Die hellen Sonnenstrahlen treffen auf mein Gesicht und begrüßen mich somit in den neuen Tag. Eine Woche ist seit Myra's Tod vergangen und jeder versucht wie vorher weiter zu leben. Über die Woche verteilt hat Temple mir Unterrichtsstunden gegeben, um meine Kräfte verstehen und richtig einsetzen zu können. Die Stunden waren jedoch ziemlich langweilig. Ich schlage die Decke zurück und schwinge mich aus meinem Bett. Mein eigenes Zimmer habe ich nun seit drei Tagen. Es liegt gegenüber von Myra's Zimmer und somit neben Ravens. Meine Beine tragen mich zu meinem Schrank. Mein Blick hängt an dem Spiegel oder genauer gesagt: an mir. Meine Augenringe sind nach sieben Jahren endlich wieder verschwunden. Meine Haare sehen schöner und gesünder aus, denn Raven hat sie mit gestern sowohl bis zur Schulter angeschnitten als auch die Spitzen etwas heller gefärbt. Das erste mal seit Jahren, dass ich mir selbst wieder gefalle. Ich öffne gut gelaunt meinen Schrank und überlege, was ich anziehen kann. Heute ist ein besonderer Tag. Die Sommerferien sind vorbei und die Schule fängt wieder an. Temple hat mir gestattet zur Schule zu gehen, jedoch musste ich ihm versprechen vorsichtig zu sein. Ich nehme ein weißes, knielanges Kleid aus meinem Zimmer, auf welchem schwarze und graue Schmetterlinge in unterschiedlichen Größen zu erkennen sind. Mit dem Kleid begebe ich mich ins Bad der Mädchen und gehe dort erst mal ausführlich duschen. Ich weiß, dass ich mich beeilen muss, weshalb ich versuche die Dusche kurz zu halten. Nachdem ich mich dann angezogen habe, gehe ich wieder zurück in mein Zimmer und ziehe meine schwarzen Halbschuhe über. Ich schaue noch ein letztes Mal in meinen Spiegel, ehe ich dann meine Tasche nehme und mein Zimmer verlasse. Ich gehe die Treppe hinunter in die riesige Eingangshalle, biege ein mal ab und gehe in die Küche. Während Owen gerade am Tisch sitzt und einen Apfel isst, steht Eden an der Theke und befüllt zwei große, dunkle Flaschen mit Blut. Ich verziehe mein Gesicht als er die leeren Packungen neben sich auf die Theke wirft. ,,Bist du schon aufgeregt?", fragt Eden mit einem breiten Grinsen. Ich zucke meine Schultern, nehme mir ebenfalls einen Apfel. ,,Wir gehen nur zur Schule. Nicht weiter interessant.", mischt sich Owen nun ein. Eden packt die beiden Flaschen in seinen Rucksack. Mit den Worten: ,, Bis nachher!", verabschiedet er sich von mir und Owen und verlässt mit Raven das Haus. Aus dem Schrank nehme ich mit eine Wasserflasche und packe diese ein. Dann schaue ich zu Owen, welcher sich gerade etwas zu essen einpackt. Nachdem wir beide fertig sind, verlassen wir das Haus und nehmen den Weg zur Stadt auf uns. Erst durch den Wald und dann die Treppen neben den Wasserfällen herunter, an dem Brunnen vorbei und die Straße entlang. Am Ende der Straße erstreckt sich ein riesiges Gelände. Auf der linken Seite befindet sich eine riesige Grünfläche, auf der mehrere Schüler sitzen, liegen oder einfach nur überqueren. Auf der rechten Seite kann man einen kleinen Sportplatz erkennen und dahinter befindet sich ein Gebäude. Owen steuert das riesige Gebäude in der Mitte des Geländes ab. Über all laufen Schüler herum. Sie reden mit ihren Freunden, sind am telefonieren, verabschieden sich von ihren Eltern oder konzentrieren sich einfach auf ihr Handy. Ich hab schon lange nicht mehr so viele Menschen in meinem Alter an einem Ort gesehen. In der Klinik gab es gerade mal zwei oder auch mal drei weitere Jugendliche. Owen geht die wenigen Stufen nach oben und betritt dann das Gebäude, während ich ihm folge. Wir haben den ganzen Weg über nicht geredet, was mich jedoch nicht gestört hat. Nun dreht er sich zu mir und fängt direkt an zu reden: ,,Du gehst den Flur runter und biegst dann einmal rechts ab. Auf der linken Seite befindet sich dann das Sekretariat. Dort werden sie dir dann die Unterlagen geben."
Ich nicke und will ihm gerade antworten, jedoch ist er schon in der Menschenmasse verschwunden. Ich rufe mir seine Wegbeschreibung in Erinnerung und befolge dieser. Als ich vor der Tür mit der Aufschrift Sekretariat" stehe, klopfe ich an die Tür. Auf der anderen Seite der Tür hört man ein leises herein", weshalb ich die Tür öffne und somit das Zimmer betrete. Ich schaue zu einer Frau, die hinter einem Schreibtisch sitzt und nun zu mir herüber schaut. Ich nehme mal an, dass du neu bist?", fragend sieht zu mir, woraufhin ich nur nicke. Sie schaut auf ihre Unterlagen, ehe sie über ihre Brille hinweg wieder zu mir sieht. Heaven Collins?", hakt sie weiter nach und wieder mal nicke ich. Sie hält mir einen Stapel Papiere hin, die ich mir nehme, nachdem ich ihrem Schreibtisch näher gekommen bin. Ich bedanke mich noch kurz, ehe ich das Zimmer wieder verlasse und mir vor der Tür die unterschiedlichen Papiere ansehe. Ich habe sowohl einen Stundenplan, als auch einen Plan des Gebäudes. Ich schaue den Weg zu meinem ersten Klassenzimmer nach und folge diesem dann. Angekommen in dem Raum schauen mich alle an, sowohl die Schüler als auch der Lehrer. Wie ich es liebe. Und wer bist du?", fragt mich der Lehrer, während er über seine Brille sieht. Heaven. Ich bin neu hier.", antworte ich ihm. Ja das sehe ich. Setz dich auf einen freien Platz."
Mit diesen Worten dreht er sich wieder um und widmet sich der komplizierten Gleichung, die er verzweifelt versucht zu erklären. Ich schaue mich nach einem freiem Platz um, aber entdecke nur einen in der letzten Reihe um. Ich gehe also zu diesem Platz, stelle meine Tasche neben den Tisch und setze mich hin. Du bist also neu? Ich weiß, wie das ist. Echt scheiße.", höre ich die Person neben mir sagen. Ich drehe meinen Kopf zu der Person und erkenne einen Jungen in meinem Alter. Nach genauerem hinsehen kann ich erkennen, dass seine schwarzen Haare einen rötlichen Schimmer haben. Seine braunen Augen wirken auch eher rot, doch ich war mir sicher, dass er kein Vampir ist. Er schaut mich weiterhin an und wartet wohl auf eine Antwort. Haben wir uns schon mal gesehen?", stelle ich eine Gegenfrage, woraufhin er irritiert scheint. Nein, ich denke nicht. Ich dachte du bist neu?", stellt er lachend fest, worauf ich nur nicke. Ich kenne niemanden außer dieser Gegend und trotzdem kommt er mir bekannt vor. Ich bin übrigens Flame. Ich hätte mich vielleicht schon früher vorstellen sollen.", wieder lacht er während er antwortet. Schon okay.", murmle ich und widme mich wieder dem Lehrer. Obwohl ich Mathematik nie richtig gelernt habe, verstehe ich sofort, wie man die Gleichung löst. Ich mache mir wenige Notizen, aber bemerke immer noch Flames Blick auf mir. An meinem ersten Tag will ich mich nicht direkt ablenken lassen, weshalb ich versuche seine Blicke zu ignorieren. Die erste Stunde vergeht ziemlich schnell und obwohl Flame noch mehrmals versucht hat mir mir zu reden, habe ich meine Antworten kurz gehalten und mich auf den Unterricht konzentriert. Als ich den Raum verlasse und verzweifelt auf den Plan schaue, um zu sehen, wo ich nun hin muss, höre ich seine Stimme wieder. Brauchst du Hilfe?", fragt er während er auf den Plan sieht. Er ist mir so nah, dass ich seinen Atem an meinem Hals spüren kann. Ich weiche vor Schreck zurück, sodass ich nun gegen seine Brust stoße und halb in seinen Armen liege. Du musst dich doch nicht gleich so erschrecken!"
Wieder ertönt sein nerviges lachen, weshalb ich meine Augen verdrehe. Ich versuche mich wieder aus seinen Armen zu lösen und schaue mich dann hilfesuchend um. Da bist du!", höre ich eine bekannte Stimme rufen, Ich hab dich schon überall gesucht!"
Eden kommt auf mich zu gestürmt und zieht mich direkt in seine Arme, worüber ich ziemlich überrascht bin. Sein Arm legt sich um meine Hüfte und schon zieht er mich durch die Flure der Schule. Anscheinend hast du schon neue Freunde gefunden.", gibt er lachend von sich. Da sind wir also schon beim nächsten nervigen Lachen angekommen. Ich rolle mit den Augen, als ich antworte: Freunde wohl eher nicht. Eher Menschen, die mit mir reden wollen, aber ich nicht mit ihnen."
Sei doch froh, dass jemand mit dir reden will."
Ich mach gleich einen Freudensprung, wenn du willst.", antworte ich sarkastisch.
Hast du jetzt auch eine Freistunde?"
Er schaut auf meinen Stundenplan aber seufzt dann. Schade, dann können wir wohl doch keine Zeit zusammen verbringen.", antwortet er gespielt traurig. Im nächsten Moment bleibt er stehen und zeigt auf eine Tür, die sich am Ende des Ganges befindet. Ich schaue etwas verwirrt, aber verstehe dann, dass ich dort Unterricht habe. Ich bedanke mich bei ihm und gehe dann in den Raum. Wie auch in der ersten Stunde muss ich mich als neuen Schüler bekennen. Im Laufe des Tages muss ich mich noch mehr Mals vorstellen, doch dann steht erst mal die Mittagspause an. Da ich wieder überhaupt keine Ahnung habe, wo ich überhaupt hin muss, folge ich den anderen Schülern und lande schlussendlich in der Cafeteria. Nach kurzem umschauen entdecke ich dann auch Owen, Eden und Raven an einem der Tische sitzen. Meine Beine tragen mich zu dem Tisch, während mein Blick auf den Boden gerichtet ist. Kurz bevor ich den Tisch erreiche werde ich von etwas aufgehalten. Als ich nach oben sehe erkenne ich die rot-braunen Augen von Flame und sein breites Grinsen. Du bist vorhin einfach so abgehauen. Dieser Eden ist doch nervig, oder? Willst du nicht bei uns sitzen?", fragt er lächelnd und deutet auf den Tisch neben uns. Ich nicke daraufhin nur und setze mich neben Flame an den Tisch, da ich das Angebot nicht einfach ablehnen will. Vor mir sitzen noch zwei weitere weibliche Personen und neben Flame sitzt auch noch eine weitere Person. Das ist Heaven. Sie ist neu an der Schule, weshalb sie heute mal bei uns sitzt."
Ich lächle nur, während Flame mich den anderen vorstellt. Dann schaut Flame wieder kurz zu mir und erklärt mir, wer die einzelnen Personen sind. Vor mir sitzt Rain. Sie ist Flames Zwillingsschwester und im Gegensatz zu ihm hat sie zwar auch schwarze Haare, jedoch haben diese einen blauen Schimmer. Ebenso sind ihre Augen blau. Ich frage mich ob sie bei ihrem Äußeren nachhelfen oder ob ihre Farben wirklich so aufeinander abgestimmt sind. Das Mädchen neben Rain heißt Michelle. Ihre naturblonden Haare sind zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Ihr blauen Augen leuchten auf, als sie mir erzählt, dass sie der Cheerleader Captain ist. Neben Flame sitzen dann noch Dean und Reece. Sie sind beide, genau wie Flame, im Football Team. Ich höre Ihnen halbwegs interessiert zu, wobei ich immer mal wieder zu dem Tisch von Owen, Eden und Raven schaue. Während Eden und Raven eine Unterhaltung führen, liegt Owens Blick bei mir. Für einige Sekunden haben wir Blickkontakt, doch als Michelle anfängt zu reden, löse ich meinen Blick und sehe zu ihr. Heute Abend findet die alljährliche Einführungsparty statt. Ich hab schon einige eingeladen, darunter die Cheerleader und Footballspieler. Ach und ein paar vom Leichtathletikteam auch!", verkündet sie freudig. Danach wendet sie sich nun zu mir. Du bist natürlich auch herzlich eingeladen zu der Party. Ich werde dir noch die Adresse geben.", versichert sie mir lächelnd.
Ach was. Ich werde sie einfach abholen. Sie kennt sich hier doch gar nicht...", will Flame ansetzen, jedoch unterbreche ich ihn: Schon gut. Wenn mehrere eingeladen sind, werde ich das schon finden."
Flame nickt nur noch und widmet sich dann seinem Essen. Mein Fokus liegt nun wieder bei Owen, jedoch verlässt dieser gerade wieder die Cafeteria. Ich seufze leise und bleibe den Rest der Pause noch in der Cafeteria. Michelle begleitet mich zum nächsten Klassenraum, da wir die letzte Stunde gemeinsam haben. Sie bietet mir sogar den Freunden Platz neben sich an, welchen ich dankend annehme. Ich habe keine Ahnung, worum es in der Stunde ging. Dafür weiß ich, wie die Beziehung zwischen Michelle und Dean momentan ist. Auch wenn sie sich schon mehrmals getrennt haben und wieder zurückgefunden habe, glaubt sie dieses Mal, dass es ewig hält. Ich verabschiede mich nach der Stunde noch kurz von ihr und verlasse dann das Schulgebäude. Draußen angekommen schaue ich mich nach bekannten Gesichtern um. Die vielen Schüler, die in sämtliche Richtungen laufen, erleichtern mir die Suche nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit entdecke ich Raven. Ich schlängle durch die Menschenmassen zu ihr.
Da bist du ja! Ich wollte gerade ohne dich los.", entgegnet sie mir und zieht mich von dem Gelände. Was hast du in der Pause eigentlich bei den Zwillingen gemacht?", fragt sie mich nun.
Ich zucke nur meine Schultern und schaue mich etwas um.
Du musst nicht mit mir reden, Heaven.", antwortet sie zwar etwas genervt, jedoch schweigen wir den restlichen Weg über nur.
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Moonlight Hills
FantasyDie 17-jährige Heaven wurde in eine Welt hineingeboren, die sie selbst nicht versteht. Sie war gerade mal sechs Jahre alt, als sie von ihrer Mutter getrennt wurde. Sie hat mit angesehen, wie diese Wesen ihre Mutter verschleppt haben. Dabei ließen si...