Willow

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Nach einem anstrengenden Arbeitstag steige ich endlich aus dem Fahrstuhl aus, über meinem Arm hängen drei Kleider, die ich vorhin noch bei der Reinigung abgeholt habe. Während ich meinen Schlüssel aus der Tasche krame, pralle ich beinahe mit meinem Nachbarn Mr Charles zusammen.

„Oh Gott, tut mir leid", stosse ich erschrocken aus und schaue in das Gesicht des älteren Mannes. „Ist ja nichts passiert, Schätzchen", meint er lächelnd.

„Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht aufgepasst habe. Ich sollte mir mal eine kleine Auszeit gönnen", scherze ich und sehe wie sein Lächeln noch breiter wird.

„Die haben Sie sich mehr als verdient." Ich nicke und will zur Tür, da hält er mich auf. „Bevor ich es vergesse...", er hält mitten im Satz inne und kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Stirnrunzelnd schaue ich ihn an und warte darauf, dass er weiter redet.

„Ist das Rauch?", fragt er und deutet mit seinem knorrigen alten Finger auf meine Tür. Aus dessen Ritzen wirklich leichte Rauchschwaden dringen, was mich sofort in Panik versetzt. Ohne zu antworten haste ich zur Tür, schliesse sie auf und öffne schliesslich die massive Stahltür. Die vor ein paar Monaten neu eingebaut wurde, da es mehrere kleine Einbrüche in der Gegend gab. Ich trete in die Wohnung und beginne zu husten, schaue mich hektisch um, doch ich kann kein Feuer erkennen.

Doch woher zum Teufel kommt dann dieser Rauch? Ich spüre Mr Charles wacklige Gestalt hinter mir, der mir ins Innere meiner Wohnung folgt. Der Rauch reizt meine Lunge und während ich zur Küche gehe, höre ich wie mein Nachbar die Fenster öffnet. Ich halte mir den Kragen meines Mantels über Nase und Mund, um mich vor dem Qualm zu schützen, der aus dem Ofen dringt. „Wollten Sie kochen?", fragt er und ich schüttle bloss den Kopf.

„Ich war den ganzen Tag unterwegs", antworte ich und stelle den Ofen aus. Öffne ihn einen Spalt breit und schliesse ihn gleich wieder, denn der ekelhafte Geruch nach verbranntem Fleisch steigt mir in die Nase. Hustend stehe ich da und kann mir das nicht erklären, auf dem Herd, der Gott sei Dank ausgeschalten ist, stehen Pfannen die gefüllt mit Bohnen und anderen Beilagen sind.

„Am besten Sie öffnen alle Fenster in der Wohnung und lassen den Rauch hinaus, die Feuerwehr müssen Sie wohl nicht alarmieren", schlägt er vor und hat vollkommen recht. Immer noch perplex über den Zustand meiner Wohnung gehe ich in die anderen Räume und öffne die Fenster. Als ich danach wieder das Wohnzimmer betrete zücke ich mein Handy und wähle Dex Nummer, denn nur er kann hier gekocht haben. Aber wo ist er jetzt? „Verdammt Dex", zische ich, als bloss die Mailbox kommt. Ich versuche es insgesamt dreimal, doch er geht jedes Mal nicht ran.

„Wollen Sie zu mir kommen? Ich bin mir sicher meine Nancy hat noch etwas vom heutigen Kuchen übrig", fragt er mich, als wir die Wohnung verlassen. Kurz überlege ich es mir, doch so verlockend es auch klingt, brauch ich etwas stärkeres als ein Stück Kuchen. Also lächle ich ihn dankbar an und lehne ab.

„Aber vielen Dank für das nette Angebot, Mr Charles. Würden Sie mir Bescheid geben, falls Sie meinen Mitbewohner antreffen?" Ich weiss nicht, aber irgendwie beschleicht mich das Gefühl das irgendetwas vorgefallen ist. Er runzelt die sonst schon faltige Stirn und schaut mich an, als würde er über etwas nachdenken.

„Ist Ihr Mitbewohner ein gutaussehender Kerl Mitte dreissig, mit braunen Haaren und braunen Augen?" Jetzt furche ich meine Stirn und huste leicht, bevor ich nicke und abwarte was Mr Charles zu sagen hat.

„Nun ja, diesen Mann habe ich vor einer Stunde etwa aus Ihrer Wohnung stürmen sehen. Er war aber nicht allein, sondern in Begleitung einer rothaarigen Frau. Es sah aber nicht so aus, als würde sie freiwillig gehen wollen." Verdutzt stehe ich da und weiss nicht was ich sagen soll.

Electric Hearts verliebe dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt