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Die Hölle auf Erden

Die zwei Wochen in denen Enrique bei Armin blieb, waren die Hölle. Armin kam sich auf seiner eigenen Burg wie ein Verbrecher vor. Und er hasste diesen Zustand.

An dem Tag, an dem der alte Spanier endlich abzog, war ein guter. Für Armin sogar so gut, das er am liebsten ein Fest gefeiert hätte.

Isabella war ebenso erleichtert. Aber Armin merkte, das dennoch ein Schatten auf ihr lag. Er musste nicht Fragen wieso, dennoch tat er es. Und obwohl sie sich lange geziert hatte, erzählte sie es ihm doch eines Abends. Und als sie anfing zu weinen, war sie auch noch fürchterlich wütend auf sich selbst.

Doch nach drei Tagen war sie beinahe die alte. Sie erinnerte Armin ein wenig an damals, als sie beide zum ersten Mal auf ihre Burg kamen. Aber damals so wie heute, würde sie ihr Glück wieder finden. Und er half ein wenig nach, indem er viel mit ihr unterwegs war und sich mit seinen Bauern aussöhnte. Denn die Leute liebten Isabella.

Und Isabella liebte das Leben.

„Armin?" Philip rutschte an seine Seite auf die Bank. Leonard und Ari direkt neben ihn. „Denkst du, wir könnten uns Honig aus der Küche holen?"

Armin musterte die drei Bengeln die seine Burg auf trapp hielten. Eigentlich waren sie so ungezogen, das er nein hätte sagen müssen. Aber dafür sah er ihnen zu gerne zu, wenn sie ungezogen waren. Und viel zu oft, war er sogar mit von der Partie. Deshalb warf er einen Blick über die Schulter.

„Bringt mir was mit."

Leise lachend, schlichen die drei davon. Armin war kurz davor, mit ihnen davon zu schleichen, als Isabella neben ihn rutschte und sein Ohr zwischen ihre Finger nahm. „Hab ich dich erwischt!"

„Sagt es nicht meinen Vater, Ma'am!"

Isabella zog ihn zu sich und küsste ihn. „Das kostet aber."

Das war Armin nur Recht. In seiner Feierlaune war ihm alles Recht. „Lässt sich einrichten, Senorita."

Sie lächelte verliebt und schmiegte sich an seinen Arm. „Mich wundert es, das du kein Freudenfeuer veranstaltest."

„Durchschaut."

Ihre schöne schmale Hand legte sich an seinen Oberschenkel. „Danke das du ihm ertragen hast."

„Ach was..."

„Ich weiß, das er ein anstrengender Mann ist. Vor allem weil er versucht hat, dich zu bevormunden."

Und das nicht auf die leichte Tour. Er hatte es Isabella nicht erzählt, weil sie genug Kummer hatte. Aber Enrique fing Armin eines Nachts mit ein paar Wachen ab und zerrte ihn hinter die Burg. Dort hatten sie ihn übel verdroschen.

Weil Enrique sowohl das Sagen über die Burg als auch über Isabella haben wollte. Und wäre Syman nicht gekommen, hätte Enrique vermutlich erst aufgehört, wenn Armin gar nichts mehr hätte tun oder sagen können.

Isabella hatte er gesagt, das er sich mit den Spanischen Soldaten angelegt hatte. Aber das ihr Vater dahinter steckte, konnte er ihr nicht sagen. Er brachte es nicht übers Herz.

Er küsste ihren Scheitel. „Mach dir keine Gedanken."

„Armin!" Ari stand plötzlich in der Tür. „Ein Mann sagt du sollt schnell in den Stall kommen. Es stimmt was nicht mit Kiki!"

Isabella und Armin sprangen gleichzeitig auf und rannten zum Stall. Beiden bedeutete dieses Fohlen viel. Wenn jetzt etwas schief ging, würden beide wohl von vorne Anfangen müssen. Und das war wirklich keine schöne Aussicht...

Armin kam mit Isabella in den Stall, doch keiner war da. Nur Kiki die ganz gemütlich ihr Futter fraß und die Eindringlinge kaum beachtete.

„Was zum Teufel?" murmelte Armin. Und noch während er sich zur Tür umwandte, wurde sie mit einen lauten Knall zugedroschen.

Instinktiv packte er Isabellas Arm, doch da wurde ihm von hinten schon eines Übergezogen. Das letzte woran er dachte war, das er wegen eines dummen Gauls in eine Falle getappt war...

Seine Träume waren wirr und von Erinnerungen aus seiner Kindheit geprägt. Als er aufwachte war es finster und es ruckelte. Außerdem roch es nach Vieh.

Sein Schädel brummte und er wusste, er hatte geblutet. Er hörte ein leises quengeln und erkannte Isabella, die den Mund verbunden hatte und ganz besorgt auf ihn herabblickte. Armin schleppte sich in eine sitzende Haltung. Seine Arme waren gefesselt. „Verdammt..."

Er wollte Isabella gerade mit den Zähnen das Tuch von Mund zerren, da hielt der Wagen an und eine Plane wurde zurück geworfen.

„Guten Abend, Sir Campbell." Der Mann war Armin Fremd. Er trug eine Englische Rüstung und war bestimmt um die vierzig. „Sie haben drei Tage geschlagen. Zeit, das Sie sich ein wenig bewegen."

Zwei Soldaten traten hinzu und packten Armin. Isabella schrie durch ihren Knebel, doch die Männer zerrten ihn trotzdem aus den Karren und warfen ihn dort zu Boden. Da seine Hände gefesselt waren, konnte er sich nicht einmal abfangen.

Fünf Männer waren plötzlich über ihm und schlugen auf ihn ein. Armin spürte wie ihn die Rippen brachen und Blut aus Mund und Nase schoss.

Der vierzig Jährige Soldat trat nach einer gefühlten Ewigkeit hinzu und zerrte ihn auf die Beine. Er packte ihm bei den Haaren und am Kinn und starrte ihm in Gesicht.

„Na, weißt du wer mich schickt?"

Was sollte es nützen es zu erfahren? Er würde ja sowieso auf kurz oder lang es herausfinden. Im Moment gewann sein Zorn die Überhand. Deshalb sammelte er das Blut in seinen Mund und spuckte es dem Soldaten in den Mund.

Mit Schwung landete Armin wieder auf der staubigen Erde. Der Soldat packte eine Rute aus dem Gürtel musterte ihn.

„Soll ich dir zeigen, was ich mit aufsässigen Männern mache? Du bist noch nicht lange Ritter, was? Kein Feldherr würde sich das gefallen lassen."

Armin zwang sich zu lächeln. „Wenn Ihr wüsstet, wie Scheiß egal mir das ist..."

Das sollten seine letzten Worte dieses Abends werden. Sie prügelten sich müde an Armin, bis er selbst das Bewusstsein verlor. Dann warfen sie ihn achtlos zu Isabella auf den Karren.

Als Armin aufwachte, übergab er sich sofort. Isabella schluchzte leise neben ihn. Sie waren nun nicht mehr auf einen Karren, sondern in einen Verließ. Das Stroh war schmutzig, es stank und es war dunkel. Natürlich fiepten auch Ratten durch die Gänge und irgendwo tropfte es Nervenaufreibend laut.

„Oh Armin..." Sie war nicht mehr geknebelt. „Endlich bist du wach."

„Was ist hier los?" Er nuschelte und fühlte sich Elend. Er wusste, er hatte einen Backenzahn verloren...

„Es ist Vater. Und der König. Richards stand in England ist schlechter als je zuvor. Sein Cousin Henry Plantagenet drängt ihn Stück für Stück vom Thron."

Armin wollte sich über die Stirn fahren, da spürte er die Handfesseln und hörte die Ketten klirren. Ich werde sterben..., ging ihn durch den Kopf. Wenn mich der König her geholt hat, um mich hier unten zu vergessen, verrecken wir hier...

Isabella wollte ihn berühren, aber ihre Ketten ließen es nicht zu. Entmutigt schluchzte sie. „Tut mir leid, ich..."

„Schon gut."

Isabella schluckte und fuhr fort. „Ich weiß nicht genau warum, aber Richard braucht dich. Und mein Vater braucht mich."

„Das ist echt nicht gut."

„Nein. Und eines ist noch viel schlechter. Unser Kerkerwächter ist..." Isabella brach ab, den die Tür schwang auf und ein Mann stand in der Tür. Armin hätte sich beinahe erneut übergeben.

Der Mann lächelte hinterhältig und breitete die Arme aus.

„Mory Grand."

Der rote RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt