Gestrandet zwischen fremden Sternen

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Picards Laune hatte sich mit der Registrierung von Qs Anwesenheit auf seiner Brücke radikal verschlechtert. Das allmächtige Wesen schlenderte unterdessen gemütlich im vorderen Teil der Brücke umher und atmete tief ein. "Mmmh wie schön wieder hier zu sein, ich bin sicher, dass Sie mich auch vermisst haben Jean-Luc, nicht wahr?" Picard fasste sich einen Moment, und stellte anschließend zum gefühlt hundertsten Mal seine immer gleiche Frage: "Q, warum sind Sie hier?" Der Angesprochene ließ sich Zeit mit der Antwort. "Wissen Sie auch allmächtige Wesen besitzen nicht nur Vorzüge. Sie wissen alles, können alles und machen alles. Immer das gleiche, Tag für Tag. Das Kontinuum langweilt mich zu Tode in letzter Zeit und so beschloss ich die Nähe der aufregendsten und spannendsten Wesen im Universum aufzusuchen." Picard wollte schon zu einer Antwort ansetzen, doch Q unterbrach ihn: "Leider hatten die gerade keine Zeit und so bin ich jetzt auf Ihrem Schiff mon Capitaine." Den Seitenhieb auf seine Crew unbeachtet antwortete Picard: "Gut, wie lange werden wir mit Ihrer Anwesenheit rechnen müssen?"

Q hatte ein urplötzliches Interesse für den Hauptschirm entwickelt. Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen stand er da und betrachtete das Bild der beiden -immer noch zeitgefrorenen- orionischen Abfangjäger, wie sie so völlig unbeweglich mitten im tiefen Schwarz des Weltraums hingen. "Nun Jean-Luc ich habe mich in Gestalt dieses fetten Botschafters an Bord Ihres Schiffes begeben, da ich gehofft hatte auf diesem Wege verstehen zu lernen, was Sie und Ihresgleichen so sehr an diesem Wörterhokuspokus namens "Diplomatie" interessiert. Meiner Meinung nach ein völlig überflüssiges Themengebiet." Von weiter hinten meldete sich Commander Riker zu Wort: "Dass Sie keinen Wert auf Diplomatie und Höflichkeit legen wissen wir, Q."

Q wandte seine Aufmerksamkeit ihm zu. "Aaah, Commander, eine Freude Sie wiederzusehen! Wie gehts der Familie? Hat sich Onkel Mikel schon von seinem Wadenbeinbruch erholt?" Rikers Miene zeigte seine Verwirrung. "Woher..." doch er unterbrach sich selbst und schüttelte nur den Kopf, um wieder klarer denken zu können. Natürlich. Q wusste alles über sie. So schwieg er und wartete ab, was Captain Picard jetzt als nächstes anordnen würde.

Dieser wusste ebenfalls nicht so Recht, wie es weitergehen sollte. Q hatte sich dazu entschieden auf sein Schiff zu kommen und gegen dessen Willen konnte er nichts ausrichten. Also war es sinnlos weiterhin mit ihm verhandeln zu wollen. Nur wie sollte jetzt ihre Mission beendet werden, wenn Q den Botschafter der Felkenianer von der Enterprise entfernt hatte, bzw. dieser das Schiff überhaupt nie erst betreten hatte? "Schon gut Jean-Luc, machen Sie sich um den felkenianischen Fettwanst keine Sorgen. Eine Runde lasse ich ihn noch durch dieses Weizenfeld auf Kolos Prime jagen, dann wird er sich gesund und wohlbehalten bei sich zuhause wiederfinden. Mein Ehrenwort darauf." Das konnte doch nicht alles sein!
"Q, mit dem Entfernen des Botschafters haben Sie möglicherweise ernste diplomatische Konsequenzen heraufbeschworen. Was soll ich meinen Vorgesetzten und auch den Felkenianern melden, wenn ich ohne Vong Nar zur Konferenz komme?" Q horchte auf. "Ernste diplomatische Konsequenzen? Hm ja das klingt spannend, warum eigentlich nicht?" Als Picard leicht entsetzt wirkte, winkte Q jedoch ab. "Andererseits, nein im Moment ist mir nicht nach der Beobachtung der tausendsten Wiederholung solcher Ereignisse. Und Ihre schnuckelige kleine Föderation wird sich ihre temporale Technologie bestimmt auch woanders besorgen können."
"Temporale Technologie?" fragte Riker stirnrunzelnd.
"Aber natürlich Riker, mein bester beschränkter Freund! Wieso denken Sie sonst, dass alle bei Ihnen so scharf auf Gespräche mit den Dickwansten sind?"
Picard war fassungslos. DAS war also der wahre Grund wieso die Föderation die Felkenianer in ihren Reihen haben wollte, wegen ihrer Technologie zum Zeitreisen!

"Dann werden die Konsequenzen nur umso schlimmer, wenn Sie nicht schleunigst den Botschafter zurückbringen, Q!" Der Allmächtige gähnte bloß. "Sie langweilen mich mit ihrem ewigen "Bringen-Sie-ihn-zurück"-Gerede, aber gut. Von nun an kann sich niemand im Universum mehr daran erinnern, dass es eigentlich Gespräche zwischen ihren beiden sterblichen Parteien geben sollte, ohne jeden schriftlichen Hinweis in irgendwelchen Unterlagen, versteht sich." Picard nickte nur. Er hatte plötzlich keine Ahnung mehr, wieso sie sich draußen im All befanden, ohne jede ihm bekannte Mission durchzuführen. Auch Qs Anwesenheit war ihm plötzlich schleierhaft. Auf der anderen Seite kümmerte ihn das alles aber auch komischerweise nicht.
"Gut Q, was muss ich tun, um Sie wieder von meiner Brücke herunterzubekommen?" Q hatte sich wieder dem Hauptschirm mit den beiden Orion-Raidern zugewandt. Er klatschte in die Hände und drehte sich um die eigene Achse, ehe er auf Picard zeigte. "Ganz einfach mein lieber Jean-Luc, es ist genauso wie ich schon zuvor sagte, ich möchte verstehen, was der Grund dafür ist, dass alle sterblichen Völker ganz begierig nach diesem Gedankenkonstrukt namens "Diplomatie" sind."
"Nun Q, sie wissen aus eigener Hand, dass auch Ihr Kontinuum über eine Art Diplomatie verfügt." Bei diesen Worten horchte das allmächtige Wesen auf. "Ehrlich? Das wäre mir noch nicht untergekommen."
"Denken Sie nur an Ihre Verbannung von vor drei Jahren. Haben Sie es da nicht durch die richtigen Taten und etwas Feingefühl wieder geschafft in das Q-Kontinuum aufgenommen zu werden? Mit anderen Worten also mit... Diplomatie?"

Star Trek - Die dunkle Seite der MachtWhere stories live. Discover now