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Vhopes Son ^

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Ich saß wieder auf dem Boden, beobachtete meinen Bruder dabei, wie er dem Fremden die Kapuze abnahm, welcher eine rosafarbene Zuckerwatte in der Hand hielt. Diesmal waren seine Gesichtszüge anders. Es war Jimin. Jimin, der Tae küsste. Jimin, der Tae hochhob und davontrug. Aber Tae, der über Jimins Schulter spähte und mich hochmütig angrinste. Und ich, ich saß einfach nur da, konnte mich nicht rühren und musste zusehen, wie das, wofür es sich für mich zu leben lohnte, von jemand anderem in Besitz genommen wurde.

Keuchend wachte ich auf. Nur ein Traum, nur ein Traum, dachte ich und drehte mich um. Dort drüben lag Tae. Unruhig wälzte er sich hin und her. Auch er schien keinen Schlaf finden zu können. Das erste Mal seit langer Zeit war er nicht mitten in der Nacht aufgestanden und hatte sich zu mir ins Bett gelegt. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als mich mit meinen Albträumen abzufinden.

Als ich am nächsten Morgen aus dem Bett stieg, schwankte ich und stieß volle Kanne gegen den Schrank. Autsch. Das würde eine Beule geben. Von dem Geräusch wurde Taehyung wach. Er sah nicht besser aus, als ich mich fühlte, zerknautschtes Gesicht, Haare standen in alle Richtungen ab und Augenringe wie aufgemalt. Gemeinsam, jedoch mit einigem Abstand voneinander, stolperten wir die Treppe zum Frühstück hinunter, glücklicherweise fielen wir auf dem Weg nicht hin. Mama sah uns mit gerunzelter Stirn entgegen. „So geht ihr mir nicht in die Schule, ihr seht ja beide ganz müde und blass aus. Ab ins Bett mit euch!"

Ich wollte protestieren, doch das war zu anstrengend, ich kippte vom Reden fast um. Also befolgte ich den Befehl und tapste zusammen mit meinem Bruder wieder in unser Zimmer. Wir legten uns in unsere Betten, niemand sagte ein Wort, doch ich wusste, dass er noch nicht schlief. Ich drehte mich zu ihm, bemerkte, dass er bereits zu mir schaute, sah jedoch nicht weg.

So blickten wir uns eine Weile lang stumm in die Augen, dann setzte ich mich auf und schlurfte ins Bad. Er kam hinterher. Wir putzten Zähne, einfach um unseren Tagesablauf nicht komplett zu ignorieren. Dann wollte ich wieder ins Bett, doch auf dem halben Weg verließen mich meine Kräfte und ich ließ mich einfach im Flur auf den Boden sinken. Tae setzte sich neben mich. „Können wir reden?", fragte er mit heiserer Stimme. Ich zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen."

„Ich hab scheiße geschlafen", murmelte er.

„Und ich erst."

Er sah mir direkt in die Augen. „Zwischen mir und Jimin läuft nichts."

Ich lachte höhnisch auf. „Ja genau, das habe ich ja gestern gesehen. Aber selbst wenn, was kümmert mich das?"

Ich sah, wie sich in seinen Augen Tränen bildeten. „Ich weiß nicht, warum dich das interessieren sollte, aber falls es das entgegen deiner Worte doch tun sollte, solltest du nur wissen, dass mir der Kuss überhaupt nichts bedeutet hat. Jimin hat mir nur seine Liebe gestanden, offenbar mag er mich schon seit der Grundschule. Aber ich mag jemand anderen. Ich war einfach nur furchtbar gekränkt und hab mich drauf eingelassen, als er mich geküsst hat. Aber das hat mir nichts bedeutet", schluchzte er. Ich sah ihn vorsichtig an. „Aber wenn du nicht in Jimin verliebt bist, wer ist es dann?", fragte ich zögernd. Er sah mich halb traurig halb wütend an. „Ist das nicht total offensichtlich?", schrie er aufgebracht. Ich schüttelte den Kopf. Das schien ihm zu viel zu sein, denn er hielt ruckartig seine Hand in die Höhe. Ich dachte, er würde mich schlagen, doch er legte sie nur an meine Wange, und legte ganz sanft seine Lippen auf meine. Ich war geschockt. Das hatte ich absolut nicht erwartet. Alles, aber nicht das. Mein kleiner Bruder war in mich verliebt? Womit hatte ich das verdient? Er bemerkte, dass ich nicht erwiderte und wollte sich langsam zurückziehen, doch das ließ ich nicht zu. Ich drehte mich ganz zu ihm, drückte ihn gegen die Wand und küsste ihn so heftig, dass er bald keine Luft mehr zu bekommen schien und ich von ihm ablassen musste.

Nach Atem ringend, aber überglücklich saßen wir uns gegenüber. Ich sah zu ihm auf. Er lächelte. „Das hat mir etwas bedeutet." Ich strahlte, hob ihn hoch und trug ihn in sein Bett. Dort legte ich ihn hin, krabbelte zu ihm und deckte uns beide zu. Er kuschelte sich sofort an mich an. Plötzlich spürte ich etwas nasses an meinem Hals. „Weinst du, Tae?", fragte ich besorgt. Er wischte sich hastig die Tränen weg. „I-ich bin nur so glücklich, alles in Ordnung", schluchzte er. Ich lachte und erstickte ihn fast mit meiner Umarmung. „Endlich kann ich wieder in Ruhe schlafen", flüsterte ich und hielt ihn fest in meinen Armen. Er nickte und war im nächsten Moment auch schon eingeschlafen. „Ich liebe dich, Tae", flüsterte ich und schloss die Augen. Ganz leise meinte ich, ein „Ich dich auch, Hyung", zu hören, doch das hätte natürlich auch schon ein Traum gewesen sein können.

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Fast vorbei D:

Zuckerwatte || VhopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt