Schatten der Nacht

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Die Kälte verfolgte mich den ganzen Tag über. Aber weder aufdringlich noch störend, sie war einfach nur da.
Völlig fertig, warf ich mich am Ende des Tages auf mein Bett und schloss kurz die Augen.
Nach Luft ringend schreckte ich hoch. Es war dunkel und als ich einen kurzen Blick nach draußen warf, hing der Mond schon hoch am Himmel. Stöhnend setzte ich mich auf und rieb mir die Stirn. Erst da bemerkte ich meine eiskalte Haut und die Taubheit meiner Finger. Ich war anscheinend, mitsamt Kleidung und Schuhen eingeschlafen. Taumelnd stand ich also auf und wollte als erstes die Heizung aufdrehen, doch als ich das Metall berührte musste ich verwirrt feststellen, dass mich wohlige Wärme begrüßte. Komisch.
Doch ich konnte nicht lange darüber nachdenken, da ich im Augenwinkel etwas sonderbares beobachtete. Schleichend strich ein dunkler Schatten über die Wand, wurde größer und aus der erst unerkennbaren Form, wurde eine Gestalt, die ihre gekrümmten Finger, über die Wand hinweg, nach mir ausstreckte. Ich merkte, wie mir eiskalter Schweiß den Rücken runterlief, als ich zurückwich und mir ungläubig die Augen rieb. Das konnte nicht sein, war ich verrückt geworden? Auf keinen Fall, denn ich war hellwach und bei mir, als die Schattenhand durch den Lichtkegel des Mondes, über mein Bett hinweg zu mir huschte und die Finger um mein Handgelenk legte. Die Kälte brannte an meiner Hand und ich hielt mir erschrocken die andere Hand vor den Mund, als mir ein kurzer gebrocherner Schrei entwich. Jetzt war ich mir sicher, dass es eht war. Dieser Schmerz und die Angst waren zu real, als dass ich träumte. Voller entsetzen riss ich mein Handgelenk und flüchtete in die gegenüberliegende Ecke, wo ich mich an die Wand drückte und sie völlig entkrätet nach unten rutschte. Wie im Wald, spürte ich plötzlich ein leichtes ziehen und die Kälte, die sich immer mehr ausbreitete und in mir verfestigte, doch auch, als ich nichts mehr fühlte, außer die eisige Kälte, wollte das Monster an meiner Wand nicht gehen und für einen kurzen Moment schien sogar das tröstende Lucht des Mondes zu verschwinden und alles hüllte sich in einen dunklen Nebel. Doch irgendwann, ich wusste nicht, wie lang es gedauert hatte, löste sich der Schatten langsam auf und ebenso tat dies der Sog, nur die Kälte blieb. Erst da fing ich ich sorichtig an zu realisieren, was passiert war und brah in Tränen aus. Mehrere Stunden saß ich so in der Ecke und konnte mich nicht bewegen, bis sich der Himmel am Waldrand langsam rot färbte.
Ich weiß bis heute nicht wie, doch schließlich zig ich mich hoch und schleppte mich in mein Bett, in welchem ich ein wenig später von den Rufen meiner Mutter geweckt wurde. Ich öffnete langsam die Augen und fuhr mit der Hand langsam über das Kissen, welches vor lauter Tränen der Angst nass war, zu meinen Augen. Jetzt hatte ich keine Angst mehr. Langsam stand ich auf und ging ins Bad, wo ich mich am Waschbecken abstützte und in mein blasses Gesicht im Spiegel blickte. War das ein Traum gewesen? War das alles nicht real? Doch dann fiel mein Blick wieder auf mein Handgelenk, das vor wenigen Stunden noch in den Fängen der schattenhaftem Gestalt war und der dunkle lila Bluterguss ließ mich schaudern. Ich hatte also nicht geträumt...

Das Mädchen ohne SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt