T R A U E R P H A S E

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„Ich möchte nicht das du in deinem Zustand arbeitest! Das ist weder fürs Geschäft, noch für dich gut.", wollte Ela mir erklären. „Ich werde Zuhause verrückt Ela, die ganzen Erinnerungen an ihn. Ich brauche Ablenkung.", meinte ich ohne jegliche Emotionen. Seit dem Tag an dem ich ihn verloren hatte, schwebte ich nur in Selbstmitleid, bekam ständig Briefe von bekannten die mir ihr Beileid wünschten genau wie Agus Familie. Sie wollten mich trösten, dabei mussten sie selbst mit ihrer Trauer klar kommen. Ich schottete mich von allem und jedem ab. Mitleid, wie hört sich das denn an. Agus hätte das nicht gewollt, er mochte es nicht wenn man sich bemitleidet hatte. Oh er mochte so vieles nicht. Wenn wir immer diskutiert haben wo wir in den Urlaub fahren wollten. Ich war immer für ein Hotel, er wollte immer mit mir in eine Ferienwohnung. Er hat mir jeden Wunsch erfüllt und jetzt denke ich, warum habe ich ihm nur so wenig zurück gegeben. Ich habe ihm nie das gegeben was er verdient hatte. Ich habe ihm nie von meinen Träumen erzählt, ich habe so vieles noch nicht getan. Die Tränen standen in meinen Augen, aber ich blinzelte sie weg. Ich wollte nicht das Ela sie sieht. „Ach Caro...", meinte Ela und schaute mich wieder mit diesem Mitleids Blick an. „Ich will kein Mitleid, jeder dem ich begegne schaut mich so an und wünscht mir sein Beileid. Ich will das nicht, das macht die Sache nicht besser oder ungeschehen. Ich will mich ablenken und ganz normal behandelt werden. Ich möchte nichts anderes als das, nein falsch ich möchte das Agus wieder da ist, aber ansonsten möchte ich nichts.", sagte ich und band mir die Schürze und meine Taille. „Gut dann leb so weiter. Aber man kann nicht alles wegschweigen und keine Emotionen mehr zeigen. Das wird dich noch kaputt machen. Und dich will ich nicht auch noch verlieren.", flüsterte sie. Jeder geht anders mit seiner Trauer um und ich Rede eben nicht so viel. Ich lebe eben gerne in mich gekehrt.

Langsam schloss ich die Wohnungstür auf. Ich denke ich sollte umziehen, lange halte ich es hier nicht mehr aus. Alle Bilder lagen umgedreht auf den Kommoden oder wo sie sonst standen. Ich konnte keine Bilder anschauen wo ich ihn umarme und lache, denn das ist momentan absolut nicht das was ich will. Erschöpft lies ich mich auf das Sofa fallen. Ein graues riesen Sofa. Agus wollte unbedingt so eins haben und er hat nicht locker gelassen. Es war teuer wie sonst was, aber es war sein Wunsch und jetzt? Er saß nur drei Monate darauf. Jetzt muss ich die Raten davon weiter bezahlen für ein Sofa das ich nie wollte. Wenigstens hatte er drei Monate Freude daran. Wie soll ich das alles schaffen mit meinem kleinen Job? Wie soll ich das schaffen mit mir selbst.
Ich starrte aus dem Fenster. Der Himmel war bewölkt, aber nicht grau bewölkt. Es war ein schöner Tag und die Wolken sahen weich aus. Manchmal fragte ich mich ob er einfach weg ist, eben einfach nicht mehr existent und dann denke ich ob es vielleicht nicht doch ein Leben nach dem Tod gibt. Das alle im Himmel sitzen und normal leben wie ich es hier unten tue. Vielleicht ist mein Freund auch zu einem Engel geworden. Es heißt doch Gott holt die Engel zu sich. Ach Caro was redest du denn da für einen Müll, du suchst einfach nur eine Erklärung für etwas. Für etwas das du nicht bewältigen kannst. Plötzlich klingelte es an der Tür, mit einem seufzen stand ich auch und schleppte mich mit letzter Kraft an die Tür. Ich drückte die Klinke runter und zog die Tür auf. „Hallo Caro!", begrüßte mich Agus Mutter. „Hey.", meinte ich. „Ich weiß dir geht es nicht gut, aber ich dachte ich gebe es dir trotzdem.", sagte sie mit einem traurigen lächeln und reichte mir eine kleine Schachtel. Ich öffnete diese und fand eine kleine Schatulle in ihr, als ich diese auch geöffnet hatte stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich konnte sie nicht zurück halten und fing an zu weinen. „Es tut mir so leid Carolina.", meinte seine Mutter und zog mich direkt in eine Umarmung.
Es war ein Ring.

My little AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt