Oh girl...

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Mit einem Aufschrei hieltst du dir die schmerzende Seite. Der Tritt hatte gesessen und etwas benommen von dem Schmerz verschwamm dir die Sicht vor deinen Augen. Es war dir nicht möglich, den schwarzen Fäden auszuweichen die nach dir griffen. Sie schlangen sich fest und unnachgiebig um deine Handgelenke und mit einem Ruck wurdest du nach vorn gezogen.
Mit einem Ächzen landetest du im Dreck, kopfüber im Staub. Du stöhntest gequält auf und zogst die Beine an den Körper.
„Was ist denn heute nur los mit dir?", rief dir der Schwarzhaarige herausfordernd zu und zog dich an seinen Fäden über den Boden, um dich vor ihm daran hochzuziehen. „Du warst schon mal in besserer Verfassung."
„Leck mich!", fauchtest du ihm entgegen, doch er grinste dich an und verschränkte die Arme.
„Nur zu gern."
Innerlich verdrehtest du die Augen. Seit eurer gemeinsamen Nacht vor zwei Wochen ritt er unentwegt darauf herum und so langsam ging dir das ganze ziemlich auf die Nerven. Du hattest dich zu etwas hinreißen lassen, das gestandest du dir ein und es war auch etwas ganz wundervolles gewesen. Aber musste er dir das jetzt immer unter die Nase reiben?!
„Lass die dämlichen Kommentare!", zischtest du wütend und befreitest dich mit einem Kunai von seinen Fäden. Unglücklicherweise warst du dank dem pochenden Schmerz in deiner Seite unaufmerksam und ehe du dich versahst, hatte er dich mit seinen schwarzen Fasern an den Knöcheln gepackt und nun hingst du kopfüber in der Luft.
„Lass mich los!", zetertest du, langsam richtig wütend. Er sah dich einen Moment schweigend an, begriff wohl dass das Spiel für dich beendet war und zuckte achtlos mit den Schultern.
„Wie du willst."
Du schriest erschrocken auf, als er dich mit Schwung zur Seite schlug und du gegen eine Felswand krachtest. Du stöhntest und kämpftest dich erschöpft aus den Trümmern der Felsen, nur um zu sehen dass Kakuzu mit einem überlegenen Lächeln und dem Gesuchten auf der Schultern schon vor dir stand.
„Soll ich dich mal wieder zum Essen einladen?"; fragte er hämisch und du schütteltest energisch den Kopf – doch das stelltest du schnell ein, als ein dumpfer Schmerz durch deinen Schädel fuhr.
„Autsch-" Du hieltest dir die Schläfe, doch du kamst garnicht dazu den Schmerz richtig wahr zu nehmen, denn der Schwarzhaarige klopfte dir auf die Schulter und nickte in östliche Richtung, wo ein kleines Dorf mit angenehmer Übernachtungsmöglichkeit lag. Du zögertest kurz – wollte er dich etwa einladen? Zugegeben, du wolltest wirklich nicht mit deinen Verletzungen auf dem harten Waldboden übernachten, doch er sollte bloß nicht auf die Idee kommen, dass da etwas ernstes zwischen euch lief.
„Kaku-", setztest du an, doch er gab dir einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken und trieb dich so voran.
„Na komm, du kannst es ja abarbeiten." Sein grinsen war lüsternd und du wusstest ganz genau, was er von dir wollte. Warum wurden Männer so anhänglich, wenn man mit ihnen schlief? Konnte er nicht einfach sein leben weiterleben, so wie du es mit deinem eigenen geplant hattest?
„Ich weiß nicht.", brummtest du, doch der bohrende Schmerz in deinem Schädel trieb dich dazu, einzuwilligen. „Na gut... Aber keinen Sex!"
„Das werden wir ja sehen!", erwiderte er gelassen und trieb dich weiter voran. Seine vier Maskenmonster tapsten brav hinter euch her und wie schon so oft fragtest du dich leise, ob sie wohl ein Eigenleben hatten. Du hattest schon so oft gegen die ominöse Wesen gekämpft und auch wenn Kakuzu ihnen die Befehle gab, du wurdest das Gefühl nicht los, dass sie durchaus selbstständig denken konnten.
So wie dich die Wassermaske jetzt anstarrte, bekamst du eine Gänsehaut. Ihr Blick war nur auf dich gerichtet und wenn du einige Meter Abstand von ihr gewannst durch zügiges Laufen, folgte sie dir auf dem Fuße.
„Kakuzu", flüstertest du dem Schwarzhaarigen zu und er brummte fragend. „Was ist mit deinem- deinem Vieh los?" Du sahst hoch zu ihm und er warf einen Blick auf das Wassermonster.
„Wieso? Ist doch alles okay mit ihr."
„Es ist eine sie?!"
„Natürlich. Das Herz gehörte einer Kunoichi aus dem Kirigakure."
Erstaunt sahst du noch einmal zu dem Monster, welches inzwischen zu dir aufgeschlossen hatte. Es beäugte dich neugierig und stupste dich nach einigen Minuten sogar an. Du quiektest erschrocken auf, worüber sich Kakuzu sehr amüsierte.
„Keine Angst, sie tun dir nichts, wenn ich es ihnen nicht befehle."
Missmutig nahmst du wieder etwas Abstand von Suiton – doch diese Lücke zwischen euch wurde schnell wieder gefüllt.
„Sag es soll aufhören!", zischtest du deinem Begleiter zu, doch er zuckte nur mit den Schultern.
„Kann ich nicht. Außerhalb des Kampfes haben sie irgendwie ein Eigenleben entwickelt." Er sah zu dem schwarzen Monster, schnalzte mit der Zunge und die blaue Maske fiel wieder zurück zu den anderen Dreien, die brav hinter euch her trotteten. Du beobachtetest das Ganze mit gerunzelter Stirn und riebst dir den schmerzenden Magen.
„Solltest du sie nicht langsam zurückholen?", fragtest du ihn leise, doch er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
„Das hat auch noch Zeit. Es dauert noch eine ganze Weile, bis wir das Dorf erreichen. Obwohl-" Er pfiff einmal laut und das Feuermonster kam sofort auf seinen kurzen vier Beinen zu euch gelaufen.
„Nimm ihn für mich." Kakuzu legte den bewusstlosen Gesuchten auf den Rücken von Katon. Du warst erstaunt, zu was die Gebilde aus schwarzer Faser alles nützlich waren. Wozu sie wohl noch zunutze waren?
„Hier ist es bald." Du zeigtest auf einen großen, toten Baum und der Schwarzhaarige nickte dir zu. Dort war der versteckte Eingang zum Schwarzmarkt, wo ihr den Verbrecher abliefern würdet. Du warst dir noch nicht ganz sicher, ob Kakuzu das ganze Geld einstreichen würde. Das war eigentlich jedoch die logischste Schlussfolgerung, immerhin sprachst du hier von Kakuzu. Der Tag, an dem er sich Geld durch die Lappen gehen ließ, würde es junge Schweine regnen...


Die letzten Stufen zu dem geheimen Versteck führten in eine absolute Dunkelheit und du musstest dich anstrengen, nicht zu stolpern. Als deine Füße tatsächlich auf einer Stufe fast nachgaben, verlangsamte Kakuzu seine Schritte, damit du dich an seiner Präsenz orientieren konntest. Deine Kopfschmerzen wurden mit jeder Stunde schlimmer und alles, wonach du dich sehntest, war ein warmes Bett und ein gutes Essen.

Endlich erreichtet ihr die schwere Metalltür und nach einem harten Klopfen von Kakuzu glitt der Sehschlitz auf. Zwei dunkle Augen funkelten euch an, blickten auf den leblosen Körper über Kakuzus Schulter und der Schlitz schloss sich wieder. Nach einigen schleifenden und knackenden Geräuschen war die Tür entriegelt und du und dein Begleiter wurden eingelassen. Der Raum war kahl und sehr steril – eine Leichenhalle.
Der Schwarzhaarige warf den Körper zu Boden, der leise ächzte. Ein Lebenszeichen, das war gut. Der Mann hinter der Tür zückte, nachdem er euch ausgiebig gemustert hatte, sein Exemplar des BINGO-Books und überprüfte eure Lieferung.
„Gut. Und das auch noch lebendig. Das gibt einen Bonus.", sagte er mit kratziger Stimme und trat zu dem Metallschrank an der Wand. Dort zog er einen Koffer und einige Bündel Geld hervor. Sorgfältig zählte er die euch zustehende Summe ab und legte sie vor Kakuzu auf den verstaubten kleinen Schreibtisch. Akribisch zählte dein Begleiter nach, während du dich an der kalten Steinmauer abstütztest. In deinem Kopf begann sich alles zu drehen und dir war übel. So langsam kam dir in den Sinn, dass du bei der Kollision mit der Felswand durchaus mit dem Kopf zuerst aufgekommen warst. Keine große Sache, redetest du dir ein, doch eine Gehirnerschütterung war nicht auszuschließen. In dem Falle würdest du für einige Tage ausfallen – das wäre katastrophal!
„Kakuzu, seh' zu.", knurrtest du und kämpftest mit deiner Übelkeit. Du musstest dir hart auf die Lippe beißen, um nicht den Boden der Leichenhalle vollzukotzen.
„Jetzt stell dich nicht so a-" Er hielt inne, als er sich zu dir umdrehte und in deine Augen sah. Er warf einen kurzen Blick zum Händler, der jedoch damit beschäftigt war den Mann vom Boden auf einen der Untersuchungstische legte.
Dein Begleiter verstaute schnell die letzten Scheine im Metallkoffer und verabschiedete sich vom Händler mit einigen hastigen Worten. Er packte dich am Oberarm und verließ den unterirdischen Schwarzmarkt. Unsanft schob er dich die Steintreppe hinauf, während du noch immer mit dem Schwindel und deinem Magen kämpftest. Du sahst hoch in seine steinerne Miene und runzeltest die Stirn. Warum war er plötzlich so hastig? Dir war nur ein bisschen schwummrig, mehr nicht – er sollte daraus nicht so ein Drama machen. Außerdem passt so ein benehmen garnicht zu Kakuzu, was war denn nur plötzlich los mit ihm?
Du kniffst die Augen zusammen, als ihr an der Oberfläche ankamt. Der helle Halbmond schien dir in die Augen und obwohl es Nacht war, kam dir alles viel zu hell vor nach dem Trip in die absolute Dunkelheit.
„Kakuzu, im ernst, was soll das denn!", beschwertest du dich, als er einen lauten Pfiff von sich gab und seine Maskenmonster aus dem Schatten des Waldes heran getrabt kamen.
„Rauf da." Er schob dich energisch auf den Rücken von Katon, dem Feuermonster und setzte sich hinter dich. „Wir werden uns etwas beeilen müssen. Los jetzt!"
Aufs ein Kommando hin lief das pummelige Monster los, in einer Geschwindigkeit die du ihm nicht zugetraut hättest. Frischer Wind pfiff dir um die Ohren, als du deine Finger in den schwarzen Fasern vergrubst, um nicht herunter zu fallen.
„Was machst du denn da?", riefst du deinem Hintermann zu und hieltest dir das Haar aus dem Gesicht. „Mir ist nur etwas schwindelig und schlecht! Das geht auch wieder vorbei!"
Er antwortete dir nicht, sondern schlang einen Arm um dich und zog dich enger an seinen warmen Oberkörper. Mit geröteten Wangen blicktest du hoch in sein Gesicht. Er war so ernst – warum?
Gerade wolltest du ihn fragen, warum er so einen Aufruhr um deine Gehirnerschütterung machte, als die Welt begann sich zu drehen. Der Schwindel wurde rasant mehr und du sahst alles doppelt. Er bemerkte dein gequältes Ächzen sofort und seine Miene verdunkelte sich.
„Halt an!", rief der Schwarzhaarige Katon zu und sofort stoppte das gewaltige Monster und ging in die Knie, um euch von seinem Rücken rutschen zu lassen.
Deine Füße fanden kaum Halt auf der Wiese und du musstest dich an Kakuzus Unterarm klammern, um nicht umzufallen. Die Übelkeit gewann Überhand und du erbrachst dich auf die Kornblumen unter dir. Doch dir ging es danach nicht besser. Es drehte sich noch immer alles um dich und mit jeder Minute verschlimmerte es sich.
„Kakuzu..!", keuchtest du atemlos und er hielt dich mit einem eisernen Griff fest, damit du nicht umfallen konntest. Dein hilfesuchender Blick traf auf besorgte und ernste Augen. Dann spürtest du wie deine Knie nachgaben und der letzte Rest deines Bewusstsein gab auf, ließ dich in eine unbekannte Schwärze fallen.

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