Während ich uns nach Hause fahre, sieht Willow die meiste Zeit aus dem Fenster, oder nestelt an ihrem Kleid herum. Sie sieht angespannt aus, seit dem Essen ist sie seltsam still und scheint in Gedanken versunken zu sein. Sie sieht nicht einmal auf, als ich sie kurz am Knie berühre. Ich frage mich, was sie so nachdenklich macht. Ist es das angespannte Verhältnis zu ihrer Mutter, oder hat es mit dem plötzlichen Auftauchen von Max und seiner Begleitung, diesem Bishop zu tun? Ich weiss es nicht und nur allein schon der Gedanke an diesen dämlichen Italoamerikaner lässt mich wütend werden.
Sicher, ich bin eifersüchtig auf den Typen, aber nur, weil ich nicht gerechnet habe auf noch jemanden zu treffen, der mit Willow in der Kiste war. Und das kann und will ich nicht runterschlucken, diese Pille tue ich mir nicht an. Ich parke den Wagen vor dem Apartment, drehe den Kopf nach rechts und sehe wie Willow den Sicherheitsgurt löst und aussteigen will. Doch bevor sie das tut, halte ich sie auf. Ich beuge mich über sie und nehme ihre Hand in meine, sie sieht mich seltsam nichtssagend an und wartet darauf, dass ich etwas sage. Doch ich habe keine Ahnung was ich sagen soll, denn alle Worte sind wie weggeblasen, als ich ihren Blick bemerke. Sie sieht mich zwar stumm an, aber in ihren Augen kann ich eine passive Aggressivität erkennen, die mich sprachlos macht.
Ist sie sauer auf mich?
Ich wüsste keinen Grund, doch für Frauen gibt es manchmal keine plausiblen Gründe um ihre Wut zu erklären. Gekränkt und ebenfalls wütend lasse ich ihre Hand los, Willow nickt kaum merklich und steigt schweigend aus. Ich stosse einen frustrierten Seufzer aus und steige ebenfalls aus meinem Wagen aus, folge Willow ins Innere des mehrstöckigen Wohnkomplexes und während wir mit dem Aufzug nach oben fahren, kramt sie in ihrer Tasche rum. Als sie den Schlüssel gefunden hat verschliesst sie sie wieder und verlässt als erste den Fahrstuhl. Ich schüttle frustriert den Kopf und hole sie mit vier grossen Schritten ein, während sie die Tür aufschliesst, lege ich mir die Worte zu recht, die ich ihr gleich sagen möchte. Doch wie vorhin schon einmal, sind sie weggeblasen, als ich Willow ansehe. Die Tür fällt ins Schloss und das Geräusch hallt in meinem Kopf wider.
„Was ist los mit dir?", frage ich sie deshalb. Willow sieht mich nicht an, zieht sich ihre Heels aus und wirft sie in die Ecke.
„Hörst du mir überhaupt zu?", hake ich nach und werde lauter. Langsam reisst auch bei mir der Geduldsfaden und das obwohl ich meines Erachtens immer ziemlich geduldig mit ihr war. Sie sieht mich an und kommt auf mich zu, doch sie bleibt mit etwas Abstand vor mir stehen und ich komme mir langsam wie der dümmste Idiot vor und habe keine Ahnung wieso.
„Sicher höre ich dir zu, ich musste nur aus diesen Schuhen raus. Die den ganzen Tag zu tragen war zu wohl zu viel", redet sie sich heraus. Ich ziehe bloss eine Braue nach oben und verschränke die Arme vor der Brust.
„Das ist alles? Komm schon Willow. Ich kenne dich zwar noch nicht lange, aber ich erkenne wenn du lügst", erwidere ich leicht gereizt. Jetzt ist sie es die eine Braue nach oben zieht und mich prüfend ansieht.
„Ach ja? Und du lügst nie, oder was willst du damit andeuten?" In ihrer Stimme kann ich heraus hören wie ihre Wut langsam steigt. Schön, denn meine steigt auch, immer weiter und ich möchte nicht, dass wir schon wieder streiten. Doch wie es aussieht, läuft es genau darauf hinaus.
„Ich deute gar nichts an, ich will nur wissen was mit dir los ist. Ist es wegen diesem...Bishop?" Als sie seinen Namen hört, weiten sich ihre karamellbraunen Augen und ein noch wütender Ausdruck schleicht sich hinein.
„Was soll das denn jetzt? Das hat nichts mit ihm zu tun, und schon allein das du auf diese Idee kommst, finde ich total absurd", keift sie und kommt einen Schritt näher. Obwohl sie einen Kopf kleiner ist als ich, sieht sie mir fest in die Augen. Wieder schiesst ihre Braue nach oben, als würde sie mich so besser durchschauen können. Doch dieses Mal ist sie es die ihre Karten mit all ihrer Kraft vor meinen Augen schützt und ich will verdammt noch mal den Grund dafür wissen.
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Electric Hearts verliebe dich nicht
ChickLitEine Frau die weiss was sie will und wie sie es bekommt. Das beschreibt Willow Spencer perfekt. Die dreissig jährige Top-Anwältin aus Brooklyn NY lebt nach einem einzigen Motto; "verliebe dich nicht". Sonst kennt ihr Leben keine Grenzen, bis Willow...