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Fremdes Bild

Isabella stand an der Reling, starrte auf die aufgehende Sonne am Horizont die sich auf der See spiegelte. Es war ein wundervoller Anblick. Als Armin mit einen bisschen Frühstück zu ihr trat, schreckte sich leicht zurück, als wäre sie tief im Gedanken gewesen.

„Guten Morgen."

Sie lächelte traurig. Vermutlich hoffte sie, Armin würde es nicht merken. „Guten Morgen." Sie sah auf das Brot in Armins Hand und verzog das Gesicht. „Tut mir leid, ich hab die Zeit verpasst."

„Ach was, vergiss es." Er reichte ihr eine Hälfte und lehnte sich neben sie an die Reling. „Was hast du?"

„Nichts."

„Nicht doch, Isabella. Fang nicht so an."

Verwirrt musterte sie seine Miene.

„Ich meine damit, das du nicht jetzt schon damit Anfangen sollst, Dinge vor mir zu verheimlichen."

Sie zuckte ein wenig ungehalten die Schultern. „Es ist aber nichts. Nichts wichtiges, zumindest."

„Macht doch nichts." Er lächelte und lehnte sich mit den Oberkörper näher an sie ran. „Ich bin neugierig. Sag es mir."

Sie legte grinsend eine Hand an seine Brust und schob ihn wieder weg. „Zum Teufel nochmal, Armin." Dann schüttelte sie leicht den Kopf. „Es ist nur Heimweh. Aber ich weiß nicht welches Zuhause ich vermisse... Ist das nicht verrückt?"

Armin legte den Kopf schief. „Zwischen Spanien und England hin und her gerissen?"

Isabella nickte, brachte aber kein Wort heraus. Als habe sie plötzlich einen Kloß im Hals. Armin fühlte sich fürchterlich. Als wäre er verantwortlich, denn irgendwie war das ja auch.

Sie wurde aus Spanien weggerissen. Weg von ihren Freunden, ihrer Familie und nicht zuletzt der Ausländischen Musik. Armin hatte nicht vergessen, wo er seine Frau zum ersten Mal gesehen hatte. Das sie zu einer fremden und schnellen Musik so Temperamentvoll und völlig selbstvergessen getanzt hatte.

In England gab es nicht annähernd solche Instrumente. Und wer so Leidenschaftlich tanzen konnte, musste diese Art Musik ebenso fehlen, wie ein Familienmitglied.

Und in England hatte sie Freunde gefunden. Vielleicht ein kleines Nest aufgebaut. Und nun war sie wieder fort von dort.

„Willst du zurück?"

„Wohin?" murmelte sie heiser und drehte das Stück Brot in ihren Händen.

„Nachhause. Wo das bei dir ist. Spanien, England,... Wo immer es dich hinzieht, bring ich dich hin."

Isabella grinste und schlang ihre Arme um seinen Bauch und legte ihr Kinn auf seine Schulter. „Nein, wir ziehen es so durch, wie du es dir gedacht hast. Der Plan gefällt mir."

„Armin?" Jacob trat zu ihnen. „Ich wollte mich entschuldigen... Ich hab viel gesagt was ich nicht so gemeint habe."

Isabella und Armin tauschten einen vorsichtigen Blick. Sie wussten noch nicht genau, ob man ihn schon trauen konnte oder nicht. Außerdem konnten sie sich nicht erklären, warum er sich entschuldigen kam.

Doch Armin lächelte, bester Hoffnung es sei alles überstanden. „Vergessen wir es."

Der Junge sah auf seine Schuhe. „Eigentlich wollte ich dich nochmal um etwas bitten." Als er aufsah wirkte er zerknirscht. „Ich weiß es ist frech, nach allem was du schon getan hast."

Armin winkte ab. „Was brauchst du denn?"

„Erzähl Vater bitte nicht, was mit Mory war." Isabella löste sich von Armin. „Ich will nicht das er davon weiß. Es ist mir peinlich."

Armin nickte. „Ich muss darüber nachdenken."

Jac nickte und lächelte scheu. „Ist bei uns alles Okay?"

Der ältere fuhr Jacob durchs Schwarze Haar. „Natürlich."

Grinsend wandte sich Jacob ab und ging wieder seine Wege. Dafür schlenderte Arthur auf sie zu. „Campbell."

„Moor."

***

Arthur verneigte sich grinsend vor mir. „Senorita."

Armin biss die Zähne zornig zusammen und bemühte sich, gelassen zu wirken. Er hasste es wenn Arthur mich so nannte. Es war Armins Spitzname für mich. Und keiner, schon gar nicht Arthur Moor, hatte das Recht ihn zu benutzen.

Ich liebte es wenn Armin ich deswegen aufregte.

„Hast du was herausgefunden?" murmelte Armin ruhig.

Arthur wurde ernst. „Alles, Armin. Wir sollten reden."

Armin sah sich um, legte eine Hand an meinen Rücken und führte uns einen Stock tiefer in die Vorratsräume. Zwischen Gurken und Eiern, sollten wir unbelauscht bleiben.

Arthur und Armin so ruhig neben einander stehen zu sehen, war ein fremdes Bild. Und doch erweckte es bei mir den Eindruck, das die beiden keine schlechte Kombination wären.

„Grand trägt ein Medaillon um seinen Hals. Darin ist irgendetwas, mit dem er sich einen Sud macht. Er will heute, das ich zu ihm komme, um es auszuprobieren."

Ich merkte das Armin etwas dagegen hatte, doch er sagte nichts dazu. „Also um seinen Hals..."

„Ich lass ihn auffliegen."

Armin lehnte sich an ein Gurkenfass und nickte bedächtig.

„Wie wollen wir beweisen das es Mory's Zeug ist?"

„Das ist einfach. Ich nimm die Kette einfach mit und zeig sie Durham. Jeder hat ihn schon mal mit dem Ding gesehen."

Armin nickte und tauschte einen Blick mit mir. „Und was willst du, wenn alles beendet ist?"

Ungehalten knurrte Arthur und verdrehte die Augen. „Langsam bin ich aber beleidigt, Armin. Ich hab es dir schon tausendmal gesagt; Ich tue das für Jacob. Nicht für dich oder mich."

Jedes Gespräch mit den beiden, endete auf dieselbe Weiße. Das Armin noch nicht müde wurde, wunderte mich.

Armin zuckte mit den Schultern und bedeutete mir, voraus zu gehen. „Wir sehen uns."

Wieder am Deck, lehnte sich Armin zu mir herüber. „Ich traue ihm nicht..."

„Gib ihn doch eine Chance, Armin..."

Armins schwarze Augen sahen traurig aus. „Nein. Nicht diesmal."

Der rote RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt