32. Ein Gefühl

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"Vielleicht wird alles vielleichter."

Anonymus

*

Ich blickte auf meine Hände und hielt für einen Moment meinen Atem an. Mein Herzschlag hämmerte in meiner Brust und die Kälte war verflogen. Der Geist war verschwunden und hatte sie mitgenommen. Ich blickte in den Himmel, der wolkenverhangen war. Es würde sicherlich bald zu regnen beginnen. Von weitem hörte ich den Motor eines Autos und dann wieder Stille. Das Grab vor mir strahlte eine gewisse Leere aus und ich bekam ein ungutes Gefühl. Mein Instinkt sagte mir, dass ich von hier verschwinden sollte.

Ich vernahm schnelle Schritte, die auf mich zu zu eilen schienen und klopfte mir den Staub von der Jeans, als ich aufstand.

„Hier bist du." Hörte ich die Stimme von Stiles sagen und ich drehte mich um. Er blieb ein paar Meter vor mir stehen, schien außer Atem zu sein. „Ich hab gefühlt die ganze Stadt nach dir abgesucht. Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?"

Ich antwortete ihm nicht, sondern starrte ihn nur an als wäre er verrückt geworden. Ich war komplett überfordert mit der Situation. Er trat einen Schritt auf mich zu, doch ich wich zurück. Er hob beschwichtigend die Hände und ich konnte auf seinem Gesicht leichte Verzweiflung erkennen.

„Hör mal, es tut mir leid, okay. Ich konnte ja nicht wissen, dass dir das Buch so wichtig ist." Er blickte kurz zu Boden und sah mir dann wieder in die Augen. „Und der Kuss... ich, was ich danach gesagt habe, das war nicht so gemeint, ich -"

„Lass uns einfach gehen, ich muss hier weg." Unterbrach ich ihn und er klappte verwundert den Mund zu.

Der Kuss?

„Geht's dir gut?" Fragte er, als ich an ihm vorbeiging und er mir mit hektischen Schritten folgte.

„Bestens." Erwiderte ich knapp und beschleunigte meine Schritte.

„Emelia, ich weiß, dass ich -„

„Lass es gut sein, Stiles." Sagte ich und warf ihm ein kurzes Lächeln zu. „Mir geht's gut, ehrlich, okay? Können wir's einfach dabei belassen?"

Stiles schien zwar nicht einverstanden, doch er hielt trotzdem seine Klappe. Schweigend brachten wir den Weg zum Auto hinter uns. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und er startete den Motor.

„Wohin fahren wir?" Fragte ich und sah aus dem Fenster, würdigte ihn keines Blickes. Ich verstand die Spannung zwischen uns nicht, wir waren bloß Freunde.

„Zurück ins Krankenhaus, wohin auch sonst?" Die letzten drei Worte beinhalteten seinen üblichen Sarkasmus und ich musste zwangsläufig grinsen.

„Stiles, ich habe deine Sarkasmus echt vermisst." Sagte ich und er runzelte die Stirn.

„Also, ich weiß ja, dass du einen schrägen Humor hast, aber das ist echt nicht lustig." Sagte er. „Und ich versuche definitiv nicht sarkastisch zu sein." Fügte er hinzu.

Ich betrachtete wieder meine Hände und fuhr dann mit einer Hand durch meine Haare, ein ungewohntes Gefühl der Wärme durchzog mich. Ich zog tief die Luft ein und atmete langsam wieder aus als würde ich mich beruhigen müssen, doch so war es nicht. Ich wollte bloß dieses Gefühl spüren.

„Bist du sicher, dass mit dir alles okay ist?" Fragte Stiles, der mich vom Fahrersitz verstohlen ansah. Ich nickte und grinste ihn an.

„Wo ist Scott?"

„Was?" Stammelte er verwirrt und ich verdrehte die Augen.

„Ich habe das Gefühl, dass er unsere Hilfe braucht." Entgegnete ich und warf ihm einen ernsten Blick zu. "Glaub mir, wir müssen Scott suchen."

"Wieso bist du dir so sicher, dass etwas nicht in Ordnung ist?" Fragte Stiles, als wir auf den Parkplatz des Krankenhauses fuhren.

"Ich habe eben so ein Gefühl." Sagte ich nur und wir hielten an. Ich sprang aus dem Jeep und Stiles lief einmal um seinen Wagen herum, um neben mir zum Stehen zu kommen, immer noch ein verwirrter Ausdruck auf seinem Gesicht.

"Hat Allison dir irgendwas gesagt?"

Ich grinste. "In gewisser Weise schon."

"Frag sie, was genau passiert ist. Sie muss es ja wissen, immerhin ist Scott derjenige, der sie hier hält." Ich starrte ihn einige Sekunden perplex an. Stiles zog eine Augenbraue hoch und öffnete seinen Mund leicht. "Hast du verstanden, was ich gesagt habe?"

"Nein - äh, ja klar, natürlich." Stammelte ich und er runzelte die Stirn. "Es ist nur so, dass... sie äh, gerade nicht... erreichbar ist."

Stiles legte mir eine Hand auf die Schulter, doch ich entzog mich schnell seinem Griff und verwirrte ihn damit anscheinend noch mehr als ich es ohnehin schon getan hatte.

"Was meinst du damit? Sie taucht doch eigentlich immer auf, wenn man sie braucht." Sagte er, während er seine Hände in seine Hosentaschen gleiten ließ. "Dafür ist sie doch da."
Als ich ihm nicht antwortete, seufzte er und blickte mich mit seinen braunen Augen flehend an. "Emelia, ich weiß ja nicht, wieso du dich so komisch verhältst. Wahrscheinlich wegen vorhin, obwohl ich dir gefühlt tausendmal gesagt habe, dass es mir leid tut -."

"Herrgott, Stiles!" Rief ich wütend. "Es dreht sich nicht immer alles um dich, okay?" Ich bemerkte erst nachdem ich diesen Satz gesprochen hatte, dass ich ihn ohne triftigen Grund anschrie und entspannte meine Gesichtszüge wieder. "Wir müssen Scott helfen."

"Dann erklär mir dein komisches Gefühl wegen Scott doch! Ich bin kein Hellseher." Zischte Stiles, er wirkte nun deutlich wütend. Ich konnte sogar eine Spur von Eifersucht, die so untypisch für ihn war, in seiner Stimme erkennen.

Ich seufzte. "Okay, also ich weiß, dass Scott in Gefahr ist und dass wir alle nach Mexiko fahren müssen, um ihn zu retten." Stiles sah mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Wut an und ich erwiderte seinen Blick ungerührt.

"Woher weißt du das?" Fragte er misstrauisch und ich verengte meine Augen zu Schlitzen.

"Von Allison." Sagte ich widerwillig und ein komisches Gefühl überkam mich.

Stiles verschränkte die Arme vor seiner Brust und legte den Kopf leicht schief als würde er über etwas nachdenken.

"Und wann hat sie dir das gesagt?"

Ich öffnete den Mund, doch eine Antwort konnte ich ihm nicht geben. Lügen war gar nicht so einfach, wenn dein Gehirn nicht mitspielte, weil sich ein schlechtes Gewissen in deinem ganzen Körper bereitmachte. Sein Blick wurde noch misstrauischer, doch bevor er noch etwas sagen konnte, wurde er unterbrochen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 14, 2018 ⏰

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