Heavy Eating

17K 563 21
                                    

Ich weiß, ich bin bescheuert. Würde ich zu Taddl gehen, könnte er es mir direkt vor rappen, und keiner müsste sich meine Stimme reinziehen. (Tut aber leider eh keiner. Ich armer Mensch.)

Seufzend beendete ich mein kleines Solo und setzte mich wieder auf mein Bett, lehnte mich an die Wand und zog die Knie an meinen Oberkörper.

Ich musste lange so ohne Gedanken dagesessen haben, denn es hatte an meiner Zimmertür geklopft, und Taddl hatte sich in den Türrahmen gestellt. "Essen", meinte er nur kurz und grinste mich an.
Ich folgte ihm aus dem Raum.

Mein Bruder saß schon am Tisch, er gab Taddl einen High-Five, als er mich erblickte, und ich für meinen Teil murrte: "Jungs. Lasst den Scheiß, ich bin kein Baby mehr, und auch kein Kleinkind." Felix runzelte die Stirn und stellte einen Topf Nudeln mit Bolognese auf den Tisch, jedenfalls schien es das zu sein.
"Bist du nicht. Aber wie oft isst du bitte mit uns?", wollte er wissen, während er sich hinsetzte. Auch ich und Taddl hatten uns an den Tisch gesetzt, und Taddl hatte sich schon eine Portion auf den Teller gehauen.

"Naja, jeden Tag zwei Mal."

Wieder runzelte Felix die Stirn, und ich musste ein wenig Lachen, weil es einfach so süß aussah. Er war mein Bruder, und genau so, wie ich über ihn lachte, konnte er auch keinen Lachflash verhindern, wenn ich peinlich war.

"Aber nicht freiwillig", sagte Taddl. Ich seufzte - da konnte ich ihm leider Recht geben.

Es lag nur daran, dass ich einfach immer dieses Flattern im Bauch hatte, und mir ein Brechreiz hochkam, wenn ich aß. Was nicht heißen soll, dass ich nicht esse. Ich will nur nicht so gern.

Aber Baba Taddl* hat 'ne Freundin, Wiebke, und auch, wenn es nur eine Fernbeziehung ist, haben die beiden eigetlich nie Stress, und Wiebke wollte eh bald zu uns in die WG ziehen. Mein Bruder könnte das auch machen - hier einziehen, meine ich. Er war eigentlich sowieso immer hier, und seltenst in Berlin, wo er eigentlich sein sollte. Bei seiner Familie.

Ich weiß, es hört sich krass an, aber ich finde, dass Familie Menschen sein sollten, die man mag, und die nicht zwanghaft zu 'Freunden' gehören. Man sollte Menschen danach verurteilen, wie sie sind, und nicht, ob sie zur Familie gehören.

"Marie?", fragte Taddl, und ich sah seine Hand, die unglaublich schnell immer wieder vor meinem Gesicht nach links und rechts ging. "Taddl, ey", beschwerte ich mich bei ihm, und drückte die Hand weg. "Willst du nix essen?", erwiderte er.

Wieder seufzte ich, und nahm mir eine Kelle Nudeln, und stocherte ein wenig mit der Gabel im Essen. Dann nahm ich einen Bissen, und versuchte mich an einem Grinsen für Taddl und Felix.

Wenig später waren Taddl und Felix zusammen in das 'Aufnahmezimmer' der Wohnung gegangen, und ich räumte den Tisch ab. Es dauerte nur etwa zehn Minuten, da wir endlich über eine Spülmaschine verfügten und ich einfach nur alles einsortieren musste. Die Nudeln und die Soße stellte ich in den Kühlschrank, und ich wischte kurz über den Tisch.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sich Taddl in den Eingangsbereich der Küche gestellt und mir mit einem Lächeln auf den Lippen zugesehen hatte.

"He, Taddl, stalken ist unfair",  murrte ich, als ich ihn erblickte.

"Nene, alles locker, bin doch nicht behindert**", antwortete er, und kam auf mich zu. "Willst du filmen? What The Fact ist schon viel zu lange nicht mehr erschienen."

Ich  musterte Taddl kurz und wog ab, was besser wäre: Etwas longboarden oder Stunden lang mit Taddl in einem Zimmer zu sitzen, und ihm beim Reden zuzusehen? Nummero Zwei. Dann könnte ich ihn nämlich noch ein wenig still anhimmeln.

(* Warum habe ich das geschrieben? BABA TADDL? Kann mir das jemand erklären? Und wie komme ich vom Essen zu Taddls Beziehung mit Wiebke?

** Ok zur Hölle: "Alles locker" & "Ich bin doch nicht behindert"? Dafuq?)

Backstage Love ~ TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt