Kapitel 1

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Kälte umgab mich und Eiszapfen hingen an jeden kleinen Zweig, zogen ihn mit sich hinab und leuchteten dank der untergehenden Sonne in einen atemberaubenden, einmaligen orange-rot. Die Weihnachtslichter der Natur. Der hohe Schnee machte es mir schwer voran zu kommen und auch der Wind, welcher immer wieder einzelne Strähnen meiner Haare in mein Gesicht blies, ließ mich schaudern vor Kälte. Ich zog den Mantel etwas enger um mich und bahnte mir den Weg am Waldesrand vorbei zu dem Haus meiner Eltern, welche vor zwanzig Jahren Deutschland hinter sich ließen und nach Finnland zogen, weit ab von dem Stress der heutigen Zeit. Mit achtzehn Jahren, beschloss ich auszuziehen und die eisige Kälte, Ruhe und Abgeschiedenheit gegen Wärme, Trubel und Stadtleben auszutauschen. Ich zog mit gerade Mal zwei Koffern nach Spanien, glaubte dort die Liebe meines Lebens gefunden zu haben und schmiedete eisern Hochzeitspläne. Doch daraus wurde nichts, nach zwei Jahren wurde ich von mein Verlobten, welcher ein gutverdienender Geschäftsmann war und damals aus geschäftlichen Gründen zwischen Helsinki und Barcelona pendelte, vor die Tür gesetzt.  Mich hielt nicht fiel in Spanien also reiste ich umher, mit dem Geld welches ich gespart hatte, lebte einig Zeit in Australien und jobbte in einen kleinen Café mit direkten Blick auf den Ozean doch zog es mich nach weitern zwei Jahren zurück in die Kälte in das Land meiner Kindheit, in das Land der tausend Seen. Auch wenn ich nach Helsinki zog, um dort mein Studium in Psychologie zu beginnen, ließ mich das Haus meiner Eltern mit den vielen Kindheitserinnerung nicht los. So oft es geht komme ich sie besuchen und heute war einer dieser Tage, es war Heiligabend.

Ich öffnete sachte das kleine, alte Holztor, welches die Wildnis von dem Grundstück meiner Eltern trennte und ging langsam auf die große, rustikale Tür zu, welche mit einen Weihnachtskranz geschmückt war. Leicht schmunzelnd betrachte ich ihn und denke an die alten Zeiten zurück an dem ich den Kranz mit meiner kleinen Schwester und meinen großen Bruder kreierte, damals sagte unsere Mutter zu uns, dass der Weihnachtsmann uns sonst nicht finden würde und so verzierten wir ihn mit allem was wir fanden, einem kleinen Mistelzweig zum Beispiel. Ich stand noch eine Weile davor bevor ich an die Tür klopfte und sofort von Finja begrüßt wurde. Ihre dunkelbraunen Locken hüpften bei jeder ihrer Bewegung auf ihren Schultern hin und her und ihre eisblauen Augen strahlten wie immer die Warmherzigkeit aus. Sie trug ein elegantes aber nicht zu spießiges weinrotes Strickkleid und dicke flauschige Socken, als sie mich aus ihrer langen Umarmung los ließ, zog sie mich auch schon ins Haus vorbei an der Treppe im Flur, welche zu den damaligen Kinderzimmern und dem Schlafzimmer meiner Eltern führt, ins Wohnzimmer wo bereits alles auf der großen beigen Couch vor dem alten Kamin saßen. ,,Neea, da bist du ja!", begrüßte mich mein Bruder, Janis. Meine Eltern lieben finnische Namen wirklich sehr leider klingen ihre weniger finnisch. Yvonne und Peter. ,,Janis, ich hab dich sooo vermisst.", ich ging sofort zu mein zwei Köpfe größeren Bruder und zog ihn in eine lange Umarmung, damit beschäftigt bloß keine Träne zu vergießen. Neben ihm saß Alissa, seine Freundin, als sie aufstand fiel mein Blick sofort auf ihren Bauch. Mit großen Augen sah ich zwischen dem glücklichen Päärchen hin und her bis mein Blick auf der blonden Schönheit liegen blieb. ,,Du bist schwanger?", mit einen strahlenden Lächeln auf den  Lippen nickte sie. Ihre langen, glatten Haare hatte sie über den engen, blauen Strickkleid fallen lassen und sieht jetzt zu den Mann an ihrer Seite. Er sieht meiner Schwester sehr ähnlich denn auch er hat dunkelbraune Haare und eisblaue Augen nur ich passe weniger zur Familie mit meinen leicht welligen hellbraunen Haaren und grau-blaue Augen mit gelben Sprengeln. Mein Vater hat fast schwarze Haare und graue Augen und meine Mutter hat dunkelbraune Haare und ebenfalls eisblaue Augen.

,,In einen Monat ist es soweit, dann zieht unser kleiner Aki bei uns ein." , gab mein vier Jahre älterer Bruder bekannt und zog Alissa näher an sich, bevor sich beide setzten und ich zu meinen Eltern ging und sie begrüßte, um mich anschließend hinzusetzten und mein Glühwein, welchen meine Schwester mir reichte, in die Hand zu nehmen. Der Qualm des dunklen Getränks zog in die Luft hinterließ dort dünne Rauchschwaden bevor sich der weihnachtliche Geruch im Raum verbreitet und sich mit dem knistern des Holzes im Kamin vereinte. Vorsichtig nippte ich an dem Glühwein und ließ ihn dann weiter in mein Händen verweilen. ,,Hat sich Jacob mal wieder bei dir gemeldet?", fragte mich meine 20-jährige Schwester, als sie sich neben mich setzte. Jacob lernte ich an mein ersten Tag an der Uni kennen, ich verstand mich sofort mit ihm und wir waren unzertrennbar. Er zog nach wenigen Wochen bei mir ein, meinte er will endlich von seinen Eltern weg. Nach ein paar Wochen an der Uni, wollte ich ihn zuhause fragen, was er denn studierte, weil ich ihn nie dort sah außer einmal. Doch da war es schon zu spät, er war weg nur ein Zettel hinterließ er mir. Ich stellte mein Glühwein auf den alten Holztisch vor mir ab und zupfte stattdessen an meinen beigen Rollkragenpullover, welcher ein losen Faden am Ärmel hatte. Ich zuckte mit den Schultern und sah dann an den Weihnachtsbaum, der neben den Kamin stand. ,,Er hat sich nicht mehr gemeldet seit..", ich verstummte. Auf dem Zettel stand nur ein  Link und 'Es tut mir leid.'. Der Link führte zu einer Nachrichtenseite, die über ein Tankstellenüberfall in der Nähe berichtete, der Hauptverdächtige war Jacob. ,,Apropos Jacob. Der Brief wurde vor ein paar Tagen bei uns abgegeben, kein Absender.", sagte meine Mutter und übergab mir den besagten Brief. Ich lege ihn beiseite und griff nach meiner riesigen Tasche. ,,Der kann warten. Jetzt sind erstmal die Geschenke dran.", rief ich und holte meine aus der Tasche, lief zum Weihnachtsbaum und stellte sie darunter bevor ich wieder auf der Couch platznahm.  Ich vermisse Jacob, immer noch, obwohl es schon anderthalb Jahre her ist und ich so viele Fragen an ihn habe. Er half mir aus einer schweren Zeit heraus,  er war sowas wie mein Retter in der Not, denn die zwei Jahre reisen haben mich nicht vergessen lassen was in Barcelona passiert ist. ,,Neea?", ich erschrak und sah zu mein Vater, welcher mich lächelnd ansah und ein Päckchen in der Hand hielt.

Zwei Stunden später als die Bescherung vorbei ist fällt mir der Brief wieder ein. Als ich ihn vorsichtig öffnete lagen alle Blicke auf mir, langsam zog ich den selbstgeschriebenen Brief hervor und erkannte sofort die Schrift. Der Brief war tatsächlich von Jacob. >Hey Engelchen, frohe Weihnachten. Es tut mir Leid was ich dir antat und das ich mich nie gemeldet habe, aber ich wusste nie wie. Ich möchte dir gern alles erklären und das persönlich. Bitte komm mich besuchen, ich schätze du weißt wo ich bin. Ich wünsche dir noch ein wunderschönes Weihnachtsfest, wie du es verdienst. Jacob<

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