𝟹. 𝙱𝚕𝚊𝚌𝚔 𝚑𝚊𝚒𝚛 𝚒𝚗 𝚝𝚑𝚎 𝚠𝚒𝚗𝚍

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𝟛.  Grace hüpft aufgeregt hinter
Clark her. In ihren Händen hält sie ein kleines Paket mit Kleidung. An ihren Füßen stecken ein Paar schwarze Vans, ihre Haare werden von einem Haargummi oben gehalten. Nur ihr dünnes weißes Kleid hat sie nicht abgelegt. In diesem Moment erinnert sie Clark an ein Schulmädchen, dass aufgeregt nach Hause zu ihren Eltern läuft, um ihnen von dem A+ in Englisch zu erzählen. Nur das Grace kein Zuhause hat. Oder Eltern.
Allmählich wird der graue Gang immer heller, hier und da tauchen Fenster auf, Wachleute unterhalten sich über ihre Familien.
Clark streicht sich übers nussbraune Haar und zieht seinen schicken Anzug zurecht. Er nickt einem der Wachleute in Uniform zu. Dieser nickt zurück und drückt auf einen Knopf an der Wand neben ihm. Ein feiner, dünner Lichtstrahl erhellt den Gang.
Clark packt Grace am Arm um sie zurückzuhalten. Fasziniert beobachtet sie, wie das schwere Tor sich öffnet. Sie erkennt etwas grünes. Bäume. Der strahlend blaue Himmel. Ein silbernes Auto rast vorbei. Sie hört die Vögel zwitschern. Ungeduldig hüpft Grace von einem Fuß auf den anderen. Sie presst das Kleidungspacket fest an ihre Brust. Sie spürt Clarks Blick auf sich, doch beachtet ihn nicht. Mit einem knallenden Geräusch Rastet die Tür ein und Clark führt Grace weiter, durch das Tor, in die Freiheit. Ein kleiner Parkplatz liegt vor ihnen. Darauf steht ein roter Audi. Grace beachtet das Auto nicht, sie schließt die Augen und bleibt stehen. Sie spürt den sanften Wind auf ihrer Haut, saugt die Sonnenstrahlen in sich auf. Sie steht dort einfach, die Haare im Zopf wild herumwirbeln, das Kleid leicht schwingend, ein glückliches Lächeln auf den Lippen.
Clark sieht sie an. Auch er lächelt. Er lächelt, als wäre sie das schönste, dass er jemals auf der ganzen Welt gesehen hatte. Er erinnert sich wieder an etwas. Er hatte es verdrängt, es in die hinterste Ecke seines Bewusstseins gedrängt.
Vor ihm steht ein Mädchen mit rabenschwarzen Haaren. Diese schulterlangen Haare wirbeln ihr um den Kopf. Ihre smaragdgrünen Augen funkeln und ein seliges Lächeln umspielt ihre Lippen. Das Mädchen und er stehen an einer Klippe, umgeben von Kiefern und Tannen. Unten im Tal plätschert ein Bach.
Sie steht vorne, fast schon an der Kante der Klippe und sieht Clark glücklich an.
Mein Lieblingsplatz, Clark. Ich hab den vorher noch niemandem gezeigt, du kannst dich also glücklich schätzen." sagt sie lachend.
Der junge Clark lächelt die junge Grace an.
Oh, das tue ich Felicia. Das kannst du mir glauben." sagt er.
Glücklich öffnet die heutige Grace Felicia Anderson wieder die Augen und atmet tief ein.
„Na los! Worauf warten Sie denn noch, Sünder?" fragt das Mädchen aufgeregt und läuft los. Clark sieht ihr kopfschüttelnd nach. Grace läuft auf  den Ausgang des Parkplatzes zu.
„Grace, wo willst du hin?" lacht Clark.
Verwirrt dreht sie sich um.
„Weg hier?" antwortet sie.
Clark deutet auf den roten Audi.
„Damit kommen wir weg hier." sagt er und schlendert auf das Auto zu.
Grace macht große Augen und rennt auf das Auto zu.
Ein Mann sitzt am Lenkrad, Walter Mc Guffin, ein guter Freund und Kollege von Clark Sinners.
„Ist sie das?" fragt Walter und schaut rüber zur strahlenden Grace. Clark nickt.
Walter zieht die Augenbrauen zusammen und mustert das Mädchen von Kopf bis Fuß bis er Clark wieder anschaut.
„Na komm schon rein." seufzt Walter dann. Grace reisst die Hintertür des Autos auf und setzt sich auf die Rückbank. Clark lächelt und setzt sich auf den Beifahrersitz.
In den ersten 10 Minuten sagt keiner ein Wort. Dann kommt von der Rückbank ein rascheln.
Verwirrt dreht sich Clark zu Grace um. Sie reißt das Plastik des Kleiderpackets ein und heraus fällt eine Jeans, ein Paar Socken, ein BH und ein schwarzes T-Shirt.
Grace schaut auf. Die macht eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger.
„Umdrehen." sagt sie und sieht Clark streng an.
Mit einem seufzen aber gleichzeitig lächelnd dreht Clark sich wieder nach vorne. Walters braune Augen mustern ihn mit undeutbarem Blick, dann sieht er wieder auf die mit Birken gesäumte Straße.
Er hört das dumpfe Aufprallen der Schuhe auf dem Boden des Audis und das Geräusch eines Reißverschlusses. Das raue Geräusch von Jeansstoff auf Haut. Dann das ächzen von Grace, die sich ihr weißes Kleid über den Kopf zieht. Das leise klicken des BH Verschlusses und wieder ein raues Geräusch als sie sich das schwarze Shirt überstreift. Zum Schluss hört er wie sie die langen Haare aus dem Shirt zieht und sie auf den Rücken klatschen.
Erleichtert atmet Grace aus.
„Endlich normale Sachen. Wo fahren Sie uns hin, Mr Mc Guffin? Sollten Sie sich nicht mal Zeit für Anne, Lula und Samuel nehmen? Familie ist das Wichtigste im Leben." sagt sie wieder fröhlich.
Walter macht eine Vollbremsung.
„Wo... Woher weißt du wie ich und meine Familie heißt?" fragt er ängstlich zitternd.
„Kombinieren." antwortet sie schlicht.
„Frag nicht weiter, Wall, das macht sie bei jedem." mischt sich Clark ruhig ein.
Walter schaut ihn kurz angsterfüllt an, dann drückt er wieder auf das Gaspedal.
„Es ist nicht gut, sowas zu sagen, Miss Anderson. Viele Leute bekommen Angst, Sie könnten noch mehr wissen, Kontostand, Familiengeheimnisse..." Walter lässt den Satz unvollständig und konzentriert sich wieder auf die Straße.
„Aber genau das ist der Sinn. Wenn man diesen einfachen Satz sagt, denken die Menschen automatisch an ihre tieferen Geheimnisse, so ist es leichter sie zu sehen. Und da Sie es schon angesprochen haben, Ihr Kontostand, Mr. Mc Guffin, beträgt 30.467 Dollar. Ein Familiengeheimnis ist, das der Diamantring ihrer Urgroßmutter verschollen ist, mit dem ihr Kontostand auf 60.467 Dollar ansteigen würde. So einfach ist das." sagt Grace lässig.
„Hätte einer von ihnen einen Gürtel parat, im Gefängnis bin ich doch etwas schlanker geworden." plappert sie munter weiter, so, als hätte sie gerade nichts weiteres getan als eine Packung Gummibärchen zu öffnen, anstatt tiefe Geheimnisse eines ihr völlig fremden Mannes zu enthüllen.
„Wie gesagt, nicht verrückt, klug. Um nicht zu sagen brilliant." sagt Clark ohne Emotionen in der Stimme. Dann greift er in den Aktenkoffer zu seinen Füßen und zieht einen hellbraunen Ledergürtel heraus.
„Hier." sagt er und reicht ihn Grace nach hinten.
„Oh, danke." lächelt sie und fädelt ihn durch die Jeans.
Die Landschaft verändert sich. Das abgelegene 300 Seelen Dorf geht zu weiten Kornfeldern über, bis zu einem dichten Wald. Fasziniert beobachtet Grace die Tiere in Wald und Feld und quietscht auf, als sie drei Rehe am Waldrand entdeckt. Wieder wird die zum Schulmädchen, dass zum ersten Mal einen Ausflug macht.
Und Clark bricht es das Herz, dass er daran schuld ist.
Er erinnert sich noch an den Tag, als sie ihm seine Felicia wegnahmen. Er war gerade dreizehn, sie würde in vier Monaten elf. Sie waren zusammen oben auf der Klippe.
Vertraust du mir?" fragt Grace, die Brustlangen Haare zu Zöpfen geflochten. Clark nickt aufgeregt.
Ich will dir was erzählen. Aber du musst versprechen, es niemandem zu erzählen." erklärt die und sieht ihn mit ihren smaragdgrünen Augen durchdringend an. Wieder nickt Clark bekräftigend.
Ich habe Angst, Lar. Weißt du, wohin Kristina mich immer bringt? Ich weiß es nämlich nicht. Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme von einem Ausflug den sie mit mir macht, habe ich keine Erinnerung mehr. Ich schlafe ein und am nächsten Tag kann ich mich an nichts erinnern. Nicht mal an dich. Erst wenn ich dich wieder sehe erinnere ich mich daran, wer du bist, wie du heißt und so. Ich hab Angst, das ich verrückt werde, Lar. Ich sehe Monster und Mörder hinter jeder Ecke, aber wenn ich nachsehe ist da niemand. Ich habe Angst allein Einzuschlafen, ich habe sogar Angst hierher zukommen. Ich höre schwere Schritte und Stimmen hinter mir, aber wenn ich mich umdrehe ist keiner da. Lar, bitte sag mir, dass ich nicht verrückt werde. Bitte." sagt sie, ihre grünen Augen sind mit Angst und Tränen gefüllt. Hilflos sieht sie Clark an.
Ich brauche deine Hilfe. Ich vertraue dir mein Leben an." sagt sie eindringlich.
Und dieser Satz bricht ihm das Herz. Er ist sich sicher, sie kann es hören, wie es langsam in seine Einzelteile zerschellt, klirrend auf dem Boden aufschlägt.
Felicia. Vor vier Wochen kam Kristina zu mir. Sie hat mir gedroht, dich zu töten, wenn ich ihr nicht sage, was wir hier oben besprechen. Deine Gedanken und Gefühle. Danach kam sie jeden Montag und Freitag um sich anzuhören was du gesagt hast. Sie hatte immer ein Fläschchen mit einer roten Flüssigkeit drin mit. Die ersten Male wollte ich ihr nichts erzählen, da musste ich das Fläschchen austrinken und ich war wie in einer Trance. Ich hab ihr alles erzählt.
Felicia, sie kommt dich holen. Pass auf dich auf. Es tut mir so leid." sagt der junge Clark reuevoll und steht auf.
Grace sitzt da, den Blick gesenkt, die schwarzen Zöpfchen leicht im Wind schaukelnd.
Clark geht. Er geht weg von Felicia, von ihrem Ort. Er hasst sich selbst so sehr für das was er ihr angetan hat.
Plötzlich hört er Schreie. Die Schreie eines Mädchens. Felicia.
Clark!" schreit sie. Sofort stürmt er los. Er schlägt die Äste aus dem Weg, stolpert über Steine.
Felicia!" ruft er zurück.
„Clark! Hilfe!" kreischt die schmerzerfüllt.
Clark rennt noch schneller. Endlich durchbricht er den Wald und steht an der Klippe. Das Laub ist aufgewühlt, doch keine Spur von Grace.
Ein frustrierter Aufschrei entweicht ihm.
Felicia!" brüllt er. Heiße Tränen rinnen über seine Wangen. Er setzt sich schreiend auf den Boden. Er hat die verloren. Für immer.
Vor ihm entdeckt er plötzlich einen Zettel. Mit roter Tinte steht etwas darauf geschrieben.

Sünder.

Sünder

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Mad Murderer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt