1. Teenager - Tetrapak - Tod

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Eigentlich dachte ich immer, dass ich eines Tages den Richtigen finden würde. Ich dachte, ich treffe irgendwann mal den Menschen, der einfach perfekt zu mir passt. Ich dachte, wir verlieben uns ineinander, haben eine romantische Beziehung, bombastischen Sex, eine Märchenhochzeit, bekommen drei Kinder, ein Haus und einen Hund und leben bis ans Ende unserer Tage glücklich.

Und naja, ich habe diesen Menschen auch getroffen. Den Einen, der einfach perfekt zu mir passt. Aber wir werden nie eine romantische Beziehung, bombastischen Sex, eine Märchenhochzeit, drei Kinder, ein Haus und einen Hund haben, weil wir uns nicht verliebt haben.

Eigentlich dachte ich immer, dass ich eines Tages den Richtigen finden würde. Aber ich dachte nicht, dass ausgerechnet er, der Eine - mein Seelenverwandter - einfach nur mein bester Freund bleiben würde.

Meine Freundin Annika und ich saßen auf der Rückbank im Volvo von Lisas Vater. Dieser fuhr und Lisa saß neben ihm auf dem Beifahrersitz. Es herrschte Stille, wir schauten nur aus dem Fenster. Im Radio lief gerade "Ghost Rider" von Johnny Cash. Die kalte Luft, die von der Klimaanlage ausgespuckt wurde, hinterließ eine Gänsehaut auf meinen Beinen, als sie meine schweißnasse Haut berührte. Es war Sommer, Ende Juni. Der letzte Prüfungstag der Abschlussklasse lag hinter uns und das wollten wir feiern.

Wir waren gerade auf dem Weg zu Ines nach Sörnheim, was zwei Orte weiter von unserer Heimatgemeinde Schaitbach lag. Irgendwie war ich so gar nicht in Partystimmung. Ich wollte viel lieber schlafen. Die Abschlussprüfungen hatten mich ans Ende meiner Kräfte gebracht. Ich brauchte Ruhe, aber diesen Wunsch würde man mir wohl nicht gewähren. Mir stand eine laute, alkoholische Nacht bevor. Toll...

"Heute will ich's wissen", sagte Annika schließlich zu mir und brach damit die Stille. Ich wandte mich ihr zu. "Was genau?", fragte ich. Sie kicherte leise. Lisa drehte sich zu uns um. "Geht es um den-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf?" Annika nickte.

"Wessen Name darf nicht genannt werden?", fragten Heinz, Lisas Vater. Diese hob die Hand. "Paps, Flugmodus!" sagte sie und er nickte nur. Flugmodus war das Stichwort dafür, dass er uns bei diesem Gespräch nicht zuhören durfte. Daran hielt er sich für gewöhnlich auch.

"Heute will ich's wissen. Ich werde endlich mal ernsthaft mit Martin reden. Wir müssen endlich klären, was da zwischen uns ist", meinte Annika. Lisa und ich sahen uns an. Wir wussten, was da zwischen ihnen war. Nämlich gar nichts.

"Annika...", begann Lisa vorsichtig. "Nun ja, wie soll ich das sagen? Martin hat kein Interesse an dir." Woah, das war hart. Annika sah sie entsetzt an. "Was Lissy damit sagen wollte", warf ich sofort ein, "ist, dass Martin-"

"Ein Arschloch ist", unterbrach Lisa mich.

"Wortwahl, junge Dame!", meldete sich Heinz zu Wort.

"Flugmodus, Paps!", wimmelte Lisa ihn ab.

Ich seufzte. Warum musste sie immer so direkt abwertend sein? "Hör mal, Anni, ich meine es nur gut mit dir. Martin wechselt seine Mädels ungefähr so häufig wie mein Paps sein Aftershave."

"Hey! Glaubst du etwa, siebenundzwanzig Jahre Ehe wären so glücklich verlaufen, wenn deine Mutter jeden Tag dasselbe Pitralon riechen müsste?", warf Heinz ein.

"Ja, schon gut, Paps. Das hast du großartig gemacht. Willst du vielleicht einen Orden?"

Heinz schaltete wieder in den Flugmodus.

"Zurück zu dir", sagte Lisa zu Annika. "Martin ist gerade in einer Phase seines Lebens, wo viele junge Männer mal hinkommen. Er definiert seinen Wert über die Anzahl der Weiber, die ihm verfallen. Und das ohne Rücksicht auf Verluste. Er hat nur Interesse an Bettgeschichten."

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