LA

Nervös

Nach einer schrecklichen, schlaflosen Nacht, die ich an meinem Handy verbracht hatte weil ich nicht schlafen konnte, machte ich mich, auch wenn ein wenig zu früh für die Schule fertig. Ich schlich mich so leise wie möglich in Dereks Zimmer um mir Sachen für den Tag herauszusuchen. Er war nicht in seinem Zimmer oder Badezimmer aufzufinden. 

Wer weiß wo oder bei wem er sich rumtreibt...

Voller Verzweiflung stand ich vor meinen Klamotten, ohne eine Ahnung was ich überhaupt anziehe. Immerhin war es das erste Mal, dass ich meinen Freund Colby nach einem Jahr Fernbeziehung endlich sehen würde. Wir skypten viel oder telefonierten über FaceTime.

Nachdem ich mehrere Outfits verzweifelt angezogen hatte, gefiel mir das gefühlt zehnte Outfit bis auf das Oberteil. Ich griff ein neues aus dem ganzen Stapel der anderen Oberteile und zog mir mein jetziges ein letztes Mal über den Kopf. Im selben Moment kam Derek zur Tür rein und ich zuckte zusammen.

"Hey... ist nicht so als hätte ich dich noch nicht so gesehen..."

Da hatte er Recht und trotzdem war es komisch.

"Wo warst du die ganze Zeit muss du nicht auch nachher mit uns zur Schule?"

Er schüttelte den Kopf. "Die haben mich von der Schule geschmissen. Drogen." meinte er nur mit einem schulter zucken.

Warum wundert mich das nicht?

"Und jetzt?" 

"Ich mach Musik. Endlich auch als richtigen Beruf."

Wow...

Mittlerweile hatte ich mir das Oberteil über den Kopf gezogen und Derek zauberte mir direkt ein kleines Lächeln ins Gesicht.

"Du siehst gut aus."

"Danke." sagte ich und verließ das Zimmer bevor es wieder irgendwie komisch werden konnte.

Ich verschwand in eines der Badezimmer und machte mir die Haare und Make-Up. Während ich nach ungefähr zwanzig Minuten bereits den Kaffee machte, schlenderten die Mädels auch so langsam aus ihren Zimmern.

Als Ally und Angel sich nach einem Kaffee fertig machten wartete ich noch eine gefühlte Stunde bevor wir uns auf den Weg zur Schule machten. Weil noch keiner von uns ein Auto hatte, gingen wir zur Schule und jeder von uns war mehr als aufgeregt. Wir wussten nicht genau welchen Unterricht wir haben würden und gar nicht erst mit wem wir in einer Klasse sind.

Ally und Angel unterhielten sich den ganzen Weg über wie wohl der erste Schultag laufen würde, wie die Leute so sind und welche Lehrer wir bekommen, während ich so nervös war dass ich am liebsten wieder umdrehen wollte.

"Jess, alles klar?"

"Ja... bin nur ziemlich nervös..."

"Warum? Ihr zwei kennt euch und er liebt dich."

"Trotzdem... es nur eine komische Situation."

Wir gingen in das riesige Schulgebäude und hatten direkt das Gefühl uns hier nie zurechtfinden zu können. Auf dem langen Schulflur standen bereits einige Schüler und ihre Blicke wanderten in nur wenigen Sekunden auf 'die Neuen'. Aber nach einem kurzen Blick wandten sie sich wieder ihren eigenen Problemen zu. 

Unter den vielen Schülern waren auch Kian, Jc und Bobby. Ich grinste zu ihnen rüber, Kian winkte und alle machten sich auf den Weg zu uns. Umarmungen wurden verteilt und wir fühlten uns alle direkt ein kleines bisschen besser - nicht ganz so allein. 

Kurz darauf zeigten sie uns den Weg zum Büro des Schuldirektors und wir drei verschwanden durch eine gläserne Tür und standen am Empfang. Angel verkündete, dass wir die neuen Schülerinnen seien und wir uns morgens im Büro melden sollten. Die nette Dame hinter dem Tresen gab uns die restlichen Unterlagen, die auszufüllen waren. Wie üblich ging es um das mitbringen von Alkohol oder Drogen, sowie Waffen.

Alles was von uns unterschrieben und ausgefüllt wurde gaben wir der Dame wieder zurück und sie reichte uns unsere Stundenpläne, Bücher und Spind Passwörter. Wir bedankten uns und noch bevor das Büro verließen, landeten unsere Blicke auf unsere Stundenpläne über denen stand, in welche Klasse wir gehörten. Netterweise wurden wir drei in dieselbe Klasse gesteckt und in die Klasse der Jungs. 

Sobald wir aus dem Büro verschwanden wurden wir direkt gefragt in welcher Klasse wir seien. Wortlos hielten wir ihnen nur unsere Stundenpläne entgegen. Auch wenn die Freude bei uns allen groß war und meine Aufregung wie verweht, fragte ich mich ob Colby nicht auch schon längst da sein wollte...