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Was ich vermisse an meinem alten Leben? Nicht besonders viel, doch genug, um es zurück haben zu wollen. Ich vermisse es, rausgehen zu können, ohne von Toten überfallen zu werden. Ich vermisse meine Freunde. Meine Familie. Mein Bett, die Normalheit meines normalen Lebens. Obwohl das hier auch was hat. Action. Spannung. Gerade laufe ich neben James durch den Wald, versuche, Stolpern zu vermeiden und sehe Marcel dabei zu, wie er es tut. Sein Fuß bleibt an einer Wurzel hängen, verfängt sich, und Marcel fällt der Länge nach hin. Ich helfe ihm hoch, kann mir ein kleines Lachen aber nicht verkneifen. Marcel schaut mich an und lacht mit. Nach James strengem Blick reihen wir uns wieder ein. Ich bei James ganz vorne, Marcel hinter mir. Ständig stupst er mich an, und wenn ich mich umdrehe, zieht er Grimassen.
"Sam, konzentrier dich! Wenn du so weitermachst, endest du als Zombiefutter", zischt James. Entschuldigend sehe ich ihn an.
"Du bleibst die nächsten Tage bei mir eingeteilt", murmelt er, mehr zu sich selbst, als zu mir. Ich fasse es nicht. Noch ein Tag mit diesem Spaßverderber. Irgendwie mag ich ihn ja schon, nur er ist immer zu ernst. Er versteht nicht, wieso ich und Marcel ständig Witze machen und uns zum Lachen bringen. Um das alles vergessen zu können. Zumindest für den Moment. Die Welt ist tot. Und wir können nichts dagegen tun, außer es zu akzeptieren. Ich habe meine Waffe in der Hand, stets bereit, zu schießen. Doch im Wald sind nicht sonderlich viele Zombies, was gut ist. Gelegentlich laufen uns welche über den Weg, die wir mühelos töten. Die Bäume werden dichter, der Boden bewachsener. Gelangweilt stapfe ich neben James her. Wir umrunden einen dicken Baum und gehen weiter.
Marcel ist auf dem Weg noch einige male gestolpert, hat mit mir gelacht und Witze gemacht. Einmal hat er mich mit zu Boden gerissen. Jetzt habe ich Schmerzen in den Rippen, doch das wars wert. Immer James folgend, hole ich mir ein Wasser raus und trinke.
"Marcel, hast du was zu essen? Ich bin am Verhungern", frage ich. So dumm kann tatsächlich nur ich sein. Ich habe an alles gedacht, außer an Essen. Und das ist so ziemlich das Wichtigste, mit Trinken.
"Klar, warte kurz." Er kramt in seinem Rucksack herum und zählt auf, was er da hat: "Rohes Steak, Dosenmais, ähm ... Brötchen, Dosensuppe, ..."
Bevor er weitersuchen kann, unterbreche ich ihn:
"Gib mir 'ne Suppe." Er reicht mir eine Dose und einen Plastiklöffel. Ich schaue mir das Verfallsdatum an. Letzte Woche. Naja, in dieser Lage gibt's kaum was besseres. Also öffne ich die Dose und fange an, zu essen. Endlich müssen wir nicht mehr nebeneinander herumlaufen, sondern dürfen laut James gehen wie wir wollen. Nur den Partner sollte man im Blick haben. Also gehe ich mit Marcel schweigend weiter, während ich meine Suppe genieße. Er schaut mich an. Schaut nach vorne. Keiner von uns sagt etwas, ich höre alle anderen reden. Aber ich habe kein Problem mit der Stille. Es ist kein erzwungenes Schweigen, es ist ein friedliches Schweigen. Von zwei Freunden, die gemeinsam durch den Wald laufen. Ich höre die Vögel zwitschern. Ich rieche die Natur, den Wald.
Ganz wie früher.
Und für einen kurzen Moment vergesse ich, dass die ganze Erde tot ist, und ich fühle mich zurückversetzt in meine Kindheit.

Wohoo, ein neues Kapitel!
Hab nicht viel zu sagen heute.
Schönen Tag noch.
LG, Glasrose✨

Zombies sind unter uns - Mein Kampf ums ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt