Kapitel 5

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Yukine wirkte plötzlich ruhig als er zu mir sah und sich entspannte. "Warum warst du dann in deinem letzten Leben ein Mensch?"
Auf diese Frage wusste ich jedoch keine Antwort, doch Amaterasu lächelte traurig. "Die anderen Götter wollten nicht, dass sie auch seinem Vater zum Opfer fallen würde.  Deswegen schirmten sie Kira regelrecht von ihm ab und entsandten sie in andere Dörfer um den Menschen dort zu helfen. Als sie eines Tages doch auf ihn traf, erkannte er sie nicht und sah sie als Feind an. Egal wie sehr sie es versuchte, die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit wieder zubringen, es half nichts und somit flüchtete sie zu mir. Sie bat mich ihre Erinnerungen in ihr zu verschließen und sie zu einer Sterblichen zu machen, um ihren Schmerz vergessen zu können, mit der Hoffnung ein normales Leben zu führen."
"Und dafür danke ich dir, Amaterasu. Doch unser Versprechen hast du auch nie vergessen.", lächelte ich sie an und trat einen Schritt zurück, doch Amaterasu ' s Lächeln verschwand und sie schaute besorgt zum Himmel. Als Yukine und ich es ihr gleich taten, bemerkten wir wie düstere Wolken ihn verdunkelten. "Ein Sturm zieht auf.", sagte sie leise und sah uns geschockt an. "Wo ist Yato?"
"Verdammter Scheiß, er ist allein unterwegs, weil er nachdenken wollte.", zischte Yukine plötzlich, während sich sein gesamter Körper anspannte. Mir fielen Kofuku ' s Worte wieder ein und ich begann zu zittern. Nur mit unseren Shinki sind wir in der Lage Ayakashi zu vernichten, haben wir keins, sind wir ihnen schutzlos ausgeliefert.
Der Sturm kam schnell näher und mit ihm stieg unsere Angst um Yato.
"Ihr müsst ihn finden, er ist in Gefahr.", sagte Amaterasu panisch und sag mir in die Augen. "Kira, du bist die Einzige, die ihn jetzt finden kann. Du musst dich beeilen, bevor es zu spät ist. Denke an ihn, so fest wie du kannst, wenn eure Bande noch bestehen, wirst du zu ihm finden."
"Amaterasu, warte! Ich bitte dich, hilf uns.", schrie ich, als der Sturm an Kraft gewann, doch sie verschwand bereits. 'Denke an ihn und du wirst zu ihm finden. Ich kann euch leider nicht helfen, mir sind die Hände gebunden.'
Voller Panik sah ich mich nach Yukine um, doch ich konnte ihn nirgends sehen, er war bereits losgerannt, um nach Yato zu suchen.
'Denk an ihn und du wirst ihn finden'
Immer wieder hallte ihre Stimme in meinem Kopf nach, warnend und zugleich sanft.
"Hina, hier bist du ja. Ist alles im Ordnung?" Als ich mich umdrehte sah ich wie Daikoke im den Garten kam und mich besorgt ansah. "Geh besser rein, es wird hier gleich sehr ungemütlich.", sagte er ernst und wollte mich ins Haus ziehen, doch ich verneinte. "W-wird dieser Teich auch aus eurer Quelle gespeist?", fragte ich panisch, ich spürte das etwas schlimmes geschehen war und sah Daikoke eindringlich an. Er nickte nur kurz, dass reichte mir schon und ich schloss meine Augen, dachte so fest es nur ging an Yato, hoffend, dass Amaterasu recht hatte.

Als ich sie wieder öffnete befand ich mich in einem Park und sah mich suchend nach Yato um, doch alles was ich sehen konnte waren Ayakashi und davon sehr viele.

'Er riecht so gut.'
'Er muss wie früher werden.'
'Er muss sterben!'

Wieder ihre kreischenden Stimmen, nur zu gut konnte ich mich an sie erinnern. Ich drehte mich in ihre Richtung und da waren noch mehr von ihnen, sie hatten sich versammelt.
Da muss er sein.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und rannte los, während mich weitere Ayakashi verfolgten und trat die zur Seite, die sich mir in den Weg stellten. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich schmerzverzerrte Schreie hörte und ich rannte noch schneller.
So ein Dummkopf! Bitte lasst mich nicht zu spät sein.
Innerlich brannte ich, spürte Schmerzen, obwohl ich nicht berührt wurde und dann sah ich ihn und blieb entsetzt stehen.
Yato versuchte seinen Arm aus dem Maul eines riesigen Ayakashi zu ziehen, er hatte bereits an mehreren Stellen seines Körpers Verunreinigungen durch Yasumi und wurde zunehmend schwächer. Durch seinen Widerstand und die Versuche gegen die Ayakashi zu kämpfen verteilte es sich immer mehr.
"Yato!"
"Yukine, gerade noch rechtzeitig!", schrie ich, als ich Yato's Shinki sah, wie er mit seiner Grenzlinie die Ayakashi von uns abschirmte und sie kreisförmig um uns zog. "Schnell, ich kann sie nicht lange aufhalten, es sind zu viele!"
Als hätte Yukine einen Schalter in mir umgelegt, sprintete ich auf Yato zu und kickte den Ayakashi, der ihn fest hielt weg. "W-was? H-hina, h-hau ab. E-es i-st zu g-gefährlich.", sagte Yato schwach, bevor er bewusstlos zusammen sackte, ich konnte ihn gerade noch auffangen. "Du elender Dummkopf!" Weinend sah ich ihn an und zog ihn an mich, seine Atmung war flach, er sah wirklich schlimm aus. "Kira, hau mit ihm ab, ich verschaffe euch...VERDAMMT!"
Geschockt musste ich zusehen, wie die Ayakashi Yukine's Grenzlinie zerstörten, direkt auf uns zu kamen.
"Verschwindet! Lasst uns in Ruhe!", ich schrie mit aller Kraft und drückte Yato fester an mich. Das Yasumi griff auf mich über, doch es war mir egal, alles was ich wollte, war uns in Sicherheit bringen. Yato zitterte immer mehr, seine Atmung ging schwer und er stöhnte vor Schmerzen. Als ich ihn an sah rannten immer mehr Tränen über mein Gesicht, "Ich lass dich hier nicht sterben, hörst du?"
'Entfessel deine Macht, du kannst es schaffen.' Mit diesen Worten von Amaterasu in meinen Gedanken, schrie ich mir die Seele aus dem Leib und spürte einen immensen Energiestoß um mich herum. "W-was war das?", erschöpft blickte ich um mich, die Ayakashi verschwanden in einem hellen Licht und auch der Sturm verschwand. Yukine rannte auf Yato und mich zu, wollte uns aufhelfen, doch als er nach meinem Arm griff wehrte ich ihn ab. "Nicht, sonst bekommst du es auch.", zischte ich harrsch und stand taumelnd mit Yato auf. "Wir müssen uns beeilen." Ich legte Yato's Arm um meine Schultern, stellte mich neben Yukine und brachte uns nach Hause.

Als wir bei Kofuku angekommen waren, konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten und taumelte immer mehr. Ich brachte Yato zu dem Teich und legte ihn vorsichtig hinein, um die Verunreinigungen auszutreiben. Seine Atmung wurde bald wieder besser und auch das Yasumi ging langsam zurück, als ich Kofuku und Daikoke hinter mir bemerkte, mit ihnen ihre fragenden Blicke. "Yato wurde von den Ayakashi angefallen, als hätten sie gespürt, dass er sich nicht wehren kann. Wir kamen gerade noch rechtzeitig an, bevor sie ihn verschlungen hätten.", erklärte ich lächelnd, während ich ein Stück Stoff von meinem Kimono riss und es in das Wasser tauchte um es auf Yato's Stirn zu legen. "Aber wie habt ihr es geschafft sie zu vertreiben?", flüsterte Kofuku leise und trat neben mich, ehe sie mir etwas von dem reinigendem Wasser über meinen Rücken goss. "Das erkläre ich euch später, erstmal muss es Yato besser gehen.", sagte ich sanft lächelnd, das Yasumi auf seinem Körper war fast komplett verschwunden. "Bringt ihr ihn bitte hoch? Ich kümmere mich dann weiter um seine Wunden. Kofuku, legst du mir bitte ein paar Verbände zurecht?"
Die Beiden nickten nur und Daikoke brachte Yato ins Haus, hoch in sein Zimmer. "Ist mit dir alles in Ordnung?", fragte Kofuku besorgt und reichte mir ein Handtuch. "Jetzt ja. Ich muss mich nur noch vom Yasumi bereinigen, danke übrigens für die Dusche. Ich bin gleich bei euch.", sagte ich, während ich in den Teich stieg, blickte ich zum Himmel und nickte lächelnd. Vereinzelt kämpften sich einzelne Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke und kitzelten mein Gesicht, während die Schneeflocken tanzend zu Boden fielen, als wäre nichts geschehen - auch Amaterasu schien erleichtert zu sein.
Als ich die Verunreinigungen an mir ausgetrieben hatte, ging ich kurz zu den Anderen und nahm mir etwas zu trinken.
"Hina, was..."
"Alles zu seiner Zeit, Kofuku.", sagte ich leise und ging zu Yato.
Seine Verletzungen waren, zum Glück, nicht all zu schwer und ich konnte sie ohne Probleme verbinden.
Als ich ihm ein feuchtes Tuch auf die Stirn legen wollte, zuckte er plötzlich zusammen und wirkte angespannt - er schien das Geschehene zu verarbeiten. Am liebsten hätte ich ihm Trost gespendet, ihm gesagt das ich ihn endlich wiedergefunden hatte und ihm alles erklärt, doch erst musste ich herausfinden, an was er sich selbst noch erinnerte und abwarten.

Ich saß bereits die halbe Nacht bei ihm und wechselte immer wieder das Tuch auf seiner Stirn, als mich die Müdigkeit allmählich überkam.
"Kira...es tut mir leid...", murmelte Yato plötzlich leise, drehte sich hin und her. "Warum konnte ich dich nicht beschützen...bitte verzeih mir..."
Mit großen Augen sah ich ihn an, er träumte und ich beobachtete wie einige Tränen über sein Gesicht liefen.
Wenn ich doch nur wüsste, was ich ihm sagen soll...ob er mir glauben würde?
Zu oft wurden wir in unseren früheren Leben gezwungen getrennte Wege zu gehen, wir litten beide darunter und ich hatte Angst, dass es erneut dazu kommen würde.
Was, wenn er sich nicht an uns erinnern konnte?
Natürlich wusste ich, dank Yukine, dass ihn mein jetziges und mein früheres Ich, an etwas erinnerten, doch Zweifel blieben trotzdem.
"Ich werde dich immer beschützen, Kira.", murmelte er wieder und ich musste lächeln.
"Sturkopf.", flüsterte ich und strich ihm vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht. Er hatte diesen Satz sehr oft gesagt, als wir Kinder waren, als ich ihn im Wald gefunden hatte, als wir zusammen gegen unsere Feinde gekämpft hatten, als wir zusammen gefallen sind und auch in meinem Leben als Sterbliche, selbst als ich vor wenigen Tagen den Ayakashi fast erlegen wäre - er hat mich immer beschützt. Mit der Zeit wurde ich sehr müde und konnte meine Augen kaum offen halten, als ich ein leises Danke hörte. Yato sah mich mit seinen eisblauen Augen an und grinste als ich gähnen musste. "Ich würde sagen, jetzt sind wir quitt, oder?", lächelte ich leicht und wechselte das Tuch auf seiner Stirn. "Du bist ein Vollidiot..."
"W-was?", mit großen Augen sah er mich an und setzte wieder sein beleidigtes Gesicht auf. "Du weißt ganz genau, dass du ohne Yukine schutzlos bist und trotzdem gehst du ohne ihn los, begibst dich leichtsinnig in Gefahr. Weist du eigentlich, was wir uns für Sorgen gemacht haben? Wenn wir nur ein wenig später gekommen wären...was hätte ich gemacht wenn...nur weil du immer noch so stur bist wie früher...", schluchzte ich, während meine Gefühle mit mir Achterbahn fuhren und einfach aus mir heraus brachen. Natürlich war ich froh, dass es ihm gut ging, doch gleichzeitig war ich unendlich wütend, weil er sich wieder leichtsinnig in Gefahr begeben hatte und fast gestorben wäre.
"J-ja, a-aber...", sagte er während er aus dem Fenster sah und nach Worten suchte. "Du solltest jetzt besser schlafen, du brauchst Ruhe.", unterbrach ich ihn leise und wechselte erneut das Tuch auf seiner Stirn, doch als ich aufstehen wollte um nach unten zu gehen, hielt er mich fest. Erschrocken sah ich ihn an und wollte mich los reißen, doch er festigte seinen Griff um mein Handgelenk. "Bitte bleib. Es tut mir leid.", sagte er ohne seinen Blick vom Fenster abzuwenden und zog mich zu sich. Seufzend setzte ich mich wieder zu ihm. "Es tut mir leid, dass ihr euch Sorgen um mich machen musstet...i-ich glaube dir."

Möge das Schicksal uns verbinden  (oc x yato)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt