𝟷. 𝙿𝚒𝚌𝚝𝚞𝚛𝚎𝚜 𝚘𝚗 𝚝𝚑𝚎 𝚆𝚊𝚕𝚕𝚜

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𝟙.   Die Schritte der schwarzen Lackschuhe hallen durch den Flur. Dieser schicke Mann in seinem schicken schwarzen Anzug, seinem schicken weißen Hemd, seiner schicken Krawatte und der perfekten schicken, nussbraunen Frisur scheint nicht in die grauen Wände und den Betonboden des Gefängnisses zu passen. Er geht selbstsicher und süffisant grinsend durch den spärlich beleuchteten Gang, vorbei an den Türen durch die wütende Gefangene schauen, schreien. Einer sieht gefährlicher aus als der andere, volltatowiert, muskulös und mit Piercings bestückt. Sie alle sind aggressiv, treten und schlagen gegen Wände und Türen.
Sie hoffen, dass der junge, schicke Mann sie mitnimmt.
Endlich hier raus.
Doch dieser steuert die Tür am Ende des grauen Ganges an. Eine schwere eiserne Tür mit einem schweren eisernen Rad zum öffnen.
Zwei Wachleute in schwarzer Uniform positionieren sich vor der Tür und starren stur geradeaus.
Wer mag wohl hinter dieser Tür stecken?
Der grauenvollste, mörderischste Mann den die Welt je gesehen hat?
Die schwarzen Lackschuhe machen vor den beiden Männern halt. Er grinst sie noch etwas breiter an.
„Würden Sie mich eintreten lassen?" fragt der junge Mann amüsiert.
Die Wachmänner sehen sich an.
„Haben Sie eine Bescheinigung, dass Sie das dürfen, Sir?" fragt der rechte von den beiden.
Er hat blonde Haare und schlammgrüne Augen.
„Aber natürlich." grinst der Mann und zieht einen Brief aus seinem schicken Anzug. Er zeigt ihn dem blonden Wachmann. Kurz mustert er das Papier, dann nickt er bestätigend seinem Kollege zu.
Der Schwarzhaarige öffnet die Tür, dreht das Rad unter großer Anstrengung vier mal nach rechts.
Dann öffnet sie sich und der schicke Mann setzt seinen Weg fort.
Ein noch dunklerer Gang liegt hinter der Tür.
„Ey!" ruft der blonde Mann.
Der Mann in den Lackschuhen dreht sich um.
„Hier!" sagt der Blonde und wirft etwas. Geschickt fängt der schicke Mann es auf und betrachtet es. Es ist ein silberner Schlüssel mit der Ziffer 134 darauf.
„Und viel Glück, Kleiner!" ruft der Schwarzhaarige noch hämisch.
Der Mann grinst nur noch breiter und setzt seinen Weg fort.
Alle fünf Meter brennt eine kleine, flackernde Lampe. Zusammen werfen sie ein schwaches Licht auf das Ende des Ganges. Eine dunkle Tür, aus der Ferne ist die Farbe nicht erkennbar, mit einer silbernen, polierten Zahl darauf. Die Tür sieht aus wie aus einem typischen Hotel. Und hinter dieser Tür sitzt der gefährliche Verbrecher.
Der Mörder. Der Verrückte.
Der schicke Mann im Anzug verliert plötzlich sein Grinsen. Fast schon nervös dreht er den silbernen Schlüssel in seiner gepflegten Hand.
Jetzt erkennt man auch die Zahl an der Tür. 134.
Der Mann bleibt vor der Tür stehen. Er ist sichtlich angespannt als er den Schlüssel ins Schloss der Hotelzimmertür schiebt.
Mit einem leisen Klick öffnet sich die Tür.
Er atmet einmal tief durch, dann stößt er die Tür leicht auf.
Der Raum hinter der Tür ist hell. Weiß um genau zu sein.
In die Wände sind Dinge geritzt, Bilder. Ein Mädchen auf einer Liege, die Augen vor Schreck geweitet, eine Spritze im Arm. Eine alte Frau, die böse lächelt. Ein Junge, der grinsend zwei Ballons hochhält, umgeben von Sternen. Eine Sauerstoffmaske. Ein Galgen mit Krähen darauf. Ein Kind in einem Keller das sehnsüchtig durch das kleine Fenster schaut, auf eine Wiese im Sonnenschein. Ein weinendes Mädchen, das von zwei gesichtslosen Männern weggeschleppt wird.
Fasziniert betrachtet der Mann die Einkerbungen in den Wänden, so, dass er gar nicht die Gestalt im Raum bemerkt.
„Sie wissen aber schon das ich verrückt bin, oder?" fragt eine Stimme in der linken Ecke des Raums.
Der Blick des Mannes schwingt sofort zu der Stimme. Das erste was er sieht sind Haare.
Rabenschwarze Haare. Sie sind lang, reichen bis zum Boden, wenn man sitzt. Was die Gestalt tut. Dann bewegt sie sich. Eine Kette an ihrem Fuß rasselt. Langsam erhebt sie sich.
Ein langes, weißes Kleid wirbelt um die abgemagerte Gestalt des Mädchens. Sie dreht sich unter dem Rasseln der Kette um. Stechend grüne Augen blitzen dem Mann entgegen. Keine Regung spiegelt sich in ihrem mageren Gesicht, nicht mal der Anflug eines Lächelns.
„Grace Felicia Anderson." sagt der Mann und grinst wieder.
„Sie wissen meinen Namen, also ist es nur natürlich, dass ich auch Ihren Namen wissen will. Wahrscheinlich kennen Sie mich aus der Zeitung oder den Nachrichten und wissen daher warum ich hier bin. Jetzt will ich aber noch von Ihnen wissen was genau Sie hier wollen. Ich weiß was Sie über die Bilder an der Wand denken, aber es ist meine Art zu verarbeiten. Und da Sie einen Anzug tragen und sich in ihrer rechten Innentasche ein Brief der Regierung befindet gehe ich davon aus, dass Sie ein Agent oder ein Beauftragter einer Agentenfirma sind. Aber keine öffentlich wie M16 oder so was. Eine geheime. Richtig, Sir?" sagt das Mädchen ruhig. Trotzdem ist es verwirrend ihr zu folgen. Sie spricht zu sachlich, zu gehoben dafür, dass sie in einer Hochsicherheitszelle sitzt. Außerdem scheint es, als hätte ihr gesprochenes keine Struktur in der Art wie sie es formuliert.
Der Mann grinst breiter.
„Sie sind nicht verrückt, Miss Anderson. Sie sind nur klug und das überfordert die Menschen. Ich bin hier, weil ich mit Ihnen reden möchte. Und mein Name ist Clark Sinners." antwortet der Mann in den Lackschuhen.
„Sinners? Wie Sünder? Welche Ironie." spottet Grace.
„Oh das Leben hat immer eine gewisse... Ironie, Grace." antwortet Clark Sinners.
Das Mädchen lacht trocken auf.
„Was wissen Sie schon vom Leben, Sünder? Sie haben reiche Eltern, einen guten Job, einen schicken Anzug. Sie haben doch keine Ahnung was Leben bedeutet." zischt sie.
Ihre Augen blitzen wütend auf.
„Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten." sagt Clark wieder.
„Oh, das würde ich nur zu gerne, Sünder, aber nicht hier und wie Sie vielleicht sehen, halten mich gewisse Dinge auf, Ihnen in einen anderen Raum zu folgen." antwortet Grace und deutet auf die schwarze Kette an ihrem rechten Fuß.
„Natürlich." antwortet Clark lächelnd und zieht den silbernen Schlüssel mit der Nummer 134 hervor. Er blitzt ganz kurz in dem spärlichen Licht auf.
„134. Aber natürlich doch." murmelt Grace, mehr zu sich selbst als zu Clark Sinners.
Dieser wirft ihr den Schlüssel zu, sie fängt ihn in der Luft und macht sich schnell daran das Schloss der Kette zu öffnen.
„Kommen Sie mit, Grace." sagt Clark und macht auf dem Absatz kehrt.
Langsam und bedächtig setzt Grace einen nackten Fuß vor den anderen. Das weiße Kleid wabert gespenstisch um ihren dürren Körper.
„Wohin?" fragt Grace.
„Ich dachte da an die Gefängnis- Cafeteria. Sie sehen aus, als ob Sie mal wieder etwas essen sollten." antwortet Clark Sinners und wirft einen abschätzigen Blick auf das magere Mädchen.
„Sie sind ein arrogantes Arschloch, Sünder. Und ich weiß, dass Sie mich kennen. Und nicht nur aus dem Fernseher, aus der realen Welt. Ich muss nur noch herausfinden, was Sie mit mir in Verbindung bringen, denn ich erkenne Sie nicht wieder. Und Ihr Name sagt mir auch nichts." murmelt Grace abwertend.
Dann sieht sie plötzlich nach rechts und bleibt stehen. Sie zittert am ganzen Körper und starrt angsterfüllt auf die graue Wand. Sie atmet stoßweise und wird noch blasser als sie ohnehin schon ist. Es sieht aus als hätte sie einen Anfall.
„Grace?" fragt Clark und dreht sich verwirrt um. Als er die junge Frau sieht, die zitternd an einen Punkt in der Wand sieht, stürmt er zu ihr hin. Alle Farbe ist ihm aus dem Gesicht gewichen.
„Grace!" ruft er und rüttelt an ihren knochigen Schultern.
„Sie ist hier." sagt sie nur während sie weiter die Wand ansieht.
„Sie kommt her. Sie will es zu Ende bringen." haucht sie. Urplötzlich löst sie den Blick von der Wand und sieht Clark in die blauen Augen.
„Komm Grace. Sie ist nicht hier. Sie wird hier nicht her kommen." murmelt er und führt sie durch den Gang, an den zwei Wärtern vorbei.
Fasziniert betrachten der Blonde und der Schwarzhaarige das schmuddelige, dürre Mädchen und den schicken, gepflegten Mann.
Die Gefangenen hinter den Türen verstummen. Auch sie betrachten Grace und Clark genau.
Grace rafft sich jetzt zusammen, streckt die Brust raus, und hebt das Kinn. Sie fegt die Hand von Clark von ihrem Handgelenk und läuft wie eine Königin den Gang entlang, in ihrem weißen, dünnen Kleid und den nackten Füßen.
Clark hält die Luft an. In Sekundenschnelle hat sich das kleine, zerbrochene Mädchen sich zu einer selbstbewussten Mörderin gewandelt, sie durch den Gang läuft, als wäre sie die Königin der Welt.
Und in diesem Moment wird ihm klar, warum sie so gefürchtet ist.
Sie ist wandelbar, von einer Sekunde auf die nächste erregt sie Aufmerksamkeit oder wird sie zu einem Mauerblümchen. Nicht diese tätowierten Männer hinter den Eisentüren sind die gefährlichen Mörder.
Es ist dieses 19 Jährige Mädchen.



 Es ist dieses 19 Jährige Mädchen

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Mad Murderer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt