien den Film allerdings nicht allzu spannend zu finden, denn jedes Mal, wenn ich mich zu ihm umdrehte, erwischte ich ihn dabei, wie er mich musterte. Das brachte mich leicht zum lächeln und ich drehte mich wieder weg, damit es ihm nicht auffiel.

Während des ganzen Films redeten wir nicht viel miteinander und danach erledigte ich nur noch kurz den Abwasch, um mich dann in mein Zimmer zurückzuziehen. Als ich gerade in meine Shorts und in mein Schlafshirt geschlüpft war, kam Alec in mein Zimmer gerannt. Ich sollte mich wohl glücklich schätzen, dass er nicht schon vorher vorbei geschaut hatte, aber ich war stink sauer.

„Schon mal was von Klopfen gehört? Das bedeutet, dass man zweimal leicht mit der Faust an die Tür klopft, wartet bis man eine Antwort bekommt, und erst wenn diese dir sagt, dass du das Zimmer betreten darfst rein kommt. Solltest du unbedingt mal ausprobieren! Mann Alec, du kannst doch nicht einfach in mein Zimmer gestürmt kommen!"

„Beruhig dich, Prinzessin. Außerdem hast du nichts, was ich nicht schon gesehen hätte, das kannst du mir glauben." Ich hatte es mittlerweile aufgegeben Alec zu sagen, er solle aufhören mich Prinzessin zu nennen, das brachte ja doch nichts. Und mit dem, was er da sagte, bestätigte er mir nur noch einmal mehr, dass ich ihn seit unserer ersten Begegnung richtig eingeschätzt hatte. Offensichtlich hatte er wirklich schon mit einigen Frauen geschlafen. Ich war im Moment einfach nur froh, dass ich noch keinem seiner Flittchen begegnen musste.

„Ich wollte dich eigentlich nur fragen, wann du morgen aufstehen willst, damit wir uns absprechen können, wann wer das Bad benutzen will.", verteidigte er sich. „Ja, danke, das ist ja ausnahmsweise sogar mal wirklich nett von dir, aber du hättest trotzdem klopfen können! Also ich würde gerne morgen früh einmal kurz unter die Dusche springen, aber insgesamt brauche ich denke ich mal so zwanzig Minuten.", berichtete ich ihm.

„Wow, ausnahmsweise mal ein flottes Mädchen, ich hätte dich jetzt so eingeschätzt, dass du ungefähr ne Stunde brauchst, aber es ist doch immer wieder schön, wenn man dann doch vom Gegenteil überzeugt wird. Ich werd dann einfach nach dir das Bad belegen, gute Nacht" Schon im Halbschlaf murmelte ich nur noch ein Nacht, bevor ich dann komplett in den Schlaf glitt.

Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Da ich nicht schon an meinem ersten Tag durch zu spät kommen negativ auffallen wollte, schaffte ich es gefühlt zum ersten Mal in meinem Leben zeitig aus dem Bett zu kommen.

Wie ich es erwartet hatte war Alec noch nicht aufgestanden. Also machte ich mich daran das Frühstück vorzubereiten. Als ich gerade fertig war öffnete sich Alecs Schlafzimmertür und er selber stand dort an den Türrahmen gelehnt. „Sind das Waffeln? Wow, da wird man ja tatsächlich richtig verwöhnt, wenn man einmal eine Frau in seiner Wohnung wohnen lässt. Danke"

„War das gerade wirklich ein Danke, oder habe ich mich einfach nur verhört? Ich mein, der starke Alec würde doch niemals ein Wort wie Danke in den Mund nehmen!"

„Pass auf, Prinzessin. So etwas wirst du nicht allzu oft hören, also sei lieber froh, dass du es überhaupt einmal hörst", sagte er mit einem schiefen Grinsen. Und ich dachte schon er wäre netter geworden. Aber um ganz ehrlich zu sein, hätte mich das fast schon ein bisschen enttäuscht. Ich hatte mich mittlerweile so sehr an seine Sticheleien gewöhnt, dass ich sie schon fast vermissen würde, wenn er freundlicher würde. Schlüsselwort fast. Aber die Hoffnung, dass er sich jemals ändern würde, bestand ja eh eher nicht.

Um das noch einmal zu unterstreichen ließ er sich auf einen Stuhl fallen und meinte allen Ernstes „Hey Prinzessin, die Marmelade fehlt noch". Das konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen, immerhin war ich mit Sicherheit nicht seine private Dienerin, oder so.

„Wenn du was haben willst, dann beweg deinen faulen Arsch in die Küche und hols dir selber. Du kannst froh sein, dass ich dir überhaupt Waffeln gemacht habe."

„Warum denn so kratzbürstig? Schlecht geschlafen? Musstest wohl zu viel an meinen faulen Arsch denken. Gibs zu, du magst meinen Arsch" Kann ihm irgendwer mal bitte dieses verdammte Grinsen aus dem Gesicht schlagen? Ja, vielleicht fand ich Alecs Hintern nicht unbedingt hässlich, aber das würde ich ihm ganz sicher nicht auch noch unter die Nase reiben. Sein verdammtes Ego war schon groß genug.

Roommate, Arschloch und dazu noch verdammt heißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt