Kapitel 5

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Sein zorniges Gesicht, sein ausdrucksloser Blick und die Narbe über seinen tiefen, dunklen Auge kamen mir bekannt vor, als hätte ich diesen Mann schon unglaublich viele Male gesehen, allerdings wollte mir nicht einfallen, woher ich ihn kannte.
„Na wunderbar, da ist sie ja, wieso fragen wir sie nicht selbst Hassan, deine Tochter wird ja wohl selbst am Besten wissen, wofür sie sich entscheidet", sprach er mit einer Stimme, die nur so vor Hinterhalt und schlechten Absichten wimmelte. Ich war verwirrt und überfordert zugleich. Was für eine Entscheidung? Was für Fragen? Mein Vater blickte mich nachdenklich und gleichzeitig kraftlos an, doch an seinem Kopfschütteln verstand ich, dass ich nichts antworten sollte auf die Aussagen des Mannes.
„Hayat meine Liebe, erinnerst du dich noch an mich?". Schon alleine, als er mich meine Liebe nannte fing das Blut in mir an zu kochen. Woher nahm sich dieser Mann das Recht mich so anzureden? Und warum provozierte er mich?
„Nein und es ist mir auch egal, wer sie sind. Halten sie sich fern von mir und meiner Familie und gehen sie bevor ich die Polizei rufe".
„Ach, wie schade, dann willst du wohl nicht mehr mit Jasmina reden. Was ein Jammer. Na dann auf Wiedersehen".
Und als der Mann sich umdrehte und gehen wollte, schrie ich „Halt!".
Jasmina...
Woher wusste er von ihr?
Und was meinte er damit, dass ich wohl nicht mit ihr reden wollte? Mein Herz schlug immer schneller, sodass ich das Gefühl hatte es würde gleich platzen. Er kannte ihren Namen und anscheinend wusste er, wo sie war. Sonst würde er doch so etwas nicht sagen, oder?
Ich konnte nicht klar denken. Es war, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggerissen und mich in einem tiefen Loch liegen gelassen.
Ich bemerkte das Lächeln in seinem Gesicht und verspürte einen tiefen Hass auf diesen Mann. Er hatte mich an der schlimmsten Stelle getroffen, an der Wunde in meinem Herzen, die immer und immer wieder aufriss und die ich nur mit Mühe schaffte wieder zu schließen. Er hatte erneut ein Feuer in mir angezündet, dass einen gesamten Waldbrand verursachen könnte, jedoch versuchte ich mich zu beruhigen, um das Feuer in mir zu löschen, bevor es in mir tobte.
„Was willst du wissen meine Kleine?"
Die Art und Weise, wie er diese Worte von sich gab ekelte mich an und mein Mund konnte sich nicht bewegen. Mein Hals war so trocken, dass ich das Gefühl hatte zu ersticken, doch ich musste etwas sagen, ich brauchte Antworten.
Der Mann starrte mich an, seine leeren Augen musterten mich und ich hatte das Gefühl, er würde versuchen mich zu durchschauen, doch das konnte er nicht, niemand konnte das und das gab mir wieder Stärke, die ich versuchte gegen ihn zu nutzen.
Ich brauchte eine Frage, eine Frage, die mir meine Antworten gab.
„Wissen sie wo Jasmina ist? Wenn ja, dann bringen sie sie her. Sie haben einen Tag Zeit. Wenn sie sie mir bringen werde ich tun, was sie wollen. Aber wenn nicht, dann machen sie sich darauf gefasst, dass ich ihr Leben zur Hölle mache".
Erstaunt über meine kühlen, aber standhaften Worte starrte er mich fassungslos an, jedoch verwandelte sich sein Blick sofort in ein widerliches Grinsen und mit einem „Morgen um 10 Uhr" drehte er sich um und ging.
Jasmina...
Wenn das wahr ist, was hast du dann bei diesem Mann zu suchen?

Die Regentropfen meines Herzens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt