15

0 0 0
                                    

Wir sitzen am Lagerfeuer, alle zusammen. James sitzt etwas abseits. Ich habe mich neben Marcel an einen Baum gelehnt. Morgen ist es soweit. Celinas Geburtstag. Ich sehe Marcel von der Seite an.
"Feiert ihr Geburtstage irgendwie?", frage ich. Er schweigt ein paar Sekunden lang.
"Nein", kommt dann als Amtwort. "Nicht wirklich. Ich mein, wir gratulieren ihr alle und ... die Person darf dann an dem Tag zum Beispiel entscheiden, mit wem sie eingeteilt werden will, aber sonst nicht. Wie auch? Wir können keinen Kuchen besorgen, und Geschenke schon gar nicht." Sein Blick richtet sich auf irgendwas zwischen den Bäumen. Vielleicht ein Vogel.
Bald darauf legen wir uns alle hin, bis auf Silvia, und schlafen ein.

Ich werde von einem Schrei geweckt. Sofort schieße ich hoch. Ich kenne diese Stimme. Ich sehe mich um und erblicke Celina, sie steht direkt neben einem Zombie. Der Zombie hat sie gebissen, ganz klar. An Celinas Schulter sieht man den riesen Biss. Blut fließt daran herunter. Die Adern, die von dem Biss wegführen, treten aus der Haut raus, und verfärben sich leicht dunkel. Damian sticht dem Zombie in den Kopf und stützt dann Celina. Sie ist sehr blass geworden, fast weiß. Damian murmelt "nein, nein" die ganze Zeit vor sich hin und legt Celina sanft auf den Boden. Ihr Atem geht schnell, sie streckt die Hand aus. Ihr Blick huscht hin und her, während Damian anfängt zu schluchzen. James hebt seine Waffe. Celina fängt an zu röcheln und versucht schon, Damian zu beißen, der irritiert zurücktritt. "Geh zur Seite", befiehlt James Silvia, die ebenfalls neben Celina steht, und zielt auf Celinas Stirn.
"Nein!", schreit Damian mit tränenden Augen und wirft sich vor Celina. "Bitte nicht."
James sieht ... traurig aus.
"Ich muss", erklärt er. "Ich würde sie damit von dem verfluchten Leben eines Zombies befreien. Das wäre das, was sie gewollt hätte. Das weißt du genausogut wie ich, Damian." Er klingt zur Abwechslung mal nicht streng, sondern mitfühlend.
"Aber es ist ihr Geburtstag", haucht Damian.
"Das ändert nichts."
Schluchzend geht Damian zur Seite und schaut weg, als James schießt. Celina, die gerade versucht hat, sich aufzusetzen, fällt zurück auf den harten Boden und bleibt reglos liegen. Damian kniet sich neben ihre Leiche. "Ich liebe dich", flüstert er und streicht ihr die Haare aus dem Gesicht. Jetzt weint er. Er weint vollkommen. Auch wir anderen haben Tränen in den Augen.

Da Damian nicht von Celinas Leiche weg wollte, sind wir noch geblieben, bis er sich ausgeweint und sie begraben hat.
Mit geröteten Augen geht er einen Schritt von dem Grab, das er mit Steinen umzäunt hat, weg.
"Und ich konnte es ihr noch nicht einmal sagen", schluchzt er.
"Es tut mir so leid.", sage ich sanft.
Er sieht mich an. Doch statt Trauer, ist nun Wut in seinen Augen.
"Ach ja? Das sollte es auch!", er hebt die Stimme. "Wärst du nicht gewesen, hätte ich es ihr vielleicht schon gesagt! Aber nein, du wolltest das ja nicht. 'Warte doch bis zu ihrem Geburtstag'", äfft er mich nach. "Ich hab gewartet! Wegen dir, und wegen dir ist sie gestorben, bevor ich es ihr sagen konnte. Ich wünschte, James hätte dich damals einfach den Zombies überlassen, dann wär das alles nicht passiert!", schreit er mich an.
Wütend fange nun auch ich an zu schreien. "Meine Schuld? Du hättest es ihr ohne mich sowieso nicht gesagt, dazu bist du nämlich viel zu feige! Du bist ein elender kleiner Feigling, Damian und das kann selbst ich nicht ändern! Schiebe die Schuld nicht auf mich, obwohl du weißt, dass es deine Schuld ist. Außerdem hast du recht. James hätte mich sterben lassen sollen, dann hätte ich jetzt nämlich zusätzlich zu meiner Familie nicht auch noch meine beste Freundin verloren!" Ich spüre, wie die Wut in mir hochkocht. Ich drehe mich auf dem Absatz um und stapfe wütend und traurig tiefer in den Wald hinein. Nachdem ich weit genug weg von den anderen bin, lehne ich mich im Sitzen an einen Baum und starre Löcher in die Luft.
"Alles in Ordnung?" Marcel hat sich gerade neben mich an den dicken Baum gesetzt und schaut mich besorgt an. Ich starre weiter in die Luft und ziehe die Augenbrauen zusammen. Ich lehne mich an ihn und starre geradeaus, während er mir über die Haare streichelt. Was wäre passiert, wenn James mich wirklich hätte sterben lassen? Wäre ich jetzt ein Zombie, oder wäre ich gefressen worden? Vielleicht hätte Damian Celina wirklich schon seine Liebe gestanden. Sie wären zusammengekommen und wären glücklich zu zweit. Marcel hätte mich nie getroffen. Und ich ihn nicht. Er ist mein bester Freund, naja, jetzt mein einziger richtiger Freund.
"Alles gut", murmel ich und stehe auf. Zusammen gehen wir zurück zu den anderen. Auf dem Weg fragt er zögernd: "Das letzte hast du aber nicht ernst gemeint, oder? Dass James dich hätte sterben lassen sollen?"
Ich schüttle den Kopf. "Nein. Ich bin froh, euch gefunden zu haben. Ohne ihn hätte ich dich nicht gefunden. Und dann wärst du mir jetzt auch nicht so wichtig."
"Ich bin dir wichtig?"
"Klar. Wir sind Freunde, natürlich bist du mir wichtig."
Als wir zu den anderen stoßen, reden sie gerade mit Damian. James hält sich raus. Damian schaut zu mir.
Die anderen schieben ihn auf mich zu und er entschuldigt sich knapp. Nachdem sich James vergewissert hat, dass es uns beiden gut genug geht, um weiterzugehen, hebe ich meinen Rucksack auf und gehe los.

Haay. Ich hoffe, ich habe die Szene gut eingefangen, obwohl ich das bezweifle.
Trotzdem bin ich einigermaßen zufrieden mit dem Kapitel, zumindest genug, um es online zu stellen.
LG, Glasrose

Zombies sind unter uns - Mein Kampf ums ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt