Die Druiden wussten nicht, was los war. Ihnen war nur bewusst, dass Darko dahinter stecken musste.
Aiseah und Rachel waren verschwunden. Laut den Kalltern sollten sie ja zurück nach Silverglade, und laut den Druiden sollten sie im Dinotal bleiben.
Es war verdreht.
Und wie.
Sie mussten herausfinden, wo die beiden waren. Wo Darko und seine Leute sich versteckten.
"Alle Orte in Jorvik wurden gecheckt. Sie sind nicht hier", erklärte Kora, die über die Federn ihres Vogels Beeper strich. "Überhaupt scheinen sie nicht in unserer Dimension zu sein."
"Wir müssen die Druiden der anderen sechs Dimensionen benachrichtigen. Wenn Darko wirklich nicht in unserer ist, muss er zwischen der dritten und der siebten sein", sagte Fripp. "Die zweite wäre noch zu nahe an unserer, das Risiko würde er nicht eingehen."
"Bin ganz deiner Meinung, Frippi", sagte Evergray, der gerade an seinem Kaffee schlürfte. "Allerdings muss ich euch noch etwas sagen."
"Aha? Was denn, großer Bruder?", fragte Avalon verwirrt, der die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte und im Sessel saß. Evergray seufzte tief.
"Ich habe lange recherchiert, da ich mir überhaupt nicht sicher war. Als Rachel dann aber sagte, sie hieße Rachel Stormfield, bin ich aus allen Wolken gefallen.
Vor einigen Jahren lernte ich eine Frau kennen. Wunderschönes, blondes Haar, haselnussbraune Augen, einfach nur zum Dahinschmelzen", schwärmte Evergray, räusperte sich dann aber. "Ich hatte mich sofort in sie verliebt, wie es seit einigen Jahren nicht mehr passiert war. Es kam, wie es kommen musste. Ich muste wieder nach Pandoria, bevor ich wusste, dass Jennifer schwanger war. Cody Stormfield hat meine Tochter also groß gezogen."
"Evergray, das ist ein schlechter Scherz", sagte Anne und hielt sich geschockt die Hände vor den Mund.
"Das war ja noch nicht einmal alles", schüttelte Evergray den Kopf. "Fünf Jahre zuvor lernte ich auch eine Frau kennen. Sie war von den Kalltern, mit Abstand die hübscheste Frau, die ich bis dato gesehen hatte. Wir hatten eine Nacht, bis ich nach Pandoria musste. Einige Jahre später kam das mit Jennifer Stormfield und ich musste wieder zurück. Vor fast drei Jahren kam ich dann hierher."
"Aiseah- Aiseah ist auch dein Sohn, Evanon?", fragte Avalon erschrocken. Er setzte die Kapuze ab und sah seinen Bruder enttäuscht an. Evergray sah auf den Boden, stellte die leere Tasse auf die Spüle und wendete sich ab.
"Es tut mir leid, dass ich es euch nicht eher erzählt habe, aber ich war mir selber nicht sicher", murmelte er, öffnete die Tür und verließ Cadence' Haus. Tief atmete er die frische Luft Jorviks ein, setzte seinen Stab an und öffnete ein Portal, um nach Jarlaheim zu kommen. Er hatte dort eine kleine Wohnung gemietet, um mal zur Ruhe zu kommen und den Kopf frei zu bekommen.
Als Evanon vor den großen Stadttoren stand und dann die Straße entlang lief, hörte er einen dumpfen Schrei.
'Ich werde zu alt für den Mist', dachte Evergray sich und lief weiter, doch dann hörte er noch ein Schreien. Er stoppte und sah sich um, konzentrierte sich und hörte noch ein Schreien. Diese Schallwellen kamen aus dem Norden.
Evergray lief los. Die Schreie wurden deutlicher und Evanon wusste, er konnte sich noch auf sein dunkles Blut und seine Fähigkeit, gut hören zu können, verlassen."Ich glaubs nicht", murmelte Evergray, als er vor einem großen Haus ankam.
'Hier wohnt die Familie Stormfield', stand auf einem Schild vor dem Vorgarten am Zaun. Es brannten Lichter im Haus und einige Schatten waren zu sehen. Dann ein lautes Scheppern. Wieder ein Schrei. Ein hämisches Lachen. Evergray wusste, er musste dort rein, weshalb er seine Kraft sammelte und sich darauf konzentrierte, was er vor über vierzig Jahren gelernt hatte.
Auf einmal kam ein heller, pinkblauschwarzer Lichtstrahl aus dem Stab, den Evanon auf die Haustür gerichtet hatte. Die Haustür flog aus den Angeln und Evanon lief los. Im Hausflur angekommen, sah er im Wohnzimmer eine Frau, die auf dem Boden saß. Ein Mann hatte gerade einen Stuhl in der Hand, den er ganz offentsichtlich auf die Frau werfen wollte.
Evergray sprang vor die Frau, murmelte ein 'Halt dich fest' und teleportierte die beiden weg.
Die Frau war in Ohnmacht gefallen. Vorsichtig legte Evanon sie auf die Couch und verarztete ihre Wunden, deckte sie zu und blieb vor dem Sofa sitzen. Lange betrachtete er die Frau, bei der er sofort wusste, dass es Jennifer war. Ihre blonden Haare, die braunen Augen, die minimale Narbe an der Augenbraue, die sie immer abdecken wollte, obwohl Evanon dieses kleine Merkmal so sehr an ihr liebte.
Und mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie sehr er Jennifer all die Jahre vermisst hat.
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Rachel und Ravenclaw - Eine Reise ohne Ende | SSO FF
FanfictionAls Rachel von Zuhause rausgeschmissen wird und nur noch ihre Friesenstute Ravenclaw hat, macht sie sich auf den Weg, die Welt zu erkunden. Doch dann kommen ihr die Beschützer Aideens in die Quere und Rachel findet heraus, dass sie eine Seelenreiter...