Ein Schritt zurück

(5)

„If you're going to try, go all the way."

(Charles Bukowski)

Ein neuer Tag ist angebrochen. Selten bin ich darüber so froh wie heute.

Das Atmen ist viel leichter, in meinen Augenwinkeln sitzen keine Tränen mehr und zum verhängnisvollen Geschehen des gestrigen Tages hat die Nacht zumindest ein wenig Distanz geschaffen.

„Wie geht's dir?", fragt mich meine Mutter.

Nicht gut. Aber dennoch antworte ich wahrheitsgemäß, als ich sage: „Besser."

„Willst du immer noch aufgeben?"

„Ich weiß es nicht."

Meine Mutter strahlt, als wäre ‚Ich weiß es nicht' das ausdrucksstärkste ‚Nein', das sie jemals gehört hat.

„Das ist gut! Das ist großartig! Du wirst schon sehen, das wird wieder." Ihre Worte überschlagen sich, so sehr freut sie sich, dass ich ihre Frage nicht mit ‚Ja' beantwortet habe.

Vielleicht hat sie recht. Vielleicht wird das alles wieder.

Ich wünsche es mir so sehr.

Und dann brechen Namen aus meiner Mutter heraus. Namen und dazugehörige Geschichten über Menschen, die dieselben Niederlagen wie ich erlitten haben, aber trotzdem das Ziel erreicht haben, das auch ich anpeile.

„Du bist nicht allein", schließt sie ihre Erzählungen ab. „Was du erlebt hast, ist schon vielen widerfahren. Und diese Menschen haben dennoch geschafft, worauf auch du hinarbeitest. Du kannst es also ebenfalls schaffen."

Irgendwie hilft das.

„Danke, Mama."

„Du darfst nur nicht aufgeben. Du musst weitermachen."