Ich nahm den gleichen Weg nach Hause wieder zurück und verlor mich weiterhin in der Schönheit des Wetters und den Geräuschen des Regens, die sich in meinem Herzen warm machten und eine Melodie hinterließen, die mich wieder vollkommen beruhigte. Doch irgend etwas in meinem Inneren sagte mir, dass der Regen heute nicht versuchte mich aufzufangen, sondern zu warnen. Als würde der Himmel weinen und den Regen schicken, um mich abzuhalten, von etwas, das mir in meinem Leben einiges Kosten wird. Mit einem mulmigen Gefühl ging ich mit langsamen Schritten auf unser Haus zu, ein kleines, aber wunderschönes Einfamilienhaus mit einem atemberaubenden Garten und einer, aufgrund ihrer Größe und Dekoration, einladend wirkenden Tür. Ich drehte den Schlüssel ins Schloss und legte Jacke und Schuhe in der Garderobe neben der Tür ab. Aus dem Wohnzimmer konnte ich einige Stimmen hören und auch an der Anzahl der Schuhe war zu sehen, dass anscheinend Gäste sich im Haus befanden. Da ich meine Eltern nicht bei ihrem Gespräch stören wollte machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer und fing an einige Stücke auf meinem Klavier zu spielen. Seit ich denken kann war ich eins der musikbegeisterten Kinder und liebte es neue Stücke zu lernen oder neue zu erfinden. Am Liebsten sang ich dazu und überlegte mir eigene Texte, die meine Klavierstimme untermalten. Ich erinnere mich noch an die Tage, an denen ich Tag und Nacht davon geträumt hatte Sängerin zu werden. Eine Sängerin mit einer geheimnisvollen Art, einer faszinierenden Stimme und einzigartigen Texten, jedoch wandelte sich mit der Zeit mein Wunsch, da ich anfing mich für Philosophie zu interessieren. Das Singen und Komponieren machte mir dennoch Spaß, denn es gab mir Kraft und die nötige Stärke, die ich für meinen Alltag brauchte. Als ich nach meinen Musiknoten suchte fiel mir ein Bild auf, auf dem zwei Mädchen zu erkennen waren. Rechts war ich, das Mädchen mit den dunklen Locken und warmen, braunen Augen und neben mir saß meine wunderschöne Schwester mit ihren wundervollen grauen Augen und den schwarzen, glatten Haaren. Ihr Lächeln zeriss mein Herz und bei dem Anblick meiner Schwester fing mein Herz an schneller zu schlagen, aber gleichzeitig so stark zu schmerzen, dass ich das Gefühl hatte unterzugehen. Jasmina war verschwunden, einfach so. Sie kam an einem Mittwoch nicht von der Schule heim, obwohl sie sonst immer pünktlich nach Hause kam um ihre tägliche Routine durchzuführen. Doch an dem Tag war alles anders. Ich wartete und wartete mit meinen Eltern und versuchte sie zu erreichen. Ich wollte sie natürlich nicht nerven, da ich wusste, wie sehr sie es hasste, wenn man sie ständig anrief, aber die Angst, dass ihr etwas passiert war machte sich in mir breit und irgend etwas sagte mir, dass Jasmina nicht mehr kommen würde. Meine Eltern gingen zur Polizei und als sie nach einer Woche immer noch nicht da war wurde uns allen klar, dass etwas passiert sein musste. Ich konnte die Nächte nicht schlafen und musste am Tag meine Tränen unterdrücken, um meinen Eltern Kraft und Hoffnung zu schenken, an der sie sich festhalten konnten. Jasmina kam nicht mehr. Sie kam nicht nach einem Monat. Auch nicht nach einem halben Jahr und nach einem Jahr auch nicht. Meine Eltern gingen in diesem Jahr kaputt und sie gaben alles auf, um ihre Tochter zu finden. Und ich wartete jeden Tag sehnsüchtig darauf, dass sie klopfte und mit einer Tüte Essen mit mir über die Welt philosophierte, so wie wir es immer taten. Meine Gefühle legte ich auf Eis, denn ich wollte keine Schwäche und keine Tränen zeigen. Meine Hoffnung bewahrte mir den letzten Glauben an ihre Rückkehr und gab meinen Eltern ebenso eine Stütze, an denen sie sich hin und wieder anlehnen konnten. Doch sie kam nicht. Und keiner wusste, ob sie je wieder kommen würde.
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Die Regentropfen meines Herzens
Teen Fiction"Es gibt Momente im Leben, in denen wir den falschen Weg wählen, weil wir in diesem Moment nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden können. Wir vergessen in diesen Momenten, was gut oder schlecht ist und verlieren uns selbst bei einer En...