Chapter 4-Kleiner Teufel

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Keine Ahnung wieso aber irgendwie hatte mich Kyran zur Kasse gelotst, ohne dass ich etwas bemerkt hatte.
Er hatte immer wieder durch die Grossen Fenster neben dem Eingang, die die Mauer ersetzten, gesehen und ich hatte etwas verwirrt drein geschaut.
Aber dann hatte er mir erklärt dass ihn ein Freund abholen kam und er ihn nicht verpassen wollte, was ich natürlich verstand.
Er war sogar so ein Gentleman gewesen dass er mir die halbschweren Tüten zur Bushaltestelle getragen hatte.
Es fühlte sich lustig an, zu sehen was mir die Frauen für Blicke zu warfen, wenn ich mit dem Adonis in Anzug an ihnen vorbei lief.
Zugegeben etwas cool fühlte es sich an, aber sie wussten ja nicht dass ich Kyran gerade erst kennen gelernt hatte.
Als wir uns verabschiedet hatten, war ich etwas verlegen gewesen da ich nicht wusste was besser war.
Umarmen oder die Hand geben. Irgendwie hatte beides nicht gepasst, also hatte ich ihn einfach angelächelt, so schön wie möglich.
Hoffentlich hatte ich nichts zwischen den Zähnen aber seinem Gesicht nach zu urteilen war dem nicht so. Sehr erleichternd.
"Du solltest mich noch öfters anschreien Teufelchen."
Hatte er gesagt und sich dann zurück in Richtung Supermarkt entfernt, während ich auf den Bus wartete. Komisch war zwar dass er nichts eingekauft hatte obwohl er doch dort drin gewesen war aber vielleicht hatte er es vergessen. Kam
Bei mir ja auch öfters vor. So hatte ich zum
Beispiel meine Tampons nicht gekauft, was aber mit Kyran neben mir auch zu peinlich gewesen wäre:
Während ich nun in den Himmel sah und den
Kühlen Herbstwind an mir herum
Streichen fühlte, musste ich grinsen. So unterschiedliche Zwillinge hatte ich noch nie gesehen. Und doch waren sie beide auf ihre Art anziehend. Logisch fanden die Frauen so grossen Gefallen an den beiden.
Der Bus hielt vor mir, die Reifen quietschten schlecht geölt und die Türen öffneten sich mit einem Zischen.
Einige Leute stiegen die schmalen Treppen Stufen hinunter und ein junger Mann half einer alten Frau heraus die ziemlich wackelig auf den Beinen war.
Ich wollte gerade die Tüten links und rechts von mir aufheben und zu dem mürrisch guckenden Busfahrer einsteigen, als ich Reifen Quietschen hörte.
Ein hörbares Fluchen des älteren Mannes am Steuer war deutlich zu hören und eine junge Frau hielt ihrem Kind die Ohren zu, welches mich breit grinsend beobachtete.
Verwirrt machte ich einige Schritte nach links und lugte am zerkratzen Scheinwerfer des Busses vorbei.
Kein Wunder regte sich der Fahrer so auf.
Ein nigelnagel neuer Sport Wagen mit der Marke Mercedes, hatte mit qualmenden Reifen nur wenige Zentimeter vor ihm auf der Lücke geparkt und Qualm stieg über dem schwarzen glänzenden Metall des Wagens hervor, die hintere Tür war geöffnet.
Baff sah ich einen zerzausten Kopf hinaus schauen und mich frech angrinsen.
Mein Herz hopste einmal und begann dann zu galoppieren.
Ich liebte Autos.
Eine blöde Aussage, ich war ein Mädchen und hatte auch nicht viel mehr Ahnung von Autos als von der Kupplung und dem Nitro, alles was man brauchte um schnell fahren zu können. Aber ich sah den Wagen an ob sie schnell waren, an ihrer Bautechnik, daran wie sie ausgerichtet waren und wie sie den Wind schneiden konnten. Und der Wagen war schnell das wusste ich. Und der Anzug Mann, der Bruder von Ian und sein genaues Gegenteil, winkte mir.
"Spring rein Diana!"
Was? Ich sollte da rein? Vorbei an der gaffenden Menge die sich an das Busfenster gedrängt hatten und den Fahrer ignorierten, der vergeblich versuchte sie auf ihre Plätze zu schicken?
Hell no.
Ich deutete auf mich und begann zu schwitzen.
Eigentlich war es nichts grosses aber mein Gefühl war irgendwie beklemmt und das war nicht gut.
Aber wahrscheinlich machte ich mir selbst zu viel Druck und Misstrauen.
Ich hatte ab und zu den Ruf mich zusehr darauf zu konzentrieren, nicht auf etwas herein zu fallen, sodass ich alles andere völlig ausser acht liess.
Dass Kyran mir hier anbot mitzufahren anstatt mich in den stickigen, mit gaffenden Menschen gefüllten Bus zu quetschen, war ja eigentlich nett.
Und nach diesem Auftritt konnte ich da erst recht nicht mehr einsteigen.
Als er nickte und wieder im Auto verschwand, packte ich meine Tüten und mein Herz und lief los.
Es war aufregend in diesen Wagen einzusteigen.
Ganz anders als wenn ich meinem normalen Alltag nach ging. Es brachte eine Art Abwechslung und Aufregung schoss durch meinen Körper, der ihn kribbeln liess als würde ich inmitten von surrenden Insekten schweben. Keine schöne Vorstellung, aber genauso fühlte es sich an.
Normalerweise wäre ich niemals zu einem Fremden in den Wagen gestiegen, dafür war ich viel zu pflichtbewusst.
Aber er war Ians Bruder und nett. Und er hatte einen echt geilen Wagen, oder sein Kumpel. Je nachdem.
Komischerweise machte ich mir auch wegen seinem Begleiter keine Sorgen.
Ich nahm automatisch an dass er so war wie sein Bruder, nach Ian würde er bestimmt kein Vergewaltiger sein der arme unschuldige Mädchen zuhause heimlich umbrachte.
Bei meinen absurden Gedanken musste ich kichern, doch ich roch das Leder ganz deutlich, vermischt mit dem Gas des grossen Auspuffs, als ich einstieg.
Sofort nahmen mir zwei grosse Hände die Tüten ab und ich schloss die Türe. Der Fahrer, von dem ich nur eine Sonnenbrille im Rückspiegel sah und einen schwarzen Kanacken Kopf, murrte etwas von wegen Frauen und dem Umgang mit seinem Auto, aber fuhr dann los.
Keine sanfte Beschleunigung.
Nein, es riss mich fast in den Sitz zurück, sp schnell bog er in die Strasse ab, einig Hupen ertönten doch er manövrierte den Wagen geschickt und ohne ein Wimpern zucken durch den Verkehr.
Ich bezweifelte nicht dass er das Limit für die Geschwindigkeit überschritt und dabei wurde mir etwas unwohl.
Aber ich war kein Weichei dass gleich begann zu heulen, wenn Ian schon so wenig über mich dachte konnte wenigstens Kyran einen guten Eindruck von mir bekommen.
Soviel ehrgeiz besass ich auch.
Ich drehte den Kopf zu Kyran, der ordentlich da sass und die Tüten neben sich gestellt hatte.
Sein Grinsen war beinahe siegessicher, komisch wenn man bedachte dass hier nirgends ein Wettkampf stattfand.
Dann richtete er die durchdringenden schwarzen Augen, die aussahen wie gefrorener Obsidian, auf mich.
"Ich habe ein schlechtes Gewissen bekommen, dich einfach mit diesem hässlichen Bus fahren lassen zu müssen."
Ich wurde etwas rot. Er sorgte sich um mich. Und das schon bei unserer ersten Begegnung? War das normal? Keine Ahnung, ich war im Gegensatz zu Hannah nicht der absolute Jungs Kenner.
"Danke, das wäre nicht..."
"Doch."
Unterbrach er mich.
Kyran lächelte, doch es war dieses gefährliche Lächeln dass zeigte dass er keinen Widerspruch hören wollte.
Meine ansonsten so ausgeprägte rebellische Seite, verkroch sich tief in meinem Inneren und alles was ich tun kann, war seine Aufen anzustarren.
Ich bezweifelte nicht dass er eine Wirkung auf die Leute hatte. Genau wie sein Bruder. Doch im
Gegensatz zu Ian war er sich dessen genau bewusst, und schien es zu mögen, damit zu spielen.
"Danke."
"Also wo können wir dich abladen?"
Einige Blätter, braun oder rot gefärbt klatschten an die Fensterscheiben und ich hörte den Wind an den Fenstern rütteln, heute Abend würde es schon wieder stürmen, typisches Herbstwetter.
Etwas nachdenklich wurde ich schon, wenn Kyran wusste wo ich wohnte waren wir etwa gleich weit wie bei Ian, aber dieser andere Typ, der mir etwas unheimlich war, musste das nicht unbedingt wissen.
Kyran kannte Menschen gut, das musste er fast, sonst hätte er mein Zögern nicht völlig richtig gedeutet.
"Keine Sorge Teufelchen, er ist nur mein Fahrer, er hat mir noch etwas geschuldet, den interessiert das gar nicht."
Schief grinsend winkte er ab.
Mir drängte sich die Frage auf, was er mit schulden gemeint hatte, aber ich wollte die nicht stellen, da ich oft dazu neigte Situationen durch Misstrauen kaputt zu machen. Und das wollte ich hier wirklich nicht.
"Achso okey, und interessiert es dich?"
God damn, was war ich auch so direkt? Ich hätte solche Gedanken in allen Fällen von Hundert in meinem Kopf weg gesperrt, doch jetzt war es mir über die Lippen gekommen bevor ich etwas dagegen hatte tun können.
Kyrans Augenrauen hoben sich erstaunt, doch dann schien er gefallen daran zu finden.
"Weisst du Diana, ich mag es wenn man deutlich aussprechen kann was man denkt."
Nickend und etwas amüsiert betrachtete er mich ausgiebig.
Aber auf meine Frage hatte er mir nicht geantwortet, das merkte ich sofort.
Trotzdem freute ich mich etwas, dass wenigstens er einen guten Eindruck hatte, wenn ich schon Ian vergrault hatte.
Ich nannte ihm meine Adresse und musste lachen, als er mir eifrig erzählte wie lange er für diesen Wagen gespart hatte. Als er dann den Sitz streichelte als wäre er sein ein und alles musste ich den Schalk in seinen Augen einfach sympathisch finden.
Die Brüder hatten schon eine gewisse Ähnlichkeit, nur hatte ich das Gefühl dass Kyran authentischer war als Ian, der aber irgendwie sanfter wirkte.
Aber vielleicht lag es auch daran dass ich einen kleinen Groll auf meinen Arbeitskollegen hegte, dass er seinem Bruder sowas gesagt hatte.
Ich war ok. Pff, nicht einmal das Wort nett hatte er brauchen können?
Als wir in meine Strasse einbogen, hatte ich gerade Kyran erzählt was die Frau unter mir wohl für Augen machen musste, wenn sie einen Ian 2.0 sehen würde.
Kurz war er ernst geworden und hatte mir mitgeteilt dass er keineswegs wie sein Bruder war.
Doch bevor ich Zeit hatte mir darüber Gedanken zu machen, hatte er dann aber gelacht und war ganz wild darauf, die alte Dame noch etwas geschockter zu machen. Doch wie Ian.
"Da sind wir."
Kyran stieg aus und wies mir an zu warten, während er die schweren Tüten mühelos mit sich hinaus hob.
Die Tür schloss sich und während er um das Auto herum lief, hatte ich kurz wirklich Angst dass der unheimlich schweigsame Fahrer mit mir einfach so davon fahren würde.
Die ganze Zeit hatte ich den Blick auf die kleinen Stäbe gerichtet, falls sie sich in die Autotür einziehen würden und ich eingesperrt war.
Aber ich hatte eindeutig zu viel Criminal Minds gesehen, aber die Serie war auch zu gut. Naja nach Luzifer und Supernatural. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für den Teufel gehabt.
Jedenfalls was Filme anging.
Die Türe öffnete sich und ein grinsender Kyran rückte seine Krawatte zurecht.
Ich kam mir vor als würd ich neben einem heissen Begleiter gleich auf den roten Teppich steigen, doch neben gaffenden Nachbarn würde ich wohl nicht empfangen werden.
"Danke sehr."
Sagte ich lächelnd als er mir die Hand hin hielt und mir ganz der Gentleman aus dem geilen Wagen half.
"Für eine schöne Dame nur das Beste."
Er zwinkerte mir zu und ich wurde etwas rot, das spürte ich am Pochen in meinen Wangen und an der Hitze, die sich in meinem Kopf breit machte.
Ich konnte auch nicht lügen, da war immer diese Röte die mich verriet.
Also hatte ich es aufgegeben.
Leise kichernd weil ich einfach nicht wusste wie sonst, bedankte ich mich dafür dass er mich nach Hause gebracht hatte und nahm ihm die Tüten ab.
Prompt verschwand der Kopf vom Fenster, meine alte Nachbarin hatte also wieder gelauscht und hatte jetzt genug Tratsch und Klatsch für die nächsten Jahre.
Manchmal hörte ich sie stundenlang telefonieren und das bestimmt mit ihrem Bingo Club, der mich wahrscheinlich besser kannte als Hannah.
Als ich nun Richtung Haustüre ging, hörte ich wie der wohlklingende, starke Motor des Wagens wieder ansprang. Ich stand auf dieses laute Rattern, es klang so tief und zeigte mir wieviel das Ding unter der Haube hatte.
Beinahe schauderte ich, ich war gerade viel zu schnell gefahren. Etwas vom verbotensten was ich in meinem langweiligen Leben je getan hatte.
Dann hörte ich wie das Fenster hinunter gelassen wurde und Kyran rufen.
"Ach ja und wegen Ian und mir, ich bin der Ältere."
Ich lächelte und schloss die Türe mit einem Rumps hinter mir.

Hold me close *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt