Optimist

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Was tun? Die Polizei rufen. Sie würden vermutlich denken wir hätten uns das alles ausgedacht um die Belohnung, welche man für wichtige Hinweise bekommen würde, einzusacken. Nein, schlechte Idee. Ich versuchte klar zu denken. Ich fühlte mich wie bei „law and order" und verstand wie hart der Job eines Polizisten sein musste. Man hat Angst zu versagen und ein Leben zu verlieren, wenn es da überhaupt noch etwas zu retten gab. Er war jetzt schon so lange verschwunden und die Frau ebenfalls, ob sie noch lebten? Ich glaube nicht, doch nur der Gedanke an die Leichen bereitete mir eine Gänsehaut.
Die anderen sagten nichts, es lag ein gewisses Maß an Aufregung in jedem. Adrenalin lag in der Luft. „Was machen wir, hat jemand einen Plan?" Marc war der erste, der sprach. „Na, ich würde jetzt zu den Bullen gehen. Oder?". "Nein die denken dann wir hätten uns den Müll mit den Bildern ausgedacht, um an das Geld zu kommen." Niemand hatte eine Idee, es war nervenaufreibend. "Las uns die Bilder einsammeln und dann erst mal in Ruhe überlegen okay. Marc holte ein Taschentuch aus seiner Tasche, faltete es auf und legte die Bilder behutsam in dieses.
Auf dem Rückweg wusste keiner wohin mit sich, Mary hielt meine Hand und ich kuschelte mich an ihre Schulter, wie beste Freunde das eben machen. Ich war unsicher und hatte unglaubliche Angst. Angst vor der Wahrheit über den bekannten, der einem seit dem er verschwunden war, doch mehr zu bedeuten schien als vorher angenommen.
Ich kannte Noel schon länger als den paar Stunden Chemie, wir hatten zusammen in der Grundschule die Bank gedrückt und waren dort Freunde gewesen. Ein paar Monate sogar richtig enge Freunde, aber das hatte sich dann auseinandergelebt. Neue Schule, neue Klasse, neue Freunde. So wie das fast immer ist.
Mir lief eine Träne die Wange hinunter, genau in diesem Moment schaute Finn verwundert zu mir und wollte gerade reagieren und mich fragen, was los sei, doch Mary kam ihm zuvor. "Hey was ist los?" Ihre Stimme klang verwirrt und besorgt zur selben Zeit. Ich antwortet nicht und ging weiter. Ich weiß, ich weiß. Eine Arschlochaktion erster Sahne, aber ich war gerade nicht in der Stimmung zu reden.
Ich beschleunigte meinen Gang und begann allmählich zu rennen.
Nach einem etwa 15 minütigen Frustlauf kam ich erschöpft zu Hause an. Mikey saß im Wohnzimmer und schaute wie hypnotisiert auf den Fernseher, so konzentriert, dass er mich gar nicht bemerkte. Ich stolperte in mein Zimmer und schmiss mich auf das Bett.
Heiße Tränen liefen meine Wangen hinunter, weinte ich wirklich nur wegen Noel, oder war da noch etwas anderes. Ich ging tief in mein Inneres und suchte nach einem Grund. Mum, Dad. Es eröffnete sich eine Welt aus tausenden Fotoalben gefüllt mit Erinnerungen.
Meine Meditation wurde durch ein brummendes Geräusch unterbrochen. Ich griff nach meinem Handy. Mary.... sollte ich dran gehen. Ich hob meine Hand und tippte mit dem Zeigefinger auf den grünen Hörer. "Ja?" Ich versuchte mich zu sammeln und nicht zu verweint zu klingen. "Hey, alles okay bei dir? Ich hab mich erschrocken als du plötzlich los gerannt bist. Alles klar? Soll ich vorbei kommen? Willst du reden? Egal was es ist ich bin da okay." Sie überschüttete mich mit Fragen und ich begann erneut zu weinen, aber dieses Mal weil ich glücklich war. Ich war glücklich so unglaublich tolle Freunde zu haben. "Ja, alles okay. Mir ging's vorhin nicht so gut, sorry wenn du dich meinetwegen erschrocken hast." Schluchzend versuchte ich all ihre Fragen in einem Satz zu beantworten. "Okay, bist du dir sicher?" Sie ließ nicht nach, doch sie hatte eine harte Woche hinter sich, mit diesem Problem wollte ich sie jetzt nicht belasten. "Ja, Mary es geht mir gut." Ich log und sie wusste es, doch sie ließ nach: "Wenn was ist ruf an okay. Bis morgen, hab dich lieb." Ein piepen ertönte und sie legte auf.
Der nächste Tag kam schneller als erwartet. Meine Wecker ertönte und ich fiel müde aus dem Bett und schlich ins Bad. Meine Augen waren immer noch rot. Ich blickte in die Augen meines Spiegelbildes. Das Mädchen was ich sah war verwirrt und erschöpft. Ich hörte auf dieses Häufchen Elend anzustarren und machte mich fertig für die Schule.
Die Musik meiner Kopfhörer übertönte das aufgeregte tuscheln an der Haltestelle. Ich spürte eine Person hinter mir, denn wenn ich eins war dann aufmerksam. Diese Person legte ihre Hand auf meine Schulter und ich drehte mich schnell um. Finn lächelte mich an und ich nahm die Stöpsel aus meinen Ohren. „Hey, ist alles okay? Also wegen gestern." Er schenkte mir einen besorgten Blick und wartete dann auf eine Antwort. „Emmmm ... ja alles wieder gut, ich hab das manchmal solche „Schwächeanfälle" in denen ich einfach nur nach Hause will, ist so ne beschissen Angewohnheit von mir." „Oh, das wusste ich nicht aber wenn du ... keine Ahnung reden willst kannst du mir schreiben. Ich weiß, dass wir uns so gut wie nicht kennen aber das lässt sich ja ändern, oder?" Er lächelte verschmitzt und nun breitete sich auch auf meinem Gesicht ein grinsen aus. „Ja gerne." Manche Tage können fürchterlich sein doch ich klammerte mich immer an die schönen Sekunden um nicht im Fluss aus Stress, Trauer und Verzweiflung zu ertrinken.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 01, 2018 ⏰

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