Ein Schritt zurück

(4)

„See good in all things."

(Unbekannt)

Kurz bevor ich schlafen gehe, führe ich noch ein Telefonat mit einer guten Freundin. Auch ihr teile ich mit, dass ich gescheitert bin.

Sie drückt ihr Bedauern aus, aber schließlich meint sie: „Weißt du, für irgendetwas ist das gut gewesen."

„Ja, dafür, dass ich erkenne, dass ich zu blöd bin, um zu siegen", ist meine wenig geistreiche Antwort. Kaum ist sie ausgesprochen, kaufe ich sie mir selbst nur noch so halb ab. Eigentlich kann ich es nicht leiden, wenn sich Leute schlechter machen als sie sind, aber das ist eine Ausnahmesituation, immerhin bin ich völlig am Boden zerstört.

„Du bist nicht zu blöd. Nein, ich denke, deine Niederlage ist für etwas anderes gut."

„Und für was?"

„Das kann ich dir nicht sagen. Das kann dir niemand sagen. Aber irgendwann wird etwas Gutes passieren, zu dem es nur kommen konnte, weil du diese Niederlage hattest. Also sieh die Dinge nicht so schwarz."

„Ich weiß nicht", werfe ich ein, doch ihre Worte stimmen mich nachdenklich.

Sie geht darauf nicht weiter ein, sondern führt einen neuen Gedanken aus. „Und so oder so: Du wirst an der Niederlage wachsen. Sieh sie nicht als Zeichen, dass du dein Ziel nicht erreichen kannst, sondern als Hinweis dafür, dass du etwas anders machen musst, um es zu erreichen."

„Warum seid ihr alle nur so überzeugt davon, dass ich es noch schaffen werde?"

Ich höre sie durch das Telefon auflachen.

„Weil du es bist."