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Die ersten Stunden verliefen träge, aber sie waren doch recht interessant. Die gelehrten Fächer wurden ganz anders unterrichtet als in unserem Bildungszentrum, sodass aufpassen und lernen im Grunde keine Schwierigkeit war.

Ich bekam tatsächlich eine Feder und ein Tintenfass von der Schule, sowie einige Pergamentbögen. Damit zu schreiben war gar nicht so einfach, wie man zu Anfang annehmen sollte, aber ich hatte den Dreh ziemlich bald raus.

Die Klassenräume befanden sich, wie ich schon wusste, alle im unteren Stockwerk des Hauses, und erstreckten sich sehr weit. Es war ein riesiges Gebäude, wie es von Außen kaum gewirkt hatte.

In Lyrik traf ich auf Maxon und versuchte, meine unglaubliche Freude und Erleichterung zu verstecken. Wir hatten bereits im Bildungszentrum abgemacht: wenn wir uns nicht kennen kann keiner unsere Freundschaft ausnutzen. Wer weiß, vielleicht kam uns so etwas eines Tages gelegen?

"Hey, Maxon!", grüßte ich höflich und setzte mich neben ihn in die letzte Reihe. Er blickte von seinen Blättern auf.

"Oh, heya Ohnmachtsmädchen!", grinste er, aber ich sah die Sorge in seinen Augen. "Wie geht es dir?"

Ich legte die Blätter vor mir ab und richtete die Tinte und die Feder an. "Besser. Wirklich.", fügte ich hinzu, als er leicht die Stirn runzelte. Der Lehrer war noch nicht da, also drehte ich mich zu ihm um.

"Und, was hat der Test gesagt?"

Seine Augen fingen an, zu strahlen. "Erde! Ist das nicht cool? Was ist es bei dir, Wasser, Luft? Die meisten haben auf Wasser getippt."

Ich nickte. "Ja, Wasser. Schon seltsam, ich dachte nicht, dass ich das hätte."
Indirekt erzählte ich ihm von meinen Sorgen, aber schließlich wusste er nichts von meinem Feuer - und das sollte auch so bleiben. Nur mein treuer Jägerfreund Klyde kannte dieses Geheimnis. Ob er gewusst hatte, dass ich die einzige Feuerbändigerin der Welt war?
Ich bezweifelte es.

Maxon lehnte sich vor, von einem Ohr zum anderen grinsend. "Du weißt gar nicht, wie cool das ist. Zwei der drei Prinzen beherrschen das Wasser - wenn nicht sie dich auswählen, dann weiß ich auch nicht."

Ich blinzelte perplex. "Was meinst du?"
"Oh, du weißt noch nichts davon? Man, du hast gestern die Einleitung verpasst, tut mir leid." Er fuhr sich durch die braunen Haare. "Es ist so, dass die jungen Adeligen des Inneren Rings sich einen Begabten aussuchen, um begabte Nachfahren zu zeugen. Das ist zwar ziemlich ekelhaft, aber bei denen sind Zwangsheiraten nicht selten, Robbie - ehh, Ruby."

Wir sahen uns panisch um. Keiner hatte etwas gehört. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. "'Tschuldigung. Auf jeden Fall - je mächtiger deine Gabe ist, desto höher wirst du verheiratet. Schon seltsam, dass wir in den äußeren Bezirken nichts davon wissen, oder? Die an den Toren wussten es schon alle."

Seine Stimme wurde gegen Ende leiser, als die Lehrerin eintrat, und wir wandten uns wieder nach vorn.
"Das ist wirklich widerlich. Ich hoffe, ich kann wieder zurück nach Hause...", murmelte ich ihm noch zu. Er warf mir einen mitleidigenden Blick zu und setzte an, etwas zu sagen, aber die Frau vorn begann den Unterricht.

□■□

"Oh man, Lyrik ist echt ätzend. Zwei Bücher bis nächste Woche lesen, ist das ihr Ernst? Dabei habe ich praktisch nie ein Buch auch nur angefasst!"

Ich wollte Maxon gerade zustimmen und necken, dass es seine Schuld gewesen war, weil er nie mit in die Bibliothek gekommen war, als das blonde Mädchen aus meiner ersten Stunde mit Hüftschwung an uns vorbeistolzierte und sich laustark mit ihrer weiblichen Begleitung unterhielt. "Dass die Armen aber auch hier zugelassen werden! Die haben doch eh keine Begabung für irgendetwas außer den Mist ihrer Viecher zu schaufeln."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 17, 2018 ⏰

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