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Ich hörte leise Geräusche aus unserem Zimmer und öffnete vorsichtig die Tür. Taehyung lag auf dem Bett und weinte. Ich lief zu ihm hin, kniete mich ans Bett und streichelte seinen Kopf. Er setzte sich auf und sah mich aus verquollenen Augen an. „Wieso?", flüsterte er mit rauer Stimme. „Wieso tust du mir das an, Hoseok?" Ich runzelte die Stirn. „Was meinst du?" Er schniefte.

„Du weißt genau was ich meine. Wieso ignorierst du mich nicht einfach weiter und gehst zu Jin, um dich ihm um den Hals zu werfen?", fragte er und warf sich in die Kissen. Ich setzte mich aufs Bett. „Es tut mir leid. Ich war ein wenig durcheinander, verzeihst du mir?", fragte ich. Er sah mich an. „Was läuft zwischen dir und Jin?", fragte er. „Nichts, ich schwöre!", sagte ich heftig. „Okay", murmelte er. Ich sah ihn unschlüssig an. Dann breitete ich die Arme aus. „Komm verdammt nochmal her, ich hab kein Bock, dass so was einen Keil zwischen uns treibt." Er nickte, wischte sich eine Träne weg und warf sich in meine Arme. „Woah." Ich kippte um und fiel auf den Boden, Tae auf mich drauf. „Autsch", sagte ich. „Zum Glück liegt hier ein Teppich." Tae sah mich sorgenvoll an und wollte aufstehen, doch ich ließ ihn nicht. „Du bleibst schön hier", flüsterte ich ihm ins Ohr. Er vergrub sein Gesicht an meinem Hals. „Nicht atmen", flüsterte ich. Ich spürte, wie er grinste und natürlich extra heftig gegen meinen Hals blies. „Ah~", keuchte ich und warf ihm einen bösen Blick zu, den er natürlich nicht sehen konnte. „Lass den Scheiß", sagte ich drohend.

„Und was wenn nicht?", grinste er.

Jetzt reichte es. Ich drehte uns um, so dass ich über ihm lag. Er starrte mich mit großen Augen an. Ich beugte mich zu ihm hinunter, legte meine Lippen an seinen Hals und fing an zu saugen. Erstaunlicherweise schubste er mich nicht weg. Ich hob den Kopf. „Gefällt dir das?", fragte ich unschuldig. Er hatte die Augen geschlossen und nickte kurz. Ich näherte mich seinen Lippen, er musste schon meinen Atem auf seiner Haut spüren können, kurz bevor sich unsere Lippen berühren konnten, schwenkte ich zur Seite und küsste ihn auf die Wange. „Als ob ich meinem kleinen Bruder das antun würde", kicherte ich und rollte mich von ihm hinunter. Er öffnete die Augen, sah mir ins Gesicht und lief schamrot an. Ich betrachtete seinen Hals, an dem nun ein großer roter Fleck zu sehen war. Nachdenklich legte ich den Kopf schief. „Obwohl... Das gefällt mir. Es steht dir." Ich zwinkerte ihm zu. Er rappelte sich hastig auf und lief ins Bad. Ich hörte ein entsetztes Aufkeuchen, dann kam er wieder ins Zimmer gestürmt und warf sich auf mich. „Du Arsch!", rief er und trommelte mit seinen Fäusten auf meine Brust. Ich lachte. Er sah mich schmollend an. „Wie soll ich das denn in der Schule verstecken?", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern und zog ihn zu mir runter. Er gab schließlich auch Ruhe und so schliefen wir ein.

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, wir waren auch ziemlich früh eingeschlafen. Tae lag auf mir drauf und schlief friedlich. Vorsichtig hob ich ihn hoch und legte ihn auf sein Bett. Dann verschwand ich im Bad, um zu duschen. Als ich fertig war, ging ich mit einem Handtuch um die Hüfte wieder in unser Zimmer. Ich öffnete den Schrank, doch während ich dabei war, mir Klamotten herauszusuchen, spürte ich, wie sich zwei Arme um meinen Bauch schlangen. „Guten Morgen", murmelte Tae und kuschelte sich an mich. Ich lächelte und drehte mich mit meinen Klamotten in der Hand um. „Na? Nicht mehr müde?"

Er schüttelte den Kopf. „Du solltest auch noch duschen gehen", sagte ich sanft, warf ihm ebenfalls Klamotten zu und schob ihn aus dem Zimmer.

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„Taehyungiiie", quietschte Jimin. Mein Bruder hob den Kopf. „Ja?"

„Darf ich heute Nachmittag zu euch?", fragte Jimin aufgeregt. „Ja klar", sagten wir im Chor. „Yaay", freute er sich und hängte sich bei Tae ein. Der wehrte sich nicht, starrte nur nachdenklich ins Leere. Ich spürte, wie etwas in meinem Inneren zu brodeln begann. Am liebsten hätte ich die beiden auseinandergerissen, doch wie hätte ich das erklären sollen? Ich schüttelte den Kopf, um die merkwürdigen Gedanken zu vertreiben. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Hause und verschwanden alle in unserem Zimmer. Wir setzten uns vor den Fernseher, Tae in die Mitte, und beschlossen, irgendwelche Videos zu schauen. Irgendwann kuschelte Tae sich an mich und wollte seinen Kopf auf meine Schulter legen, doch ich schüttelte ihn ab, mein Gehirn war zu vollgestopft mit dem Gedanken, dass zwischen Tae und Jimin irgendetwas laufen könnte. Er rutschte zur Seite und ließ mich in Ruhe. Ich stand auf und verließ das Zimmer, ich brauchte jetzt frische Luft, ein Spaziergang würde mir gut tun.

Ich betrat leise das Haus, Mama war noch nicht von der Arbeit zurück, wahrscheinlich würde sie bald kommen. Ich ging die Treppe hoch und wollte die Tür öffnen, hielt jedoch inne, als ich merkwürdige Geräusche von drinnen hörte. Ich runzelte die Stirn und stieß die Tür langsam auf. Auf Taes Bett saßen Jimin und mein kleiner Bruder und schienen sich regelrecht aufzufressen. Jimin küsste ihn stürmisch und er erwiderte, als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben getan. Ich gab ein leises Knurren von mir. Da hatte ich den Beweis. Die beiden schraken auseinander. Jimin stand vom Bett auf. „Hobi, ich-" Doch ich schnitt ihm das Wort ab. „Ich glaube, du solltest jetzt besser gehen, ich möchte mit meinem Bruder etwas besprechen." Er senkte seinen Kopf und schnappte seine Tasche. „Okay." Und schon war er weg. Tae sah etwas verloren aus, ganz allein auf dem großen Bett. „So und jetzt zu dir." Ich kam drohend auf ihn zu. „Was genau läuft da zwischen dir und Jimin?", knurrte ich. Er sah mich an. Seine wunderschönen braunen Augen waren rot und verweint. „Was interessiert dich das", schluchzte er und zog sich die Decke über den Kopf.

Ich stand etwas bedröppelt da. Dann schnappte ich mir mein Handy und ging runter.

Ich half meiner Mutter beim Essen und rief Tae. Der kam mit verweintem Gesicht und setzte sich schweigend an den Tisch, wo schon alles vorbereitet war. Er stocherte die ganze Zeit nur in seinem Essen, die düstere Stimmung machte Mama misstrauisch. „Jungs, was ist denn mit euch los?", fragte sie. „Ihr habt euch noch nie gestritten, was ist denn passiert?"

Wir schwiegen. Sie blickte von Taehyung zu mir und wieder zurück. Dann knallte sie ihr Besteck auf den Tisch. „Ihr habt so lange Hausarrest, bis ihr das geklärt habt, keine Widerrede." Ich sah sie empört an, doch mein Bruder sah einfach nur in seinen Schoß und nickte brav.

Nach dem Essen legte er sich auf sein Bett und starrte die Decke an. Ich beobachtete ihn eine Weile, ging mich fertig machen, doch als ich zurück kam, hatte er sich nicht bewegt, hatte nur die Augen geschlossen und war eingeschlafen.

Zuckerwatte || VhopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt