Ich schlug die Augen auf und schaute mich in meiner kahlen Wohnung um. Ich hasste sie, sie war so trist und kalt. Ich sollte Farbe kaufen gehen und die Wände bunt streichen, damit wenigstens etwas in meinem Leben Farbe hatte. Seit der Sache mit Gaston, war ich völlig aus dem Rhythmus geraten, ich dachte darüber nach, woher er all das wissen konnte, wieso er meinte er liebt mich und sei stolz auf mich, wie er einfach verschwinden konnte. Man hatte fast den Eindruck Er wäre Jasper gewesen, Agus wäre Jasper gewesen, aber das wäre nicht möglich, Tote können nicht auf die Erde zurückkehren und vor allem nicht als andere Person, Carolina du hast wohl zu viel The Vampire Diaries geschaut!
„Ela ich drehe durch, ich weiß nicht was ich noch machen soll, wie ich das alles bewältigen soll.", verzweifelt standen Ela und ich vor der Farbauswahl im Baumarkt. „Du redest jetzt aber über Agus und nicht über die neue Wandfarbe oder?", fragte sie zur Sicherheit. „Natürlich rede ich von Agus, die Wandfarbe wird wohl kaum solche Probleme bereiten.", seufzend zog ich ein Blatt mit einer Farbauswahl von Fliedertönen aus dem Behälter. „Ach Caro, du bist wirklich immer noch kein Stück weiter. Langsam musst du mal den nächsten Schritt wagen, gehe eine Stufe höher und versuche dein Leben in den griff zu bekommen. Diese Telenovela ist der perfekte Startschuss für einen Neuanfang. Dieses Brombeer gefällt mir gut.", meinte sie. „Bist du sicher? Naja ich versuche ja alles, ich gebe mein bestes. Es ist ein Wunder das ich noch lebe, dass ich nicht auch tot bin.", erzählte ich während wir zu weiteren Farben schlenderten, „Was wenn das mit der Telenovela nicht klappt, sie direkt abgesetzt wird und ich ohne was da stehe, das Café reicht langsam nicht mehr aus zum Leben." „Ich weiß Caro, ich würde dir raten dein Buch an einen Verlag einzureichen, das wäre deine Versicherung, es ist so gut geschrieben und es würde anderen Menschen Mut machen.", versuchte Ela mir einzureden. „Keiner, wirklich keiner soll meine tiefsten Gefühle für ihn kennen, meine Gedanken und die Art wie ich trauere geht niemand anderen etwas an, außer mich selbst.", erwiderte ich wütend. Es war bestimmt schon das vierte mal, dass ich das Ana erklären musste. Wieso konnte sie das denn nicht einfach verstehen? Wieso verstand generell niemand wie ich mich fühlte. In unsere heutigen Gesellschaft, zeigen die Menschen vielleicht eine Woche Verständnis, höchstens zwei, danach gehen sie davon aus, dass du so weiter lebst wie vorher, dass alles wieder in Ordnung ist, aber so ist es nicht, niemand hat mit seiner Trauer nach einer Woche abgeschlossen, niemand kann nach einer Woche so leben wie er es vorher getan hat und niemand kann mit all dem nach einer Woche abschließen. Das war etwas unmögliches und dennoch verlangten es alle von dir.
„Und das ist tatsächlich die Farbe die dir gefällt?", fragte mich Lia. „Gelb macht doch fröhlich, habe ich gehört. Vielleicht wirkt das dann auch mal bei mir.", ich strich mit der Walze über die Wand und verteilte so die gelb glänzende Farbe. „Das hoffe ich für dich Caro, ganz im ernst, das wünsche ich mir für dich!", lächelte mir Lia zu. Der Farbwechsel würde mir gut tun, das wusste ich.
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My little Angel
Teen FictionHätte mich jemand vorher gefragt, ob ich mir ein Leben ohne ihn vorstellen könnte hätte ich ihm mit einem niemals geantwortet. Jetzt darf ich mit Erschrecken feststellen, dass ich mich wohl oder übel daran gewöhnen muss. Niemals hätte ich auch nur a...