Ein kleines Missverständnis

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„Roter Alarm! Mr. Worf, Schilde hoch!" Das Team der Enterprise war ein eingespieltes Team. Jeder hatte seine feste Aufgabe die er oder sie im Schlaf kannte und so arbeitete das ganze Personal gleich nach Picards Befehl mit der Effizienz eines einzigen Organismus. Und das war auch bitter nötig, denn kaum waren die Schilde der Enterprise oben, als auch schon die ersten Lasersalven des Acclamator-Kreuzers auf sie herniederprasselten. Ihr Schiff wurde gewaltig durchgeschüttelt, doch die Schilde hielten stand. „Ausweichmanöver! Mr. Worf, machen Sie ihre Waffen unbrauchbar!" In diesem Moment meldete sich Data zu Wort. „Captain! Mehrere Jägerstaffeln im Anflug!" Und so war es auch. Zusätzlich zum Feuer der Rotana, hatte diese auch mehrere V-Flügel-Sternenjäger aus ihren Hangars losgeschickt, um die Enterprise aus der Nähe unter Beschuss zu nehmen und damit so effektiv wie möglich gegen diese -vermeintliche- konföderierte Bedrohung vorzugehen. Das jetzt eröffnete Dauerfeuer dieser kleinen Vehikel war ein echtes Ärgernis, da sie unentwegt die Schilde der Enterprise beanspruchten, diese jedoch zu groß und zu träge war, um auch den Jägern auszuweichen. So sanken die Schilde unentwegt, während der Steuermann ein Ausweichmanöver nach dem anderen flog, während Worf mit Phaser und Photonentorpedos die Schilde und Waffen der Rotana auszuschalten versuchte. Groll saß in Picards Brust. Kaum in dieser fremden Galaxie gestrandet und schon in einen Kampf verwickelt. Er wollte das Gegenschiff nicht zerstören, doch wenn der Kreuzer und die Jäger der Enterprise weiterhin so zusetzten, bliebe ihm auf kurz oder lang wohl keine andere Wahl. Vielleicht half ja noch ein weiterer diplomatischer Versuch. „Mr. Worf, öffnen sie einen Kanal." Der Klingone nahm seine Hand für einen Moment von der Phaserkontrolle und drückte eine danebenliegende Schaltfläche auf der Kommunikationsebene seines Terminals. „Ist offen, Sir."

„Rotana, hier spricht Captain Picard von der Enterprise. Stellen Sie umgehend Ihr Feuer ein, wir hegen keine feindlichen Absichten! Brechen Sie ab. Ich wiederhole, stellen Sie Ihr Feuer ein!" Picard seufzte und spitzte die Ohren auf eine eventuelle Antwort, doch die nächsten Minuten blieb es ruhig aus der Komverbindung. Derweil meldete Worf aus dem Hintergrund: „Schilde bei 20%!" Picard verzog die Mundwinkel. Er wollte schon den Befehl geben den Kanal zu schließen, als da plötzlich die Lasersalven der Rotana nachließen und auch die V-Flügler abdrehten. Eine warme Frauenstimme ertönte: „Feuer eingestellt Captain Picard, ich empfehle Ihnen das gleiche zu tun." Picard atmete erleichtert durch. Endlich war diese unerfreuliche Situation vorüber, zumindest vorerst. „Feuer einstellen, Mr. Worf! Rotana, ich denke hier liegt ein Missverständnis vor, das ich gerne ausräumen will. Ich lade Sie auf die Enterprise ein, um dies aus der Welt zu schaffen." Ein kurzer Moment der Stille, dann: „Einverstanden, ich komme auf Ihr Schiff." Das war Picards Revier, die Diplomatie. Keine Waffen und keine Gewalt, sondern die Macht der Worte und der Argumentation. „Sehr gut, machen Sie sich bereit und senken Sie die Schilde, wir beamen Sie an Bord."

Picard wollte schon auf seinen Kommunikator tippen, um Transporterraum 3 anzuweisen den Captain der Rotana zu erfassen, als dieser sich jedoch noch einmal mit einem etwas verwirrten Ton zu Wort meldete. „Beamen, Captain?" Offenbar kannte man in dieser Galaxis diese Technologie noch nicht. Picard hatte das in diesem Moment nicht bedacht, wo ja jede raumfahrende Spezies in ihrer Heimatgalaxie mit dem Vorgang des Beamens vertraut war.

„Sehr richtig, Captain. Sobald Ihr Schiff seine Schilde gesenkt hat, kann mein Transporterchief Ihr Signal erfassen und Sie in Sekunden in einem Stück von Ihrem Schiff auf unseres transportieren. Dabei werden Ihre Muster erfasst und ihr Körper anschließend in seine Atome zerlegt, welche über einen Materiestrom zum Zielort transportiert und dort wieder zusammengesetzt werden. Man könnte es auch Teleportation nennen, wenn Sie so wollen. Ich versichere, dass dabei keinerlei Risiko besteht und es eine absolut sichere und gängige Praxis in unserer Heimat ist. Wenn Sie wollen kann auch ich mich auf Ihr Schiff beamen zum Beweis, dass keine Gefahr dabei besteht." Erwartungsvoll lauschte Picard in die Stille. Schon befürchtete er halb, dass der Captain der Rotana abgeschreckt sein könnte angesichts seiner Beschreibung des Beamvorgangs (Reginald Barclay war immerhin ein Paradebeispiel dafür, dass es auch in ihrer Heimat genug Leute gab, die jedes Mal wieder Horror vor der Materietransportation hatten), doch seine Zweifel waren zum Glück unbegründet, als die Frauenstimme aus der Komverbindung sagte: „Schon in Ordnung, Enterprise, ich werde mich von Ihnen Beamen lassen." Picard aktivierte seinen Kommunikator. „Transporterraum 3, erfassen Sie das Signal des Captains der Rotana und beamen Sie sie direkt auf die Brücke. Dr. Crusher, Lieutenant La Forge, melden Sie sich in der Beobachtungslounge." Die übrigen Führungsoffiziere waren ja schon anwesend. Die drei Adressaten bestätigten die erhaltenen Befehle. Jetzt war Picard gespannt wer hier gleich auf seiner Brücke erscheinen würde. Es dauerte einige Momente, während Chief O'Brian die nötigen Eingaben auf seiner Konsole tätigte, bis endlich der Beamvorgang gestartet werden konnte. Der Materiestrom projizierte sich auf der Brücke der Enterprise und prompt wurden die Umrisse eines Humanoiden erkennbar. Wenige Sekunden später war der Transport abgeschlossen und der Captain der Rotana stand vor Picard. Es war eine weibliche, sehr große Gestalt, gehüllt in langen Gewändern. Ihre Haut war rot mit Ausnahme von zwei riesigen weißen Ovalen rund um die Augen herum und auf ihrem Kopf sprossen weiß-blaue tentakelartige Kopfschwänze. Der Captain neigte leicht den Kopf. „Seid gegrüßt, Captain Picard, ich bin Jedimeisterin Shaak Ti."

Star Trek - Die dunkle Seite der MachtWhere stories live. Discover now