Es gibt nichts Schöneres auf dieser Welt, als frisch gemähtes Gras. Dieser Geruch, wenn man die einzelnen Grashalme durch die Finger gleiten lässt oder das Piksen, wenn noch Stacheln im Gras sind, ist einfach wunderbar.
Frisch gemähtes Gras ist wie eine Reinigung für meine schwarze Seele. Es duftet so unschuldig und der Geruch breitet sich so sehr aus, durchdrängt alles, sodass ich wenigstens für die Zeit, in der ich zwischen all den Halmen liege, mir wie ein normaler Mensch vorkomme, und nicht wie das Monster mit der schwarzen Seele, welches ich eigentlich bin. Ich weiß zwar, dass es auf andere Menschen nicht besonders normal wirkt, wenn ich mich ins Gras lege, sobald ich an einer Wiese vorbeilaufe, auf der gerade gemäht wurde, aber für mich ist das normaler, als dieser ständige Kampf gegen mein eigenes Ich.
Am schlimmsten ist, dass mir niemand glaubt, dass ich böse bin. Dabei ist meine Seele rabenschwarz, dunkler und abartiger als die des Teufels. Es kann gar nicht anders sein, bei all den schlimmen Dingen, die ich tat, bei all dem Blut, das an meinen Händen klebt. Ein rotes, klebriges Blut, das sich nicht abwaschen lässt. Ich habe es schon oft versucht. Stundenlang stand ich unter der Dusche und habe sie mit einem Bimsstein geschrubbt, bis echtes Blut kam und nicht nur das, dass immer an meinen Händen klebt. Dieses Blut haben sie mir im Krankenhaus aber abgewaschen. Das andere blieb haften. Ich habe wirklich alles versucht, um das Blut los zu werden, aber nichts funktionierte. Immer hinderte mich irgendwer im letzten Moment daran und deshalb bekam ich das Blut bis heute nie ab. Es ist nicht einmal verblasst. Nein, es blieb so kupferfarben und dunkel, wie es am ersten Tag gewesen war.
Irgendwann, ungefähr vor einem Jahr, hatte ich schließlich aufgegeben. Da hatte ich mich das erste Mal ins frisch gemähte Gras gelegt und irgendwie hatte ich dann alles vergessen. Das war mein erster Tag in Devonport gewesen, wo mein Vater und ich einen Neuanfang machen wollten. Seit damals habe ich viele, viele Stunden im Gras gelegen, hatte den Geruch in mich aufgenommen und dessen Reinheit. Das Gras war so frisch und losgelöst von allen Bindungen zur Erde. Es war genau das, was ich sein wollte.
Da ich das aber nicht sein konnte, musste ich diesem Zustand so nah wie möglich kommen. Also legte ich mich immer wieder in das Gras und genoss das Gefühl des Befreit-Seins.
Am schönsten ist es, wenn gerade die Sonne untergeht und du siehst, wie sie sich vom Himmel löst und verschwindet. Einfach weg ist, bis sie am nächsten Tag wiederauftaucht. Einfach so ist sie auf einmal wieder da.
Gerade verschwand die Sonne mal wieder vor meinen Augen im Meer und ich drehte mich im Gras um und schnupperte an ein paar Halmen. Der Geruch strömte nicht nur durch meine Nase, mein ganzer Körper sog ihn auf und speicherte ihn für den Fall, dass ich morgen keinen Platz finden würde, an den ich mich legen konnte.
Morgen würde ich erstmals wieder zur Schule gehen müssen. Ein Jahr lang hatte ich jetzt im Gras liegen dürfen, dann hatte mein Vater ein Machtwort gesprochen. Ich wäre jetzt wieder soweit gesund, dass ich in die Schule gehen konnte.
Wenn man den Ärzten glaubte, war ich psychisch krank. Ich bildete mir Dinge ein, sagten sie. Dabei wusste ich genau, dass das Blut an meinen Händen echt war, auch wenn nur ich es sah. Ich merkte doch, dass die Menschen wahrnehmen konnten, dass ich böse war. Sie spürten die Schuld an meinen Händen, die mit dem Blut dort festklebte.
Aber das hatte ich dem Arzt nie wieder gesagt, nachdem ich es einmal erwähnt hatte. Er hatte mich so mitleidig angeschaut, dass ich instinktiv wusste, dass das der falsche Weg war, um mich wieder ins Gras legen zu können, wann ich wollte. Also hatte ich Dinge erfunden und so war ich schließlich wieder zu meinem Papa gekommen. An den Ort, an dem es so viel Gras gab, in das ich mich jederzeit legen konnte, wenn jemand gerade gemäht hatte.
Hier lag ich nun bis morgen früh - so lange, bis man mich von hier entfernen und mir das Einzige nehmen würde, was meine Bosheit im Griff hielt.
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Ein Abend frisch gemähtes Gras | LESEPROBE
Teen FictionEigentlich ist Bennet Carter ein Loser. Seine Band ist genauso erfolglos wie seine Suche nach der Einen. Einzig und allein sein Groupie scheint ansatzweise an diese Rolle heranzukommen. Doch da trifft Bennet auf Alia, ein Mädchen, dass sich wann imm...