Violas Tagebuch
Tag 1 und 2 in KanadaNach dem ich mich wieder einiger Maßen beruhigt hatte, fuhr ich in die Innenstadt bzw Altstadt, wenn man das so nennen könnte, von Montreal. Einfach in den Stadtteil wo halt so Museen und Sehenswürdigkeiten waren. Ich denke, sowas gibts in fast jeder Stadt und alle Eltern schleppen einen mal in sowas mit. Meine jedenfalls. Eure auch? Dann wisst ihr ja, wie nervig das ist.
Aber in dieser Sache bin ich meiner Mutter doch schon noch ähnlich geworden. Sie liebt Architektur und sowas. Deshalb waren wir auch oft in irgendwelchen Architektur- Museen. Tja, und jetzt fange ich auch an das zu mögen. Ach ja, mommy.
Ich ging aus dem Auto und schlug die Tür zu. Anscheinend hörte man das ziemlich, da mich ein paar Leute anschauten. Von meiner Seite kam nur ein: „Naaa... wie gehts?!" Richtig peinlich eigentlich. Nachdem ich mir auch meine Tasche geschnappt hatte, lief ich die Straße entlang.
Einige Läden hatte ich mir schon angeschaut, aber das war alles ziemlich uninteressant. Deshalb wunderte es mich nicht, dass ich nach einer Stunde meine Kopfhörer rausholte, Musik anmachte und mich in einen kleinen Park setzte. Okay, eigentlich hatte ich mich auch die Wiese gelegt aber das war ja das gleiche (jedenfalls fast).
Spät am Abend machte ich mich gestern wieder auf den Weg zum Auto. Dort stieg ich ein und fuhr auf die Autobahn in Richtung Hudson Bay. Da wollte ich schon immer mal hin.
Ihr müsst wissen, ich liebe Grönland, Island und die kalten Teile von Kanada. Aber vor allem liebe ich die Kultur der Inuit. Ich finde es bewundernswert, wie sie ihre Iglus bauen oder nur vom Fischfang leben. Fantastisch, dass sie so leben konnten. In der 10. klasse hatte ich sogar einmal vor, Schule anzubrechen um nach Grönland zu reisen. Naja, meine Eltern haben es mir verboten.
Ich war jetzt aber schon mal in Grönland, an der Grenze zum Nationalpark. Es war eine unglaubliche Erfahrung. Dort habe ich ein Jahr gelebt. Direkt bei den Inuits und Leute: ich mochte kein Fisch. Das ist so ungefähr das schlimmste gewesen, was dort passiert war, denn die Inuit ernähren sich viel von Fisch und sowas. Ja, dann habe ich es doch gegessen und ich muss sagen, dass es eigentlich sehr gut geschmeckt hat. Doch es gibt einen Unterschied zwischen dem Fisch den wir esssen und dort. In Grönland ist er einfach viel frischer. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass wir den gefischt haben.
Da ich langsam müde wurde und ich noch fahren musste, machte ich Musik an. Von meiner Cousine hatte ich mal eine CD von Demozion geschenkt bekommen, die hatte ich so gut wie immer mit, weil man ja nicht wusste, wo man so hinkam. So auch dieses Mal. Ich wusste, dass CD schon mega out war, aber das war mir eigentlich relativ egal. Ich tat die CD rein und hörte als erstes Lied Brücke. Als ich dieses Lied hörte, liefen bei mir mal wieder Tränen. Argh! Ich durfte nicht emotional werden. Er hat mir nicht geholfen!
Okay, ich erkläre das mal: früher als ich noch jünger war, also so 13, war ich mit Mama immer in der Gemeinde und ich war Christ. Tja, die Betonung liegt auf war. Meine Cousinen war im Ausland. In Uganda um genau zu sein. Ja... sie wurde todkrank. Und ich habe jeden Tag gebetet, jeden Tag geweint, gefleht, ja, sogar gefastet um ihr Leben. Und er... er hat nein gesagt. Sie ist gestorben. Ich habe gesagt zu Gott, dass wenn sie überlebt, ich ihm treu folgen werde. Wenn aber nicht, dann verlasse ich ihn.
Ich habe ihn verlassen.
Und manchmal werde ich doch noch schwach, wenn ich diese Lieder höre. Es ist nicht so, dass ich nicht damit klar käme, dass sie gestorben ist. Aber trotzdem tut es manchmal weh, versteht du? Meine Mama ist trotz allem bei ihm geblieben, doch ich konnte das nicht. Sie versteht es. Sie hat gesagt, dass ich immer wieder zu Jesus kommen könnte, aber bisher bin ich noch nicht. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch so bleiben wird.
Ich schaute auf und sah Autolichter auf mich zu kommen. Warte... müssten die nicht auf der andren Seite sein? Panik stieg in mir auf. Was soll ich denn jetzt machen? Meine Atmung beschleunigt sich.
Zum ersten Mal seit langem hatte ich richtig große Angst. Je näher das Auto kam, desto größer wurde die Angst und ich freue mein Herz schon ordentlich klopfen. Das letzte mal, dass ich solche Angst hatte, war als ich in Grönland ins Eis gebrochen bin. Ich hatte das Gefühl zu erfrieren. Das war so scheiße kalt. Das eine Mädchen hat sogar fast geweint. Aber es ist ja noch alles gut ausgegangen.Auf der Autobahn war das beschissene, dass ich nicht ausweichen konnte. Zwei von den drei Spuren waren da nämlich gesperrt wegen Bauarbeiten. Immer Nähe kam das Auto und ich schwitzte schon. Sogar jetzt wo ich es aufschreibe, ist mit glaube ich die pure Angst ins Gesicht geschrieben.
Es gab einen lauten Knall und viele Schreie. Das war das letzte was ich hörte, bevor es vor meinen Augen schwarz wurde.
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17 days in Canada
Teen FictionDie Mädchen Kaja und Viola ergänzen sich perfekt, denn sie sind sich kein Stück ähnlich. Viola ist verrückt und sehr bunt. Kaja hingegen mag schwarz sehr und ist auch eher zurückhaltend. Sie sind beste Freunde. Die beiden beschließen zu Kajas Tante...