>1<

280 24 16
                                    


Der Tag begann ganz normal, meine Mama brachte mich am Morgen in den Kindergarten, ich spielte mit meinen Freunden, so wie jeden Tag. Am Nachmittag wurde ich wieder abgeholt, Mama sagte, dass wir heute auf den Jahrmarkt gehen würden, Yaay.

Ich bekam eine Zuckerwatte, die ich glücklich futterte. Doch irgendwann bemerkte ich etwas Merkwürdiges. Mama sah nicht glücklich aus. „Willst du was von meiner Zuckerwatte?", fragte ich, um sie aufzumuntern und grinste. Sie warf mir einen bösen Blick zu. Ich zuckte zurück. So hatte sie mich noch nie angesehen. Sie zog mich an der Hand zu einem Karussell. Dann beugte sie sich zu mir hinunter und sagte: „Bleib hier stehen, lauf mir nicht nach und komm nie wieder nach Hause."

Ich sah sie mit großen Augen an. Sie drehte sich um und verschwand in der Menschenmenge. Ich fing an zu weinen und versuchte ihr hinterherzulaufen, doch es waren viel zu viele Menschen, die mich hin und her schoben. Schließlich gab ich auf und ließ mich einfach auf den Boden sinken.

Ich wusste nicht, wie lange ich dort gesessen und ins Nichts gestarrt hatte, doch irgendwann riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. „Ich stehe schon seit fünf Minuten hier und du hast dich nicht bewegt."

Ich drehte mich um. Da stand ein kleiner Junge, ungefähr in meinem Alter und sah mich mit großen Augen an. „Ich bin Taehyung. Wie heißt du?", fragte er und legte den Kopf schief. Ich antwortete nicht. Er zuckte mit den Schultern und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie und er half mir hoch. „Ich muss jetzt zu meiner Mama zurück, du kannst mitkommen, wenn du magst." Ich nickte und er lief voran, meine Hand immer noch in seiner. Ich ließ mich von ihm mitziehen, mir war es inzwischen vollkommen egal, wo es hinging. Meine Augen glitten über die rosafarbene Zuckerwatte, die ich auf dem Boden zurückgelassen hatte, ich war fest entschlossen, nie wieder eines dieser klebrigen Dinger zu berühren.

Eine kleine schwarzhaarige Frau lief über den dunklen Platz und rief: „Taehyung! Wo bist du? Komm wieder her!" Taehyung hob seine Arme. „Ich bin hier, Mama!" Die Frau drehte sich zu uns und rannte sofort auf uns zu, Tränen glitzerten auf ihren Wangen. Sie schloss Taehyung in ihre Arme und drückte ihn so fest, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte. Dann sag sie zu mir. „Und wer bist du?", fragte sie freundlich. Ich antwortete nicht, starrte sie nur an. Taehyung mischte sich ein. „Ich hab ihn gefunden, er saß auf dem Boden und hat sich nicht bewegt." Sie sah mich sorgenvoll an. „Was ist passiert, Kleiner? Wo sind deine Eltern?" Ich konnte nicht antworten. Konnte ihr nicht erzählen, dass meine Mutter mich einfach zurückgelassen hatte. Sie zögerte kurz, schnappte sich dann meine Hand, Taehyung meine andere und gemeinsam geleiteten sie mich aus der Dunkelheit.

*10 Jahre später*

„Taehyung?" „Ja?"

„Du bist ein krümliges Hustenbonbon" „Was?", lachte Taehyung. Klong. „Was war das?", fragte ich und linste zu ihm hinüber. „Ich bin vom Bett gefallen", sagte er immer noch lachend. „Naja, dein Gehirn kann keinen größeren Schäden kriegen, also geht das in Ordnung", grinste ich. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe ihn, er ist mein Bruder. Na gut, Adoptivbruder, aber das ist fast dasselbe. „Taehyung, Hoseok! Essen ist fertig", rief unsere Mutter. Na guuuuut, meine Adoptivmutter, aber das ist fast dasselbe! Tae rappelte sich auf und streckte mir die Hand hin. Ich ließ mich vom Bett hochziehen, hielt seine Hand jedoch fest. Er lächelte sanft und drückte sie leicht. So gingen wir hinunter. Mama hatte das Essen schon auf dem Tisch stehen und lächelte uns zu. „Holt ihr bitte noch Stäbchen?" „Klar", sagte ich.

Als wir alle am Tisch saßen, ließ Tae meine Hand los und zwinkerte mir zu. „Ich muss schließlich essen."

Ich saß auf dem kalten Boden, neben mir lag eine rosafarbene Zuckerwatte, beschmutzt von ihrem Fall auf den Boden. Ich war unfähig aufzustehen und dem wichtigsten Menschen in meinem Leben hinterherzulaufen. Die lauten Stimmen in meinem Kopf machten mich verrückt. „Was ist denn passiert?", keifte eine höhnisch. „Wieso wurdest du verlassen?" „Und das zum zweiten Mal?" „Warum ist er gegangen?" Es wurde immer leiser, bis es ganz verschwand und mich mit der Dunkelheit allein ließ. Ich hielt mir die Ohren zu, wollte die bedrückende Stille nicht noch weiter in meine Gedanken sickern lassen.

Ich hoffte, flehte, dass jemand kommen und mich retten würde, doch niemand stolperte aus der Dunkelheit auf mich zu und zog mich vom Boden hoch. Wieso? Weil derjenige mich verlassen hatte?

Schweißgebadet wachte ich auf. Keuchte, starrte zur Decke, voller Furcht, dass der Traum mich wieder in seine dunklen Fänge zurückziehen würde. Ich wimmerte, biss mir auf den Handrücken, um Taehyung nicht aufzuwecken, doch zu spät. Ein leises Rascheln und Tapsen war zu hören. Dann ein verschlafenes Murmeln: „Hyung?", fragte er. „Hast du wieder schlecht geträumt?" Ich nickte beschämt. Ich wollte vor ihm nicht schwach wirken, schließlich war ich der Ältere. „Rutsch mal", gähnte Tae und krabbelte zu mir unter die Decke. Er kuschelte sich an mich, ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals. „Das kitzelt", flüsterte ich. „Pech", murmelte er zurück und war schon eingeschlafen. Ich betrachtete ihn schmunzelnd und merkte, wie mein Herzschlag sich wieder erhöhte, diesmal jedoch garantiert nicht wegen meinem Albtraum. Ich verschränkte meine Hand mit seiner, küsste ihn auf die Stirn und murmelte vorsichtig in sein Ohr: „Schlaf schön, kleiner Bruder." Sein Atem stockte kurz und er zuckte, dann schmiegte er seinen Kopf in meine Halsbeuge und schlief selig weiter. 

<><><><><><><><><><><><>


Jaaa, eine weitere Story... diesmal Vhope, bedankt euch bei @Jassi_xD_4082 und @x_broke_broken_x 

Ich hoffe euch gefällt diese kleine Story, wird vermutlich nicht all zu lang. Viel Spaß ^-^

Zuckerwatte || VhopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt