Moonlight Hill

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Mein Herz schlägt unfassbar schnell. Meinen Atem habe ich nicht unter Kontrolle. Ich muss mich zusammenreißen, ansonsten werden sie mich finden. Ich höre wie die Schritte näher kommen, bis sie direkt vor dem Bau stehen bleiben. Mein Herz schlägt jetzt noch schneller und ich versuche für einen kurzen Moment den Atem anzuhalten. Bitte geh einfach weiter, hoffe ich innnerlich. Allerdings bewegen die Füße sich nicht weg. Die Person beugt sich nach unten und im selben Moment erkenne ich das Gesicht der Person. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll, weshalb ich einfach regungslos auf dem Boden sitzen bleibe und den Jungen vor mir anschaue. Er ist nicht von der Klinik. Dazu ist er zu jung. ,,Was machst du da?", fragt er mich, während er mir seine Hand entgegen hält. Ich schaue erst zu seiner Hand, aber dann wieder zu ihm. ,,Jetzt komm schon. Ich tu dir nichts."
Ich schaue in seine Augen und nehme zögernd seine Hand an. Er zieht mich sanft aus der kleinen Höhle und zurück ins Mondlicht. Ich merke, wie sein Blick an mir herunter wandert. ,,Warum trägst du nur dieses Kleid? Ist dir nicht kalt? Du bist komplett durchnässt!", redet er darauf los, jedoch erhält er keine Antwort von mir. Mein Blick ist dem Boden gewidmet. Er legt seinen Finger unter mein Kinn und hebt es an, damit ich in seine Augen sehen kann. Seine grau-blauen Augen leuchten in einem strahlenden Blau auf und obwohl mich das nicht überraschen sollten, erschrecke ich mich dennoch. Der Junge bemerkt meinen Schock, weshalb er seine Aktion sofort bereut. ,,Oh mist. Was du gerade gesehen hast, dass ist nicht wonach es aussieht!", versucht er mir zu erklären, doch bevor er ausreden kann, lass ich meine Augen grün aufleuchten, damit auch er mich nun erkennt. Er scheint genauso überrascht zu sein, wie ich davor. ,,Du bist eine Patien!", stellt er fest, woraufhin ich nur nicke. ,, Oh verdammt. Wir müssen hier weg!" Er schaut sich um, während er sich zeitgleich sein Shirt auszieht und es mir reicht. Ich schaue ihn erst verwirrt an, aber ziehe mir sein Shirt über. Er nimmt meine Hand und rennt im selben Moment durch den Wald. Bei seinem Tempo kann ich kaum mithalten, was er auch bemerkt, weshalb er seine eine Hand an meinen Rücken und die andere in meine Kniekehlen legt und mich so nun hochhebt und trägt. Ich versuche gar nicht erst mich dagegen zu wehren. Ich halte mich an seiner Schulter fest und schließe meine Augen. Er rennt schneller als ein gewöhnlicher Mensch, aber das ist er ja auch nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit bleibt er endlich stehen und lässt mich runter. Ich öffne meine Augen und schaue zu dem älteren, versteckten Gebäude. Moonlight Hills. Das Haus, das ich unabsichtlich gezeichnet habe. ,,Das ist Moonlight Hills. Das Versteck der Gejagten." Der Junge geht zu der Tür, während ich ihm folge. ,,Wie heißt du eigentlich?", stelle ich meine erste Frage. ,, Oh tut mir Leid. Mein Name ist Owen." Er lächelt mich an, bevor er dann das Haus betritt. Ich folge ihm wieder und schaue mich direkt in dem Haus um. Drinnen sieht es nicht so alt aus, wie von außen. Eigentlich wirkt es ziemlich nett. ,,Warte mal eben. Ich muss jemanden Bescheid sagen, dass du hier bist.", sagt er, ehe er dann verschwindet. Ich schaue mich in der Eingangshalle um. Von innen wirkt das Gebäude noch größer als von draußen. Ehe ich mich versehe steht ein junger Mann vor mir, jedoch ist es nicht Owen. ,,Ich wusste gar nicht, dass wir Besuch haben", sagt er, während er mich angrinst. Mein Blick wendet sich nicht von ihm ab. Er hat dunkle Haare, jedoch ist es nicht schwarz sondern braun. Ich beobachte ihn dabei, wie er mich mustert und mir näher kommt. ,,Mein Name ist Eden.", redet er weiter. Er steht nun direkt vor mir, mein Blick ist mittlerweile dem Boden gewidmet. ,, Jetzt kommt normalerweise der Teil wo du dich vorstellst." Sein Grinsen ist kaum zu überhören. ,,Das ist Heaven.", erklärt ihm Owen, der gerade mit einer weiteren Person auf uns zu kommt. ,, Sie ist auch nicht dein Essen. Sie ist eine von uns."
Die Person, mit der Owen gekommen ist, drängt sich nun in den Vordergrund und sieht mich an. Du bist eine Patien, nicht wahr?" Er hebt langsam mein Kinn an und schaut in meine Augen. Meine Augen leuchten auf, jedoch ist das nicht meine Entscheidung. Danach wendet er sich zu Owen und Eden. Ich werde alleine mit ihr reden. Ihr könnt jetzt wieder gehen." Er dreht sich wieder zu mir. Würdest du mir bitte folgen?"
Ohne meine Antwort abzuwarten geht er den Flur entlang, woraufhin ich ihn auch  folge. Wir betreten ein Zimmer, in dem eine Couch steht, auf welche wir uns setzen. Wie kommst du her, Heaven? Erzähl mir etwas über dich."
,,Da war diese Frau, ihr Name ist Prudence. Sie hat mir aus der Klinik geholfen. Sie meinte, ich soll Ausschau nach diesem Ort halten und im Wald hab ich dann Owen getroffen. Jetzt bin ich hier."
,,Du kommst aus der Psychatrie? Wieso warst du denn dort?"
,,Eigentlich war die Psychatrie mein zu Hause. Ich war sieben Jahre dort, aber ich bin froh endlich wieder raus zu sein.", gestehe ich ihm.
,,Warum warst du denn dort?", fragt er mich.
,,Wegen meinen Fähigkeiten. Ich hatte sie nicht unter Kontrolle und damals wurde fast täglich jemand in meiner Gegend umgebraucht. Man hat keinen Mörder gefunden, sondern nur mich. Sie hielten mich für den Mörder. Also haben sie mich mit 10 Jahren in die geschlossene Psychatrie gebracht."
,,Was ist mit deinen Eltern? Wieso haben sie dir nicht geholfen? Heaven, du musst mir mehr erzählen."
Meine Mutter wurde vor meinen Augen ungebracht, als ich sechs war. Danach haben die Mörder auch mich umgebracht."
,,Und dadurch haben sich deine Fähigkeiten entwickelt?"
Ich nicke nur. ,,Okay. Das reicht erstmal. Es ist schon ziemlich spät. Du solltest schlafen gehen."
Er steht auf und verlässt das Zimmer. Im selben Moment betritt Owen das Zimmer und schaut mich an. ,,Es steht momentan noch kein Zimmer für dich zur Verfügung, aber du könntest bei mir schlafen. Insofern es für dich okay ist?"
Er schaut mich fragend an, weshalb ich ihm einfach nur zunicke. Ich stehe auf und folge ihm aus dem Zimmer, sowie den Flur entlang. Wir gehen die Treppen nach oben und auch diesen endlosen Flur entlang. Vor einer Tür bleibt er dann stehen. ,,Mein Zimmer ist nicht das ordentlichste. Ich hoffe das stört dich nicht." Er lacht etwas. Auf seine Frage schüttel ich nur meinen Kopf. Er betritt sein Zimmer und ich schaue mich direkt darin um. Es sieht wirklich ziemlich unordentlich aus, jedoch stört es mich nicht. Du redest nicht so gerne, oder?" Er schaut mich wieder an, aber setzt sich zeitgleich auf sein Bett. Mit seiner Hand deutet er mir, mich neben ihn zu setzen, was ich dann auch mache. Wenn ich keinen Grund habe, rede ich auch nicht."
Er schaut zu mir rüber und sein Blick bleibt an meinen Sachen hängen. ,,Eden wird dir gleich Sachen bringen. Du willst sicherlich auch erstmal duschen, oder?" Er steht wieder auf und begibt sich zur Tür. Sein Blick zeigt mir, dass ich ihm folgen soll. Ich stehe also wieder auf und folge ihm aus dem Zimmer und in das anliegende Bad. ,,Brauchst du Hilfe? Willst du Baden oder duschen?", fragt er mich. Ich geh lieber schnell duschen.", sage ich leise. Owen nickt nur und verlässt dann wieder das Zimmer. Ich ziehe mir langsam das nasse Hemd aus, das mittlerweile schon an meiner Haut hängt. Danach ziehe ich mir noch meinen Slip aus, bis ich dann endlich in die Dusche steige. Das warme Wasser fließt über meinen Körper, weshalb ich mich erstmal entspannen kann. Es ist das erste Mal seit zwei Jahren, dass ich mal wieder richtig duschen kann und dazu noch meine Haare waschen kann. Jedoch versuche mich zu beeilen, weshalb ich wenige Minuten später das Wasser ausstelle und aus der Dusche steige. Ich nehme mir ein Handtuch und trockne mich ab, danach binde ich mir das Handtuch um und verlasse das Bad. Meine alten Sachen habe ich direkt weggeworfen. Ich will gerade wieder in Owens Zimmer, als Eden auf einmal neben mir auftaucht. Auf Grund seiner übernatürlich schnellen Geschwindigkeit erschrecke ich mich und kann gerade noch so mein Handtuch festzuhalten. ,,Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber hier sind deine Sachen."
Er grinst mich wieder an und reicht mir die Sachen. Ich murmel nur ein 'Danke' und gehe dann in Owens Zimmer. Er sitzt wieder auf seinem Bett und zeichnet etwas auf ein Blatt Papier. Ich lege die Sachen, die Eden mir gegeben hat, auf das Bett. Danach lege ich das Handtuch weg, sodass ich nun nackt bin. Ich schaue mir die Sachen genauer an. Die Sachen sind sehr schlicht. Erst ziehe ich mir die schwarze Unterwäsche an und darüber dann das rosane Shirt und die graue Jogginghose. Owen scheint immer noch ziemlich beschäftigt, trotzdem lasse ich mich neben ihn aufs Bett fallen und begutachte seine Zeichnung. Es sind nur ein paar Striche, sowie Kennzeichnungen. ,,Was ist das?", frage ich ihn. ,,Ein Plan für die ehemalige Schokoladenfabrik.", antwortet er.
,,Wofür brauchst du das denn?"
,, Die Hunters halten meine Schwester gefangen. Ich wollte sie heute befreien, aber sie haben mich erwischt."
,, Warst du deswegen im Wald? Waren sie es, die geschossen haben?"
Er nickt nur. Danach legt er die Zeichnung weg und schaut mich an. ,, Wie lange warst du in der Psychatrie? Ein paar Monate? Oder schon ein Jahr?"
,, Eigentlich seit 7 Jahren", gestehe ich ihm.
,, Du warst 7 Jahre in dieser Klinik!?", fragt er schockiert.
,, Ja. Mit 10 Jahren haben sie mich in die Geschlossene geschickt."
,, Also hattest du bisher gar kein richtiges Leben?"
,, Nicht so richtig.", sage ich leise und sehe runter.
,,Aber das ist doch nicht schlimm. Du hast doch noch Zeit. Bald werden die Hunters aufgegeben und wir können wieder ein ganz normales Leben führen." Er lächelt mir beruhigend zu.
,,Was meinst du damit?", frage ich ihn.
,, Du kennst dich mit dem Übernatürlichen nicht aus oder? Soll ich es dir erklären?"
Ich nicke nur auf seine Frage. Es stimmt nämlich. Ich kenne mich mit dieser Welt nicht aus. Meine Mutter hat nie genug Zeit gehabt um mir alles zu erklären, vor allem nach ihrem Tod.
,, Es gibt unterschiedliche übernatürliche Wesen. Wie du sicherlich schon mitgekriegt hast, bin ich ein Werwolf. Eden ist ein Vampir. Der Mann, mit dem du dich unterhalten hast, ist ein Salvator. Sein Name ist übrigens Temple. Du gehörst zu den Patiens. Zum Schluss gibt es noch die Hunters. Vor Jahrhunderten gab es nur Vampire, Gestaltenwandler, Patiens und Salvators, jedoch haben sie sich über die Jahre entwickelt. Die Gestaltenwandler haben sich einzig und allein zu Werwölfen entwickelt. Heutzutage gibt es nur noch weibliche Patiens, denn die männlichen haben sich zu Hunters entwickelt. Hunters und Patiens unterscheiden sich in vielen Dingen. Das Ziel der Hunters ist der Tod aller übernatürlichen Wesen.  Salvators sorgen schon seit Jahren für das Gleichgewicht zwischen den übernatürlichen Wesen. Wir leben unter den Menschen, jedoch schaden wir niemanden. Die Hunters jedoch sind anderer Meinung. Hunters und Salvators bekämpfen sich nun schon seit Jahren. Hunters werden seit ihrer Geburt zu Kämpfern ausgebildet nur um uns zu retten. Vor wenigen Jahren begann der riesige Krieg. Die Hunters kamen zu immer mehr Macht, sodass ein riesen Blutbad stattfand. Eden und ich wohnen seit ungefähr 13 Jahren in Moonlight Hills, denn es ist einer der wenigen sicheren Orten. Übernatürliche Wesen bekriegen sich nicht mehr untereinander. Sie halten zusammen um zu überleben.", erklärt mir Owen. Ich habe ihm genau zugehört und denke nun darüber nach.
,, Werden wie je wieder normal leben können?", frage ich ihn.
,, Erst wenn die Hunters aufgeben oder alle ausgelöscht sind."
,, Wie viele leben in Moonlight Hills?"
,, Eden und mich hast du ja schon kennengelernt. Dazu kennst du ja auch schon Temple. Zade, Peyton und Alma gehören zu den Salvators und leben in diesem Haus. Aber es kann sein, dass du auch mal andere Salvators antriffst. Außerdem wohnen hier noch Raven und Myra. Die Sachen hast du von Raven. Sie ist wie Eden ein Vampir. Myra hingegen ist eine Patien, wie du. Ich denke du wirst sie morgen früh alle treffen, dann kann ich sie dir ja noch vorstellen. Du solltest erstmal schlafen."
Wieder nicke ich nur und lege mich dann ins Bett. Owen legt sich neben mich und zieht die Decke über uns. Ich starre an die Decke und denke über alles nach, was ich heute erfahren habe. Das leise Schnarchen neben mir, zeigt, dass Owen schon eingeschlafen ist. Ich schließe langsam meine Augen und versuchen dabei den Tag zu verarbeiten, nur um kurz darauf einzuschlafen.

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