Prolog

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Das kaltweiße Licht der Neonläuchten tauchte den Raum in einen unangenehmen, abweisenden Schleier. Ich blickte in den zerkratzten und an einer Seite gesprungenden Spiegel und das blasse, kränklich aussehende Mädchen, mit der ausdruckslosen Miene starrte zurück. In der einen Hand hielt sie eine leicht rostiege Schere, in der anderen eine Sträne ihres blonden, hüftlangen Haares. Sie hob ihren Arm, und der raue Stoff ihres langen, weißen Nachthemdes fiel zurück und enthüllte Narben dutzender tiefer Schnitte auf ihrer fast durchschimmernt weißen Haut.
Normalerweise diente ihr die Schere nur zum verursachen eben dieser Narben, doch heute erfüllte sie einen anderen Zweck, ihren eigentlichen Zweck.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf das leise Surren des Ventilators im Nebenraum. Langsam hob ich die Schere an meinen Kopf. Nur ein kurzer Moment, ein leises metallisches Knirschen und eine fast ein Meter lange Sträne fiel zu boden. Ich wollte die Augen noch nicht öffnen, nicht in die tränenden Augen des Mädchens mir gegenüber sehen. Wie sehr hatte sie ihre Haare geliebt, es war das einziege das ihr an ihrem Körper oder Geist gefiel. Auch wenn sie wegen mangelnder Pflege matt und leblos waren wie alles an ihr. Ein weiterer Schnitt und die nächste Sträne fiel.

Cutter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt