No Life

Tag 12

Eine Woche vergeht seit dem letzten Vorfall. 
Sie hatte sich geschworen, nicht noch mal die Klinge zu benutzen um sich zu verletzen. 
Sie hatte sich geschworen, nicht noch mal diese Nacht durchstehen zu müssen. 
Und seit dem sie das abendliche Ritual abgeschworen hat, kam auch Aux nicht mehr in ihre Nähe. Sie war 'befreit' von ihn. Das dachte sie zu mindestens. Ihr Kontakt zu Marik war wieder wie ganz zu beginn. Eher Mau. Begrenzt. Sie wollte ihn nicht mit ihren Problemen beschäftigen noch irgendwie in ein offenes Messer rennen, von dem sie nicht wusste ob es echt war oder nicht. Seit dem ihr Vater wieder im Haus ist, konnte man beobachten wie sehr Logan und Elysa verblüht sind und sich Sharon zurück gezogen hatte. Sie konnte einfach nicht mit ansehen, wie diese Lüge weiter aufrecht gehalten wurde und tat das, was sie immer getan hat wenn sie sich Zuhause nicht wohl gefühlt hat. Sie ist länger auf dem Schulgelände unter ihrer Eiche die sie vom ersten Tag an für sich beansprucht hatte. Sie hatte Glück, dass bisher niemand von Hayleen's Freunden oder sogar sie selbst diesen Ort entdeckt und mit Sharon in Verbindung gebracht haben. 

Seit dem sie aufgehört hat sich zu verletzen, spürte sie eine Spannung in ihren Armen. Die Wunden, die vor einer Woche noch sehr tief waren, fangen an zu heilen und das Jucken setzt ein. Es war nicht das, was sie sich erhofft hatte wenn sie aufhört. Sie hatte auch gedacht, dass es schwerer sein würde für sie. Doch scheinbar brauchte sie dieses Ritual gar nicht. Anscheinend brauchte sie sich nicht verletzen nur um zur Ruhe zu kommen. Nichts desto trotz spürte sie dieses Verlangen jeden Tag aufs neue und sie versuchte sich abzulenken in dem sie entweder liest, mit Marik schreibt oder andere Dinge tut. 
So auch jetzt. Während sie unter der Eiche sitzt und die kühle Luft des Herbstes genießt, schreibt sie Marik wieder. Sie weiß nun, dass ihre anfängliche Aufgeregtheit nur von ihrer Unsicherheit kam und dass sie jetzt in der Lage ist normal und vernünftig mit Marik zu schreiben auch wenn sie nach wie vor Interesse an ihn hat.  
~ Wollen wir uns nachher im Kino treffen? Es laufen gerade ein paar gute Filme und ich denke da sind auch ein paar dabei, die du gerne hast! Ich würde dich dann gegen 17:00 von der Schule abholen, ist das Inordnung?~ 
Sie muss lächeln. Wie könnte sie auch nicht wenn ihr neuer Schwarm etwas von sich aus mit ihr unternehmen will. Sie weiß auch gar nicht, was seine eigentlichen Intentionen sind. 
~ Sehr gerne! Ich hab mein Portmonee immer bei mir und diese Runde Kino geht aber auf mich!~
~ Nein, heh ich lade dich ein also bezahle ich dieses mal!~ 
Es war immer so. 

Er zeigt sich immer von dieser unwiderstehlichen und charmanten Art ohne dass sie irgendwas dagegen ausrichten oder ablehnen könnte. Ihre Hände wurden immer zittriger je mehr sie darüber nach dachte, dass er zu ihr kommt um mit ihr ins Kino zu gehen. Ihr Blick fällt dann auf die freie Haut an ihren Armen. Mit einem eher überlegenden schmunzeln zieht sie ihre Ärmel ein wenig höher und betrachtet die Narbenbildung bevor sie aus ihrer Tasche kleine Verbände nimmt, die sie zur Sicherheit immer bei sich hat , und legt sich diese um die Narben. Er muss es nicht noch mehr sehen oder sie direkt darauf ansprechen. Sie ist kein großer Fan davon Narben zu haben aber das kommt nun mal mit dieser Krankheit mit. 
Sie und er schreiben noch eine Weile weiter. Es ist eine perfekte Ablenkung. So bekommt sie nicht einmal mit wie jemand bekanntes Bilder von ihr macht. Sich an ihren Anblick labt und auch in den Schatten verschwindet, als Sharon aufsteht um zum Eingang der Hofes zu gehen. Er kommt immerhin bald an und ihn warten zu lassen, kommt für sie nicht in Frage.