Kapitel 8

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Als ich die Tür öffnete, nachdem ich mir sicher war, dass Luca nicht davor stand, konnte ich einen schwer atmenden Jjiyong sehen, der mich besorgt anschaute.

"Ich bring ihn um.", murmelte er nur, als ich ihn reinließ und er nun, dank meiner Lampe, besser sehen konnte, wie rot meine Augen waren und ich noch immer zitterte.

"Wie hat er dich angefasst? Hat er dich geschlagen?", fragte er sofort.

Vielleicht kommt es für manche Personen komisch rüber, wie sehr Jiyong sich aufregte, aber dadurch, dass er mir immer Platz gelassen hat und mich nie gedrängt hatte, erfuhr er Stück und Stück mehr über mich und meine Sorgen. Welche zumeist aus der Zukunft und Luca bestanden. Auch half das ein oder andere Weinglas mit, damit er besser verstand, in was für ein Dilemma ich mich gezwängt sah. Aber das war jetzt unwichtig.

"Nein, nicht geschlagen.", murmelte ich leise und senkte meinen Kopf.

"Aber?" Ich konnte seinen scannenden Blick förmlich spüren, doch er machte keine Anstalt näher zu kommen.

Ein weiterer Punkt, den er wortlos akzeptiert hatte und weswegen ich ihn so gerne um mich hatte.

"Also...An meinem Arm...Damit ich nicht gehe...", brachte ich unsicher hervor.

"Darf ich?"

Fragend hob ich meinen Blick und sah, dass er meinen Arm anschaute, denn ich unbewusst gegen mich drückte.

"Es ist nichts. Wirklich. Bis morgen ist alles wieder okay." Auf einmal fühlte ich mich dumm, ihn angerufen zu haben. Allgemein, dass er hier stand und nicht in seinem Bett lag.

"Du hattest Angst, Thea. Dieser Bastard hat irgendetwas mit dir gemacht, weswegen du solche Angst hattest, dass du sogar mich angerufen hast. Deswegen bin ich hier. Also, darf ich deinen Arm sehen?" Jiyongs Blick war durchdringend und irgendetwas bewegten seine Worte in mir, denn ich hob meinen rechten Arm.

Vorsichtig zog er den Ärmel meines Pullis nach hinten und atmete dann scharf Luft ein.

Es waren fünf dunkelblaue Flecken zu sehen. Vier hintereinander gereiht, einer alleine auf der anderen Seite des Gelenks. Die Haut in unmittelbaren Nähe hatte einen widerlichen gelblichen Ton.

"Wir müssen zur Polizei. Das ist Misshandlung.", flüsterte Jiyong eher zu sich selbst, als zu mir.

Doch es reichte aus, damit ich mich ihm entzog.

"Nein.", sagte ich etwas schärfer als beabsichtigt. "Er wird alles tun, damit ich als die Böse dastehe. Und das kann er. Schau nicht so, Jiyong. Ich hab schon oft genug mitbekommen, wie eine Ex oder ein Freund ihn Ärger machen wollte und dann innerhalb von Tagen alleine und ohne Rückhalt war. Luca hat diese Macht. Wenn wir jetzt gehen, wird alles kaputt gehen und ich werde nichts mehr haben, und da-"

"Thea, hey, komm runter. Ich verstehe dich schon. Aber das ist nicht in Ordnung. Wenn er jetzt schon so ist, was macht er dann später? Was wollte er überhaupt?" Unbewusst, wie immer, wenn er eine Frage hatte, legte Jiyong seinen Kopf zur Seite.

"Reden."

"Reden?"

"Ja. Über das zwischen uns beiden und dass ich ihn einfach stehen gelassen habe."

"Zwischen uns läuft nichts und das sollte er sehen können."

"Jiyong, mein Leben hat sich die letzten Jahre nur um Luca gedreht. Privat wie auch Karriere. Natürlich reagiert er so, wenn ich plötzlich keine Interesse mehr an ihm zeige, aber dass er gleich so weit geht..." Ich schluckte den Rest runter und schwieg.

Kurz war es zwischen uns beiden still, bis Jiyong seufzte.

"Okay. Wir gehen also nicht zur Polizei."

"Genau."

"Aber nichts machen können wir auch nicht. Schließlich kann Luca jederzeit wieder auftauchen."

"Ja..."

"Gut. Dann ist alles geklärt. Du kommst zu mir und gleich morgen rufen wir jemanden an, der die Schlösse ausstauscht und den PIN ändert. Guck nicht so. Meine Schwester ist momentan in London und wird erst in einem Monat wieder auftauchen. Sprich, du kannst solange in ihrem Zimmer schlafen. Wegen der Arbeit wäre es mir am liebsten, du würdest krank machen, aber dazu bist du zu stolz, oder?"

Ich nickte schnell und bestimmt, was ihn tatsäclhlich grinsen ließ.

"Dachte ich mir. Also lass uns deine Sachen packen und zurück gehen. Du bist bestimmt müde udn ein paar Stunde Schlaf würden dir nicht schaden. Ach ja, was ist eigentlich mit deiner Katze?"

"Bei meiner Mum. Er hat momentan eine Infektion und muss alle drei Stunden behandelt werden. Sie ist Tierärtzin und in Rente, sprich sie hat Zeit."

"Woah, du kommst aus einer schlauen Familie." Jiyong schien tatsächlich begeistert zu sein, aber ich wollte ihn für die Aussage boxen.

"Gib  mir 5 Minuten.", sagte ich jedoch und ging in mein Zimmer um für die nächsten Tage zu packen.

Klamotten, für die Freizeit und Arbeit, Unterwäsche, Hygienemittel und Schminke, wie auch Schmuck. Dann noch mein Ladekabel, Laptop, Geldbeutel und alle wichtige Dokumente. Wer weiß, auf welche Ideen Luca kam. Ich wollte nichts riskieren.

"Fertig?", fragte Jiyong mich, der die ganze Zeit geduldig an der Tür gestanden war.

"Ja." Ich hatte zwei Taschen, welche Jiyong beide wortlos nahm und raustrug.

Ich fühlte mich noch immer komisch. Als würden wir übertreiben. Aber durch Jiyongs Worte ist mir erst wieder in den Sinn gekommen, wie oft und schnell Luca das Leben von jemanden runiert hatte. War es durch Mobbing, Rufmord oder der Ausschluß von der Gruppe gewesen.

Wie zum Beispiel Jia, das chinesische Model, welches Desgin studiert und versucht hatte mich von Luca fernzuhalten und echt viele miese Dinge gesagt hatte. Als Luca mich weinen erwischt hatte, denn ich wollte das natürlich nicht, war sie innerhalb von zwei Tage von jedem gemieden worden. Ein paar hatten sie sogar öffentlich beleidigt. Luca selbst natürlich nicht. Doch er hatte das Ganze mit einem zufriedenen Blick beobachtet.

Oder Mino, der einmal sein bester Freund gewesen war, bis er zuerst ein Mädchen gedatet hatte, welches Luca interessant fand, und dann Interesse an mir gezeigt hatte. Mit der Ausrede, dass Mino ihm nachmachen wollte und ihm alles entnahm, was ihm wichtig war, hatte er ihn solange gemobbt, bis dieser freiwillig nach Kanada geflohen war, um dort sein Studium zu absolvieren.

Bis dahin war mir das nie aufgefallen. Vor allem waren das keine Einzelfälle, sondern ganz alltägliche Ereignisse. Luca war dafür bekannt gewesen, Menschen ruinieren zu können, und doch zog er alle an, wie das tötliche Licht die Mücken. Und ich war eine davon gewesen, die erst jetzt den Stromschlag abbekommen hatte.

"Alles in Ordnung?", fragte mich Jiyong, da ich nicht einstieg, sondern in die Luft starrte.

"Äh ja."

Schnell öffnete ich die Tür und setzte mich, nur um dann zu erkennen, in was ich saß.

"Ernsthaft." Trotzt der momentanen Situation, konnte ich mir meinen Sarkasmus nicht sparen.

"Ich bin reich und will auch etwas Spaß haben. Was ist daran falsch?", verteidigte er sich und fuhr los.

"Das ist aber ein teurer Spaß...", flüsterte ich und meinte damit, dass sein Auto eindeutig zum Angeben und nicht Fahren da war.

Er hatte das bestimmt gehört, aber ließ mich heute damit durch gehen.

Ich lehnte mich in den Sitz und schaute aus dem Fenster. Wie die Gebäude von Seoul an uns vorbeifuhren. Der schnurrende Motor war überraschend beruhigend, wie die Wärme von der Heizung.

Ich konnte noch immer nicht fassen, was passiert war. Klar wusste ich, dass Luca nie mit solch einem Ende zufrieden gewesen wäre, aber das er, der mich immer beschützt und gehütet hatte, so anfassen würde und vielleicht mehr machen würde, machte mir Angst. Sie lag in meinem Bauch und krallte sich schmerzhaft fest.

Doch dann hörte ich, wie Jiyong liese mit dem Radion mitsang und konnte mich etwas entspanne. Etwas Luft holen.

Ehe ich mich versah, hatte ich meine Augen geschlossen und schlief auch schon ein.

Last Dance || G-Dragon FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt