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Leider wurde es über meinen ersten Studium Tag auch nicht unbedingt leichter ihn zu vergessen. Obwohl die ersten Stunden echt hochinteressant waren, konnte ich meine Gedanken einfach nicht von diesen verflucht grünen Augen abwenden.

Ständig sah ich sein Grinsen vor mir, während ich gerade versuchte mir die verschiedenen Vorkommensweisen der Dämonen einzuprägen. Verdammt, und dabei wollte ich doch einen guten ersten Eindruck machen. Alec stellte echt meine gesamte Welt auf den Kopf. Nicht dass das durch den Umzug nicht eh schon der Fall gewesen wäre, aber bevor ich Alec kennengelernt habe, habe ich mich wirklich noch mit dem Stoff beschäftigt, den wir in den Kursen hier durchnehmen wollten.

Danach war ich irgendwie auf andere Dinge konzentriert. Ich verstand mein Gehirn einfach nicht. Auf meiner alten Schule war ein Junge gewesen, der nicht hätte netter sein können. Er sah gut aus, war charmant und hatte das perfekte Lächeln. Außerdem, war er in mich verliebt.

Aber nein, statt sich in den von allen geliebten Traummann zu verlieben zieht mein Gehirn den Bad Boy, alias Alec Hohlkopf Ryder, alias selbstverliebtes Arschloch vor. Das war ja an sich schon total bescheuert, aber hinzu kam noch, dass sich Alec nicht im Geringsten um mich scherte und Luke damals unsterblich in mich verliebt war.

Mein Kopf schnellte nach oben, als mir auf einmal eine Waffe in die Hand gedrückt wurde. Jetzt ging es an den praktischen Teil, das dürfte interessant werden. Irgendwie hatte es die Technik ermöglicht virtuelle Dämonen herzustellen, mit denen wir Schüler jetzt fertig werden mussten.

Meiner sah für eine Sekunde noch so aus wie ein kleines Mädchen, dann fiel sie plötzlich in sich zusammen und wurde zu einer ekelhaft schleimigen Kreatur. Ich wusste inzwischen, dass Dämonen normalerweise die Gestalt des Menschen haben, der sie einmal waren und nur zum Angriff zu der weiter bekannten Dämonartigen Form wurden.

Das glitschige Etwas glitt langsam auf mich zu und machte würgende Geräusche. Mir war echt zum Weglaufen zu mute, aber ich musste das jetzt einfach aushalten. Das war ich Julia schuldig. Mit einem ohrenbetörenden Kreischen baute sich das Ding vor mir auf, doch bevor es mich erreichen konnte erstach ich es mit meiner Waffe.

Kein Blut war daran zu erkennen, der Dämon löste sich einfach in Luft auf. In diesem Moment war ich auch echt froh darüber, nicht den Leichnam eines dieser Kreaturen begutachten zu müssen. Schwer atmend stützte ich mich auf meinen Knien auf. Als ich mich umschaute merkte ich, dass die meisten noch mit ihren Dämonen kämpften.

Eine hatte den Kampf offensichtlich nicht gewonnen. Sie saß auf dem Boden zusammengekauert und weinte. Das war vermutlich auch der Grund, warum wir mit virtuellen Dämonen üben sollten.

Ob Alec wohl stolz auf mich wäre, wenn er wüsste wie gut ich mich heute geschlagen hatte?

Verdammt, was war nur mit mir los, es war doch im Grunde total egal, ob er stolz auf mich war oder nicht. Aber das stimmte nicht, aus irgendeinem unerklärlichen Grund mochte ich ihn wirklich, und das würde es nur noch schwerer für mich machen, vor ihm diese ganze Sache geheim zu halten.

Auf meinem Rückweg klingelte plötzlich mein Handy. „Wo warst du? Ich habe dich den ganzen Tag gesucht, was denkst du dir eigentlich dabei mich einfach so alleine zu lassen?", dröhnte Laras Stimme durch das Handy sofort nachdem ich angenommen hatte. Sie schien wirklich verdammt wütend zu sein, verdammt! „Bist du krank?", fragte sie kurz darauf mit viel sanfterer Stimme.

„Nein, mir geht es gut und es tut mir echt leid, dass ich nicht zu dir gekommen bin, aber ich wurde erst den halben Tag von irgend so einem Mädchen rumgeführt und hatte dann durchgehend Unterricht". Das war nicht mal gelogen, es hatte halt nur an einer anderen Uni stattgefunden.

„Ok gut, aber wehe das passiert morgen nochmal. Dann gilt die Ausrede das dich jemand herumgeführt hat nämlich nicht mehr. Hast du was dagegen wenn ich nachher noch ein bisschen zu dir rüber komme? Dann kann ich auch endlich mal deinen schrecklichen Mitbewohner kennenlernen."

Ich hatte Lara bei unseren vorherigen Telefonaten recht viel von Alec erzählt. Größtenteils hatte ich mich einfach nur darüber aufgeregt wie arrogant er doch war. „Klar gerne, wir könnten Pizza bestellen oder so, ich freu mich!" rief ich schnell durchs Handy bevor ich auflegte.

Ich war an meiner Wohnung angekommen und schloss eilig die Tür auf. Alec war nirgends zu sehen, dafür kamen aber recht merkwürdige Geräusche aus dem Badezimmer. "Scheiße" hörte ich Alec nur murmeln, bevor ein Knarzen ertönte. Ich klopfte vorsichtig an der Tür um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.

„Ich komme sofort, essen steht schon in der Küche bereit, kannst gerne schon anfangen", bekam ich als Antwort. „Gut, vielen Dank, Lara wollte nachher mal vorbei schauen, wäre das okay für dich?"

„Geht klar, ich freu mich schon darauf sie endlich mal kennen zu lernen, so viel wie du schon von ihr erzählt hast." Ich hatte mich gegen die Tür gelehnt, damit ich ihn besser verstehen konnte, was ich jetzt bitter bereute. Alec war plötzlich aus dem Bad gekommen und ich war nicht gerade sanft auf meinem Hintern gelandet. Aua.

Dem Blick nach zu urteilen, wie Alec mich anschaute, schien er eher amüsiert zu sein, aber zu seinem Glück sagte er kein Wort. Das wäre vermutlich auch nicht gut für ihn ausgegangen.

Aus irgendeinem Grund schienen seine Augen heute ein noch strahlenderes Grün zu haben als sonst, aber das lag vermutlich einfach nur an den Lichtverhältnissen.

Roommate, Arschloch und dazu noch verdammt heißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt