Ich bin nicht sehr mutig, dass muss ich schon zugeben. Doch heißt es Mut zu beweisen wenn man auf einem hohen Berg ohne Sicherheit klettert oder heißt es, wenn man jemanden etwas beweist oder sagt was man normalerweise nicht sagen würde. Ich bin unschlüssig. Für mich bedeutet eigentlich beides mutig auf eine Art und Weise zu sein. Mut zu haben um etwas zu beweisen oder zu zeigen ist große Klasse!
Mittwoch. Ich erwache hellwach aus meinem Schlaf und schaue auf die Uhr. 6:00 Uhr erst? Oh mein Gott! Aber so leid es mir auch tut schaffe ich es nicht zurück in meinen Schlaf zu fallen. Ich bin einfach zu wach dafür. Nun bleibt mir nichts anderes übrig als aufzustehen und mich heute einfach mal ganz in Ruhe fertig zu machen. Erstmal schalte ich meinen Wecker auf Stumm, um einen schrecklichen Ton zu vermeiden. Hey, mein Lockenstab! Den wollte ich doch letztens erst testen. Nur wo habe ich ihn zuletzt abgelegt? Nach langer Sucherei habe ich ihn fest in meiner Hand uns stapfe ins Badezimmer. Ich hab so dünne und vor allem glatte Haare, dass so etwas nicht schaden kann. Ab in die Steckdose mit dem Ding und erstmal abwarten bis er warm wird. Mama hat mir irgendwann mal erklärt wie so etwas funktioniert. Ich teste einfach selbst und muss schon sagen, dass ich mit dem Ergebnis eigentlich recht zufrieden bin. Wow! Meine sonst immer ungesund scheinenden Haare machen einen viel besseren Eindruck als sonst. Die vordersten zwei Strähnen mache ich mir mit einer Haarklammer nach hinten. Perfektes Styling würde ich mal sagen. Ich ziehe mich noch an, kümmere mich um mein Gesicht und schlendere gut gelaunt zurück in mein Zimmer. "Du hast aber gute Laune!", ruft mir jemand von hinten zu. "Guten Morgen Mama!", flöte ich. Sie schmunzelt. Heute wird ein schöner Tag, das spüre ich! Frühstück dann zusammen mit Mama ist auch wie im Nichts erledigt. "Wo warst du denn gestern dann noch?", frage ich. "Ähm. Ich hab halt noch ein bisschen Zeugs wegen der Arbeit und dem Haushalt erledigt.", schmatzt sie so, als wäre es nichts besonders. Ist es ja auch nicht, aber ich weiß das sie lügt. Vielleicht sollte ich mit der Wahrheit rausrücken und sie tut es mir dann nach. Heute ist aber noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür und auf einen Streit habe ich auch keine Lust. Kurz bevor ich gehe, packe ich noch meine Sportklamotten für Tennis zusammen, denn nach der Schule habe ich direkt Training. Mit Sack und Pack verlasse ich das Haus und schlendere mit einem breiten Grinsen im Gesicht zur Haltestelle. Kein Haar hat sich bis jetzt gekrümmt. Natürlich erzähle ich Charlie dann auch sofort von meiner Beziehung, denn sie ist mein ABFF! Kurz bevor ich den Platz erreiche zieht mich jemand zur Seite und legt seine Hände auf meine Augen. Ich möchte sie auf Seite schieben, doch anscheinend muss ich erst erraten, wem die weichen Hände gehören. "Luca?", frage ich unsicher aber trotzdem hoffnungsvoll. Er nimmt sie weg. Ich drehe mich um und schaue ihn verliebt an. "Hi!", sagt er schnell, bevor er mich küsst. Wenn das jetzt jeden morgen so abläuft habe ich immer so weiche Knie. Luca geht so zärtlich mit einem um, dass liebe ich am meisten an ihm. Wir schauen uns beide um, ob uns jemand gesehen hat. Zum Glück ist in der Straße keiner anwesend. Er greift nach meinen arschkalten Händen. Ohne Mist, heute morgen ist es so kalt wie schon lange nicht mehr. Ja okay, es ist Winter, aber trotzdem. Ich weigere mich. Luca starrt mich verdutzt an. "Darf ich nicht meine super hübsche Freundin an die Hand nehmen?", fragt er leise. "Wäre es nicht besser auf Nummer Sicher zu gehen und es langsam angehen zu lassen? Unter uns ist es für mich kein Problem, aber vor den anderen mein ich.", sag ich unsicher. Er nickt fast schon traurig. "Gehen wir es langsam an, du hast Recht!", meint er mit ernster Miene. Ich lächele und küsse ihn noch einmal zum Abschluss. Danach trennen sich unsere Wege. Ich begegne auf den letzten Metern noch Milo. Auch er scheint nicht gerade so, als sei er mit dem falschen Fuß aufgestanden. "Hi! Na?", begrüße ich ihn. "Morgen! Was na? Achso, wegen Charlie. Ich hab noch nicht mit ihr geredet, aber das wird auf jeden Fall heute noch erledigt. Vielleicht könntest du sie dazu bringen, dass sie neben mir im Bus sitzt, bitte!", bettelt er. Ich lache. "Aber natürlich! Wird gemacht!" An der Haltestelle sehe ich Charlie gar nicht. Wo ist sie denn? Gerade als der Bus einrollt, sehe ich sie um eine Ecke huschen. Ich winke ihr aus dem Bus zu. Mist! Wie mach ich das denn jetzt. Erstmal halte ich Ausschau nach Milo und Luca. Sie sitzen ganz hinten. Zu meinem Glück ist vor ihnen noch ein Zweier frei. Sekunden später ist auch Charlie da und lässt sich neben mir auf den Sitz fallen. Sie ist total außer Atem und muss erst einmal herunter fahren. "Das ist so ein scheiß Tag sag ich dir!", schnaubt sie immer noch hechelnd. "Ne, eigentlich nicht.", gebe ich ohne Mitleid zurück. Milo tippt mir von hinten als Zeichen auf die Schulter. Da ich am Fenster sitze, ist es schwer aufzustehen. Ich fasse meinen ganzen Mut zusammen und erzähle Charlie so kurz wie möglich von gestern. Also das mit Luca, der uns ein bisschen belauscht, und das mit Milo. Sie stellt sich sofort hin und tauscht ohne wenn und aber mit Luca den Platz. Ich bin überrascht, denn das hätte ich ernsthaft nicht erwartet. Luca schaut mich verträumt an. Er nimmt mit einem gutem Seufzer platz. Dann schauen wir uns an. Dieser Junge ist einfach unglaublich hübsch und süß! Wir sitzen so eng aneinander, dass er meine Hand nimmt. Ohne Worte genießen wir einfach das Beisammensein. Ich lausche nach hinten. Leider reden die Beiden so leise, dass man kaum etwas versteht. "Versteh doch! Nein, da bin ich anderer Meinung! Immer du!", schnappe ich nur auf. Hoffentlich nimmt es ein gutes Ende! Lang ist die Fahrt nicht mehr. Luca kommt in die Nähe meines Gesichtes. Er kann es einfach nicht lassen! Ich drücke ihn mit meinem Zeigefinger auf seine Lippen. "Nicht jetzt, weißt du nicht?", flüstere ich. Er macht ein trauriges Gesicht, doch er versteht. Endlich sind wir da und steigen gelassen aus. Charlie scheint traurig. Oh no! Doch kein Happy End! "Und?", frage ich unsicher. "Jetzt keine Fragen!", sagt sie genervt. Der schöne Plan ist völlig hinüber. Lieber bohre ich nicht noch mehr nach und lasse sie in Ruhe. Jetzt ist erstmal Schule an der Reihe, die mir heute nicht besonders körperlich schadet. Nachdem der letzte Gong als Signal für Schulende erklingt, stürme ich in einen Affenzahn hinaus, um den einzigen fahrenden Bus zu bekommen, der zur Tennishalle mit Platz fährt. Desto schneller ich laufe, desto mehr andere Schüler ramme ich und sie mich zurück. Daran hat man sich aber schnell gewöhnt. Es ertönt schon ein lautes Zischen, doch ich schaffe es noch rechtzeitig und verschwinde in dem Gefährt. Luca wartet auf seinen Bus, sieht mich und winkt mir lächelnd zu. Ich tue es ihm nach und schon geht die Fahrt los. An Charlie bin ich nicht mehr ran gekommen. Sie ist heute so schlecht gelaunt. Leider nicht nur sie sondern natürlich auch Milo. Blöd gelaufen...
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Searching for Daddy
RandomSuchen. Dieses Wort bedeutet mir viel. Leben ist eine einzige Suche nach dem Glück und dem Erfolg. Doch nicht nur das suche ich, nein, diese Dinge sind nebenbestandteil. Ich bin auf der Suche nach meinem Vater. Finden? Das zu erreichen ist schwer, a...