Datenight

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Um uns fertig zu machen kommt Tess zu mir. In ihre schwarzen Haare flechte ich weiße Kunstblüten hinein.

Ihre zwei langen Zöpfe hängen ihr über die Schultern. Dann tauschen wir die Plätze.

Sie nimmt meine obere Haarpatie und fasst sie in einen geflochtenen Zopf zusammen. Meine restlichen Haare lässt sie mir über die Schultern fallen. Die Locken sind heute super definiert, weil ich eben geduscht habe. Es sieht tatsächlich so aus als wäre ich eine Elfe.

Dezent geschminkt werfe ich noch einen Blick in den Spiegel. Dann fange ich an Tess zu schminken. Ihre mandelbraunen Augen kommen perfekt zur Geltung. Dann stellen wir uns zusammen vor den großen Spiegel und müssen lachen.

„Ich hätte nie gedacht das ich jemals so fein aussehen werde. Danke, dass du das alles für mich getan hast." Schmunzelt Tess und umarmt mich.

„Jetzt müssen wir nur noch ein Foto machen, um uns daran zu erinnern." Sage ich und krame mein Handy aus der Minihandtasche. Wer hat denn diese kleinen Dinger erfunden? Ein Zwerg?

„Lächeln!" Und wir beide machen ein schönes Spiegel Selfie. So langsam bekomme ich Herzklopfen.

Mum schaut uns vom Türrahmen aus an. „Meine zwei großen. Kommt mal her! Ich muss euch nochmal drücken bevor ihr geht. Mann, toll seht ihr aus." Sie ist echt toll. Auch Tess geht zu ihr und drückt sie nochmal fest. Dann stöckelt sie auf ihren Higheels auf die Toilette. Auch ich ziehe quälend langsam die unbequemen Schuhe an. Da fällt mir etwas ins Auge. Eine lila Flüssigkeit in einem Glasgefäß. Es ist mein Elixier. Ich nehme es und koste einen Schluck. Es schmeckts süß, aber gleichzeitig auch sauer. Ich meine, was kanns schon schaden?

Nach ein paar Minuten kommt Tess zurück in mein Zimmer. „Hast du es nicht gehört?" fragt sie amüsiert. „Was meinst du?" frage ich ein wenig verwirrt zurück. „Pam hat eben von unten gerufen. Das Auto der Jungs ist vorgefahren. „Achso." Nicke ich. Jetzt darf ich mich in diesen Höllenschuhen die Treppe hinunterquälen.

Okay, jetzt noch zwei Stufen. Noch eine, und geschafft ohne ein unschönes Treffen mit dem Fußboden. Tess hat in der Zeit schonmal die Tür geöffnet, und empfängt die beiden staunenden Anzugträger. Taylor sieht einfach blendend aus. Sein Haar im Kontrast zum Anzug immer noch wuschelig, seine Augen noch strahlender als sonst. Auch er sieht mich mit einem liebvollen, und zugleich belustigten Blick an. Er musste mitbekommen haben, wie ich die Treppe gegangen bin. Immer diese Patzer! Zur Begrüßung umarme ich ihn und gebe ihm einen sanften Kuss. „Für dein Problem habe ich die genaue Lösung." Sagt er und überreicht mir eine schwarze Tüte, die mir gerade erst auffällt. Ich nehme sie an mich und schaue hinein.

Ich glaub es nicht! Es sind hellblaue Nike Huaraches. Sie passen genau zu der Farbe meines Kleides. „Aber. Woher wusstest du?" frage ich überglücklich. „Ich habe da so meine Kontakte. Aber nennen sie mich einfach Davis, Taylor Davis." Meint er und grinst vielsagend zu Tess. Da wird mir auch klar, warum sie den ganzen Abend nichts über mein Klangen in diesen Schuhen gesagt hat. Ich schäle mich aus den Heels und nehme die Huaraches aus dem Schuhkarton. Dann schlüpfe ich hinein.

Sie passen überraschend gut zu meinem Kleid. Ich springe zu meiner besten Freundin und umarme sie. Sie freut sich, dass es mir gefällt sagt sie. Dann gehe ich auf Taylor zu und bedanke mich nochmals mit einer Umarmung bei ihm. Dann folgt ein langer Kuss, der nicht endet bis Jason und Tess komische, nervige, unromantische Geräusche machen. Jaja, so kenne ich sie. Plötzlich höre ich ein Rascheln aus der Küche, und Schritte auf dem Boden. Meine Mum kommt mit einer Kamera auf uns zu. „Wir machen es wie es sich gehört, vor einem Abschlussball. Fotos!" befielt sie und nimmt Tess und Jason am Arm, um sie vor dem Karmin zu platzieren. Anmutig und schön setzt Tess einen arm auf Jasons Schulter, mit der anderen hält sie ihre Clutch fest. Dann sind Taylor und ich an der Reihe. Ich stelle mich seitlich und lege meinen Kopf auf seine Schulter, was wegen des Größenunterschiedes perfekt passt. „So. Und jetzt alles zusammen. Hopp Hopp, alle vor den Karmin." Sagt sie und wir gehorchen. Plötzlich komme ich mir gar nicht mehr vor, wie ich vor einem Jahr war. Ich habe mich verändert, durch Leute wie Tess, Taylor, Jason, und ja, tatsächlich auch Audrey.

Als Mum mit uns fertig ist steigen wir in das Auto ein, und fahren zur Schule., denn die Sporthalle ist unser Ziel. Dort angekommen, bewundern wir zuerst die Halle, die prächtig mit Blumen und Laternen geschmückt ist. Ein riesiges Buffet begegnet uns, und Tess und Jason bedienen sich, ohne überhaupt mal zu schauen was es sonst noch so gibt.

Taylor ergreift meine Hand und wir laufen zu einem der Stehtische. Zuerst, lasse ich meinen Blick über alle Anwesenden schweifen. Ganz hinten, die Jungs aus der Fußballmannschaft, die mit ihre Begleitungen links liegen lassen, und sich nur den Matches der letzten Wochen widmen. Auf der Tanzfläche erkenne ich ein paar Interessante Gesichter, wie zum Beispiel Samantha, Jamie, Audrey, und ihr Begleiter Danny. Sie sieht nicht besonders glücklich aus. Mir kann das aber auch egal sein, also lasse ich mich davon nicht beindrucken, und betrachte das schöne Himmelblau in den Augen meines Freundes. Sofort fordert er mich zum Tanz auf, als er bemerkt wie ich schaue.

Ich willige ein und reiche ihm meine Hand. Zu erst kommen ein paar schnelle Lieder, dann folgen ein paar Kuschelsongs. Ich schmiege mich an Taylors Schulter und gebe mich ganz der Musik hin.

Von dem ganzen Tanzen gehe ich mal an die frische Luft. Da unterbricht ein leises Wimmern meinen Weg. Es ist eine Situation, die ich so schonmal erlebt habe. Ein blondes Mädchen sitzt auf einer der Parkbänke und weint. „Hey. Ähm, ist alles okay bei dir?" „Ja. Alles gut." Ich weiß, dass sie lügt. „Ich weiß nicht was los ist. Sag mir, wie du dich fühlst. Ich will es doch nur verstehen." Und dann passiert es. Ich fühle ihren Schmerz. Also so habe ich mir die Wirkung des Elixiers nicht vorgestellt. Aber gut, so kann ich ihr wenigstens helfen.

„Ich weiß, dass es dich bedrückt, dass du mit Danny hier bist und nicht mit Kyle. Außerdem finde ich nicht, dass du keine Freunde hast. Du brauchst dich deshalb nicht unwohl fühlen."

Sie blickt ein wenig trotzig. „Ich weiß es doch ganz genau. Du hast auch eine verletzliche Seite. Und diese finde ich echt toll. Du musst sie nicht immer verdrängen. Lass es zu."

Naja. Ich weiß nicht, wie ich es gemacht habe, aber ich weiß es einfach. Sie setzt zu einer Antwort an: „Danke. Ich werde es zulassen. Ich hoffe, dass die anderen mich trotzdem mögen." Sie wischt sich die Tränen ab, und geht nach drinnen.

Sobald sie nicht mehr da ist, spüre ich ihre Gefühle nicht mehr. Okay. Das war jetzt etwas verwirrend. Jetzt weiß ich wenigstens, warum sie sich so abgrenzt. Sie hat auch eine Sensible, und ehrliche Seite.

-

„Der Abend war wunderschön. Danke dafür." Sage ich und küsse Taylor, der kurz davor Tess und Jason nach Hause gefahren. Er küsst mich lange. Dann gehe ich nach Hause, schminke mich ab, und lege mich frisch gebadet ins Bett. Erstaunt über die vielen Dinge die ich über Audrey erfahren habe.

Neue Vergangenheit - Witches of Salem [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt