Myra

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,,Sie ist 7 Jahre in dieser Klinik gewesen!"
,,Und was hast du jetzt vor?"
,,Wie wäre es wenn ich heute mit ihr einkaufen gehe? Ich meine, sie brauch eigene Sachen."
,,Das ist keine schlechte Idee. Wir können uns danach doch im CoffeeShop treffen."
Die Stimmen von Eden, Owen und einer weiteren Person wecken mich. Auch wenn ich darauf reagiere, höre ich ihrem Gespräch zu.  Ich frage mich worüber sie gerade reden. Etwa über ich? Will die  Person, dessen Stimme ich nicht zuordnen kann, etwa mit mir shoppen?
,,Sie ist wach!", höre ich Owen sagen. Ich öffne langsam meine Augen und muss auf Grund des Sonnenscheins, das genau in mein Gesicht scheint, mehrmals blinzeln. Ich setze mich langsam auf und reibe über meine Augen. Vor mir stehen sowohl Owen und Eden, als auch ein Mädchen. Alle drei schauen mich an, wobei Owen lächelt, Eden grinst und das Mädchen mich nur skeptisch begutachtet. ,,Bereit für einen ganz normalen Tag eines ganz normalen Teenagers?"
,,Was habt ihr vor?", frage ich leise. ,, Hey Heaven. Ich bin Raven und wir gehen heuten shoppen." Raven lächelt mich nun auch an.  Ich nicke und lächle sie auch an. Eden und Raven verlassen im nächsten Augenblick das Zimmer, sodass Owen und ich alleine sind. ,,Raven hat dir nochmal Sachen für heute gegeben. Wenn du angezogen bist, geht es los." Ich stehe auf und nehme Owen die Sachen ab, um sie mir dann auch gleich anzuziehen. Owen hat währenddessen schon mal das Zimmer verlassen. Ich schaue mich kurz in dem kleinen Spiegel, welcher über seiner Kommode hängt, an und versuche meine Haare etwas zu richten. Ich seufze auf, als ich bemerke, dass meine Haare verknotet und teilweise auch verfilzt sind. Aus diesem Grund binde ich sie mir wieder nur zu einem Dutt zusammen und verlasse dann auch das Zimmer. Ich folge den langen Flur bis zu der Treppe und gehe diese anschließend herunter. Owen, Eden und Raven warten dort schon auf mich. ,,Na endlich!", höre ich Raven murmeln, weshalb ich meinen Blick direkt senke. Wir verlassen das Haus, jedoch bleibt mein Blick dem Boden gewidmet. Raven und Eden gehen vor mir und Owen und unterhalten sich über irgendwelche Tiere, die im Wald leben und gar nicht so schlecht schmecken sollen, während Owen und ich nur nebeneinander hergehen und schweigen. Ich hebe meinen Blick an, um mir die Umgebung von Moonlight Hills einzuprägen. Dieses Gebäude muss mitten im Wald stehen, denn es ist weit und breit keine Straße zu erkennen. Nur ein schmaler Weg führt von der Haustür durch den Wald. Diesen Weg folgen wir gerade und ich hab keine Ahnung, wo wir überhaupt hingehen. Der Weg hört plötzlich auf und neben uns fließt ein kleiner Fluss, welchen wir nun folgen. Mein Blick liegt auf dem Wasser und irgendwas erscheint mir eigenartig daran. Keiner von uns sagt etwas. Jeder scheint mit sich selbst beschäftigt. Wir nähern uns so langsam dem Ende des Waldes und kommen am Waldrand an. Vor uns liegt eine kleine Stadt, die etwas tiefer als der Wald liegt. Der Fluss fließt direkt durch den kleinen Ort und neben uns kann man nun auch kleine Wasserfälle erkennen. Der Anblick ist wirklich schön, doch genießen kann ich ihn nicht, denn wir gehen auch weiter. Wir gehen ein paar Stufen hinunter um in den kleinen Ort zu gelangen. Wir folgen wieder einem kleinen Weg, welcher an einer Straße endet. Ich schaue mich in dem Ort um, jedoch kenne ich ihn nicht. ,,Wo sind wir?", frage ich also nun. ,,Wir sind in Black Falls. Kennst du den Ort nicht?", stellt Owen mir eine Gegenfrage. Ich schüttel darauf nur den Kopf. Wir kommen an einem Platz an, an dem viele Menschen sind. Sie gehen kreuz und quer an un vorbei und ich fühle mich zum ersten Mal seit Jahren, wie ein normaler Mensch. Ein riesiger Brunnen ziert den Platz, an dem die Menschn in allen Richtungen vorbeiziehen. Raven und Eden schauen nun zu uns herüber und Owen fängt wieder an zu reden: ,,Also Raven und du werden jetzt ein paar Geschäfte aufsuchen um dir Sachen zu besorgen. Wir treffen uns in zwei Stunden dann beim CoffeeShop." Ich nicke nur zustimmend, genauso wie Raven. Die Jungs verabschieden sich, sodass Raven und ich nun alleine waren. ,, Dann mal los...", murmelt sie. Wir gehen direkt in einen Laden, der gegenüber von dem Brunnen ist. Raven sucht direkt ein paar Sachen für mich raus und schickt mich damit in die Umkleide. Ich probiere alles an, was sie mir gibt, sodass wir schlussendlich mit ungefähr 25 Teilen an der Kasse stehen. Ich weiß gar nicht, wer das bezahlen soll, jedoch hat Raven einen anderen Plan. Sie redet mit dem Verkäufer und auf einmal wendet sie etwas an, wovon ich nicht mal wusste, dass sie dazu im Stande ist. Ihre Augen leuchten rot auf und sie hält den Augenkontakt mit dem Verkäufer. Sie wiederholt mehrmals, dass wir für diese Sachen nicht bezahlen müssen, sondern dass der Verkäufer selbst für die Kosten aufkommen wird. Ich bin wirklich erstaunt, als wir den Laden dann mit zwei riesigen Typen verlassen. ,,Wie hast du das gemacht?", frage ich sie, als wir uns von dem Laden entfernen. ,, Nur etwas Hypnose. Ein Trick von Vampiren.", sagt sie kurz und zwinkert mir zu. Im nächsten Laden holen wir drei paar Schuhe für mich und auch Raven nimmt zwei Paar mit. Wieder wendet sie ihren Trick an, als wir an der Kasse stehen. Wir ziehen von einen Laden in den nächsten. Nach den zwei Stunden hat jeder von uns um die 6 Tüten in der Hand. Wir gehen nun zu dem CoffeeShop, in dem wir uns mit den Jungs treffen wollten. Raven und ich gesellen uns zu ihnen an den Tisch. Die Taschen stellen wir neben uns ab. ,,Habt ihr überhaupt irgendwas in dem Laden gelassen?", fragt Eden schockiert, als er die Taschen sieht. ,,Lass sie doch Spaß haben!", mischt sich nun auch Owen ein. ,,Ist doch gut. Bleib ruhig Chihuahua!", antwortet Eden lachend. Owen verdreht darauf nur seine Augen und wendet sich wieder zu mir und Raven. ,, Also was wollt ihr trinken?"
Ich schaue mir kurz die Karte an, allerdings kenne ich die meisten der Getränke nicht. ,, Der Tee ist jedoch nicht zu empfehlen. Da sind Kräuter drin, die wir nicht wirklich vertragen.", erklärt mir Eden zwinkernd. Owen muss meinen verwirrten Blick bemerkt haben, weshalb er mir erklärt: ,,Wesen wie wir... haben kaum Schwächen. In vielen von den Teesorten, die sie hier anbieten, ist Eisenkraut enthalten. Eisenkraut ist eine Schwäche von Vampiren und auch Patiens. Ich empfehle ihn dir also nicht" Ich finde es süß, wir er versucht mir das alles zu erklären. ,,Ich hole uns also lieber mal Kaffee!", kündigt nun Eden an und steht auf. Er geht zur Theke und redet mit dem Mädchen, das dahinter steht. ,, Also... was ist Kaffee?", frage ich kleinlaut und schaue auf den Tisch. ,,Du weißt nicht was Kaffee ist?!", stellt Raven schockiert die Gegenfrage. Ich schüttel nur den Kop, wende meinen Blick aber nicht vom Tisch. ,, Nicht schlimm. Du wirst es ja gleich herausfinden.", beruhigt mich Owen und legt einen Arm um mich. Im nächsten Augenblick ist Eden wieder bei uns und stellt jedem eine Tasse hin. Ich schaue mir das schwarze Gebräu an, nehme dann aber die Tasse und probiere einen Schluck. Das Gebräu ist so bitter und einfach nur eklig, weshalb ich das Gesicht verziehe. Die Anderen müssen über meine Reaktion lassen. ,,Du wirst dich noch daran gewöhnen!"
Nach ungefähr einer Stunde verlassen wir dann den CoffeeShop. Ich hab immer noch keinen Gefallen an Kaffee gefunden. Wir bewegen uns wieder zu den kleinen Wasserfällen. Auf dem Weg schaue ich mir den Ort nochmal genauer an. ,, Wie heißt dieser Ort eigentlich?", frage ich an Owen gewandt.
,, Black Falls."
,,Black Falls?"
Owen bleibt stehen und deutet auf die Wasserfälle. ,, Bei Vollmond leuchten die Wasserfälle, sowie der Fluss schwarz. Man könnte sagen, dass es unsere magische Quelle ist."
,, Ich verstehe nicht ganz. Woran liegt das denn?"
,, Versteckt im Wald liegt ein kleiner See. An den Ufern wächst eine Pflanze namens Ipomoea alba oder besser gesagt, die so genannte Mondblume. Ihr Blüten öffnen sich nur abends und nachts. Ihre Samen verteilen sich im Wasser und bei Vollmond leuchtet das Wasser schwarz. Durch den Fluss kommt das Wasser vom See durch die Stadt."
,, Bewirkt diese Pflanze irgendwas?"
,, Ja. Eden und Raven tragen eine Kette mit den Samen dieser Pflanze. Sie würden sonst in der Sonne verbrennen.", erklärt mir Owen. Meine Mutter hat mir nie etwas über Werwölfe oder Vampire erzählt. Ich weiß nur von den Salvators und den Hunters. Owen nimmt meine Hand und zieht mich die Stufen nach oben, da Raven und Eden schon vorgegangen sind und wir sie wieder einholen wollen. Wir gehen wieder den kleinen Fluss entlang bis zu dem Weg, der nach Moonlight Hills führt. Wir gehen in das Haus, wobei Eden und Raven direkt in ihre Zimmer verschwinden. Ich sehe zu Owen. ,,Wo schlafe ich diese Nacht überhaupt?"
,,Ich denke mal wieder bei mir, außer du willst das nicht!"
,, Nein schon gut...", gebe ich kleinlaut zurück und folge ihm in sein Zimmer. Ich stelle meine Taschen an das Fenster, wobei ich aus diesem hinaussehe und die Sonne dabei beobachte, wie sie untergeht und der Himmel von blau zu einem rötlichen Ton wechselt. Ich spüre wie Owen auf einmal hinter mir steht, ehe er dann flüstert: ,, Ich habe das Zimmer mit der besten Aussicht."
Ich nicke nur und beobachte weiter das Naturschauspiel. Wir stehen eine Weile schweigend da. Keiner von uns sagt auch nur ein Wort. Es ist eine angenehme Stille.
,, Was hast du eigentlich vor um deine Schwester zu befreien?", unterbreche ich nun die Stille.
,, Ich weiß es nicht. Temple hat es mir untersagt noch einmal so eine Befreiungsaktion zu starten." Er seufzt. Ich drehe mich langsam zu ihm um. ,, Wirst du dich daran halten?"
,, Höchstwahrscheinlich nicht." Er grinst mich an und schaut in meine Augen. ,, Bist du eigentlich mal zur Schule gegangen?"
,, Ja, als ich noch im Heim war. Ich bin ganz normal zur Elementary School gegangen."
,, Und bald gehst du zur High School."
,, Ihr geht zur High School?", frage ich überrascht.
,, Was denkst du denn, was wir den ganzen Tag machen?", lacht er.
,, Ich weiß nicht.", murmel ich und schaue auf meine Finger.
,, Okay tut mir Leid. Wir sollten mal schlafen gehen. Es ist schon spät." Ich nicke nur zustimmend. Er geht zu seinem Schrank und holt sich eine Jogginghose raus, die er dann auch anzieht und danach sein Shirt auszieht. Ich schaue wieder in den Spiegel über der Kommode und will erst meine Haare öffnen, entscheide mich dann aber doch entgegen und seufze leise. Owen scheint es bemerkt zu haben, denn er fragt mich, was los ist. Ich erwidere nichts, sondern zeige nur auf meine Haare. ,, Ich verstehe. Frag mal Raven. Ich glaube sie kann dir da helfen." Ich nicke und lächle dankend. Ich ziehe mir noch meine Schlafsachen an und lege mich dann zu Owen ins Bett. Wenig später schlafe ich dann auch ein.
Als ich wach werde, ist es noch dunkel draußen. Der Mond scheint in mein Gesicht. Ohne es richtig realisieren zu können, stehe ich auf und gehe aus dem Zimmer. Ich gehe den langen Flur entlang und an der Treppe vorbei. Ich bleibe vor einem Zimmer stehen. Die Tür ist nur einen Spalt geöffnet und ein schwaches Licht dringt aus dem Zimmer. Meine Hand schnellt zur Tür und drückt diese auf. Meine Füße setzen einen Schritt nach dem anderen. Ich kenne das Zimmer nicht, jedoch blicke ich zu einer Person, die auf dem Bett liegt. Mein Blick ist auf die Person gerichtet, während meine Beine sich immer näher zum Bett bewegen. Ich kenne das Mädchen nicht. Ihre Augen sind geöffnet. Sie starrt an die Decke. Aus ihrem Mund läuft eine weiße Flüssigkeit. In ihren Händen liegen rote Beeren. In diesem Moment erst, realisiere ich, was hier passiert ist. Bevor ich darüber nachdenke, stoße ich einen Schrei aus, der alle Bewohner dieses Hauses weckt.

Moonlight HillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt